Frankreich 1999 · 92 min. · FSK: - Regie: Claire Denis Drehbuch: Claire Denis, Jean-Paul Fargeau Kamera: Agnès Godard Darsteller: Denis Lavant, Michel Subor, Grégoire Colin, Richard Courcet u.a. |
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Ihre Körper sind diszipliniert: Gestählt fürs Gefecht, jeder Handgriff des Kampfs tausendmal eingeübt. Aber sie wissen längst, dass der Ernstfall nicht mehr kommen wird. Was dieser Trupp französischer Fremdenlegionäre im Nichts der Wüste bei Dschibuti treibt, hat seinen eigentlichen Sinn verloren. Es ist Spiel geworden; Choreographie und Ritus, wie der Balztanz in der örtlichen Disco. Eine Welt für sich, ein streng reglementierter Freiraum inmitten des Alltagslebens der örtlichen Bevölkerung. Und dann kommt dieser junge, naive Soldat zur Kompagnie und bringt die Hackordnung – die uneingestanden auch eine erotische ist – durcheinander. Weckt Begehren und Eifersucht, vor allem des Adjutanten Galoup (Denis Lavant), der die Geschichte aus der scheinbar sicheren Distanz des Erinnerns erzählt.
Es ist der Plot von Herman Melvilles »Billy Budd«, den Claire Denis hier ins heutige Afrika verlegt. Aber auch zwei seiner Gedichte waren Inspiration des Film, der selbst viel von Lyrik hat, der ein großartiges Cine-Poem ist über Disziplin und Begehren: Jedes der wenigen Worte trägt erhebliches Gewicht, oft steckt Bedeutung im Assoziierten und im Rhythmus, das Gesamtbild setzt sich aus etlichen verblüffend beobachteten, sinnlichen Details zusammen. Dabei gelingt es Denis, in ihren Bildern die Erotik von Soldatenleibern und Wehrsport-Balletten zu zelebrieren und dabei gleichzeitig subtil die treibenden Mechanismen von Macht und unterdrücktem Verlangen freizulegen. Für Galoup – der zum Schluss wie ein wildgewordener Derwisch im Tanz seinen Leib loszukriegen sucht von den tief in ihn eingeschriebenen soldatischen Automatismen – wird das ein Weg zu der Erkenntnis: Wessen Körper darin einmal gefangen und befreit zugleich war, wird es bleiben.