Island 2021 · 85 min. Regie: Bragi Thór Hinriksson Drehbuch: Helga Amardóttir Kamera: Ívar Kristján Ívarsson Darsteller: Kristín Erla Pétursdóttir, Margrét Júlía Reynisdóttir, Salka Sól Eyfeld, Bjarni Snæbjörnsson u.a. |
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Der Realismus nordischer Treppenhäuser | ||
(Foto: Der Filmverleih) |
Birta, 11 Jahre, lebt mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester Kata eigentlich ganz zufrieden. Nur, dass ihre Mutter als Krankenschwester ständig arbeitet und es doch am Geld
in der kleinen Familie mangelt. So würde Birta Geld für neue Turnschuhe brauchen, sonst wird sie aus der Handballmannschaft, wo sie eine der besten Spielerinnen ist, ausgeschlossen. Doch dafür ist kein Geld da. Das Weihnachtsfest naht, das in Skandinavien eine besondere Bedeutung hat und dementsprechend stimmungsvoll gefeiert wird. Aber für ein schönes Weihnachtsfest wird diesmal das Geld auch nicht reichen, denn was Birta aus einem leise geführten Telefonat der Mutter beiläufig erfährt, beunruhigt sie. Da war von 100.000 Kronen, die fehlen, die Rede. Birta, willensstark und erfinderisch, wird aktiv, was als erst Elfjährige jedoch gar nicht so einfach ist, Sie versucht zunächst mit abenteuerlichen Methoden Geld zu beschaffen und startet schließlich mit einer originellen, jahreszeitgemäßen Aktion – »Fischverkauf für einen guten Zweck«. Ihre Schwester Kata, die manchmal nervt, diesmal aber versteht, dass die Lage ernst ist, hilft ihr dabei, auch Freund Kim und die alte Greta aus der Nachbarschaft haben noch ein paar Ideen. Doch das läuft nicht alles glatt und so nimmt dieses Weihnachten für Birta einen unerwarteten Verlauf.
Dass Weihnachten nicht nur ein »Fest der Geschenke« ist, sondern auch an Menschen in Not, hier Patienten in einem Kinderkrankenhaus, gedacht wird – das ist ein Schluss, der in Gefahr ist, ins allzu Moralische abzugleiten, was aber durch das unbefangene Spiel von Birta und der kleinen Kata (die Tochter der Drehbuchautorin) nicht der Fall ist.
»… Geld und Glück, wie hängt das zusammen? Keine einfache Frage. Ein Film, der den kleinen und größeren Widrigkeiten des Lebens so unerschrocken entgegentritt wie seine willensstarke Heldin.« (Nordische Filmtage) Der Film wurde im vorigen Jahr u.a. im Kinder- und Jugendfilmprogramm der Nordischen Filmtage vorgestellt, war auf dem KinderFilmFest Münster zu sehen. Auf dem internationalen Kinderfilmfestival »Schlingel« in Chemnitz 2021 erhielt Kristín Erla Pétursdóttir in der Rolle der Birta den Diament–Preis für die beste Kinderdarstellerin.
Birta ist ein lebensnaher, unsentimentaler Kinderfilm aus Island mit einer starken Heldin in einer zeitweise schwierigen Situation und hat alles, was die Qualität des skandinavischen Familienfilms ausmacht – und ist auch ein aktueller Weihnachtsfilm.
Bemerkenswert ist, dass der Film innerhalb der Zeitspanne von gut einem Jahr (2021: Produktion und Erstaufführung auf Festivals – 12/2022 Kinostart) wesentlich an Aktualität und Brisanz zugelegt hat und heute in einer sich spaltenden Gesellschaft noch lebensnäher wirkt. So ist Birta auch ein seltenes wie wichtiges Beispiel eines im besten Sinne politischen »Familienfilms«, der auch noch sehr unterhaltsam ist