USA 2013 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Justin Zackham Drehbuch: Justin Zackham Kamera: Jonathan Brown Darsteller: Robert De Niro, Diane Keaton, Susan Sarandon, Robin Williams, Katherine Heigl u.a. |
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Große Schauspieler, kleine Handlung |
Hochzeiten sind Familienfeste. Unausweichlich. Und gerade deshalb hochgradig prekär. Alle kommen zusammen, um den vermeintlich schönsten Tag im Leben eines Paares zu begehen. Erwartungen gibt es viele. Missverständnisse auch. Stress, Konflikte, all das kennen wir. Aus eigener Erfahrung. Und natürlich aus dem Kino. Denn Hollywood hat uns immer wieder gezeigt, dass Hochzeiten nicht nur Stoff für Träume sind. Sie bieten ebenso Raum für dramaturgische Achterbahnfahrten, an deren Ende sich freilich alles zum Besten fügt. Meistens zumindest.
Ganz sicher standen diese Überlegungen auch hinter Justin Zackhams neuer Regiearbeit The Big Wedding, die auf dem französisch-schweizerischen Spielfilm Wie eine richtige Familie basiert. Einlösen kann die gewollt unkonventionelle Familienkomödie ihre humoristischen Versprechungen allerdings nur selten. Und das, obwohl die Voraussetzungen mehr als günstig erscheinen. Immerhin kann Zackham auf ein beachtliches Darstellerensemble zurückgreifen, dem mit Diane Keaton, Susan Sarandon, Robert de Niro und Robin Williams gleich vier Oscar-Preisträger angehören. Einmal mehr zeigt sich jedoch, dass auch ein Starauflauf nicht über ein einfallsloses und schematisches Drehbuch hinwegtäuschen kann.
Die Ausgangslage von The Big Wedding ist schnell erzählt: Alejandro Griffin wird seine langjährige Freundin Missy heiraten und erwarten zur Feier des Tages einen ganz besonderen Gast: seine leibliche Mutter Madonna. Die streng gläubige Katholikin soll allerdings nicht erfahren, dass seine Adoptiveltern Ellie und Don schon seit Jahren geschieden sind. Daher bittet der Bräutigam die beiden, noch einmal das glückliche Ehepaar zu spielen. Der Plan ist wenig durchdacht und zieht sehr bald eine Reihe von Missverständnissen nach sich.
Schon beim Startschuss für den scheinbar turbulent-chaotischen Verwicklungsreigen knarzt es gewaltig im dramaturgischen Gebälk. Warum Alejandro die vermeintlich altmodischen Moralvorstellungen seiner leiblichen Mutter so sehr fürchtet, dass er seine Adoptiveltern zu einem Täuschungsmanöver anstiftet, wird zu keinem Zeitpunkt plausibel erklärt. Die panische Reaktion des Bräutigams wäre nur dann nachvollziehbar, wenn er eine besonders intensive Beziehung zu Madonna pflegen würde. Da der Film hierfür allerdings keine Hinweise liefert, bleiben Alejandros Ehrfurcht und die Dringlichkeit seiner Bitte bloße Behauptung.
Auch im Anschluss an die holprige Eröffnung schafft es Zackhams Komödie nicht, ausreichend Fahrt aufzunehmen. Das Täuschungsmanöver des Bräutigams wird nur selten genutzt, um die Griffins in wirklich komische oder erklärungsbedürftige Situationen zu bringen. Ist dies dann doch einmal der Fall, lösen sich die Missverständnisse leider allzu schnell in Wohlgefallen auf. Als wolle der Regisseur die Unzulänglichkeiten kaschieren, lenkt er die Aufmerksamkeit des Zuschauers mit zunehmender Dauer auf eine Reihe neuer Konfliktfelder, die leider ebenfalls eine zwingende Zuspitzung vermissen lassen. Ohne klaren Fokus springt der Film zwischen den Figuren und ihren Problemen hin und her. Dynamik und Empathie werden so schon im Ansatz erstickt, obschon sie gerade für eine Komödie unverzichtbar sind. Humor beschränkt sich in The Big Wedding zumeist auf platte Slapstick-Einlagen und pubertäre Witze, die in ihrer oftmals naiven Harmlosigkeit nur gelegentlich zum herzhaften Lachen einladen.
Keine Frage, die Darsteller – allen voran Diane Keaton und Robert De Niro als Alejandros Adoptiveltern – sind sichtlich bemüht, dem belanglosen Treiben zumindest ein wenig Esprit zu verleihen. Am Ende müssen auch sie sich der einfach gestrickten Vorlage geschlagen geben und können nicht verhindern, dass der Zuschauer den Figuren zunehmend gleichgültig gegenüber steht. Was im Titel vollmundig als The Big Wedding angekündigt wird und ein hochzeitliches Katastrophenszenario vermuten lässt, ist letztlich nichts weiter als ein Fest der verpassten Möglichkeiten. Mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl für Figurenzeichnung und schärfer eskalierenden Konflikten hätte diese Feier, zumal aufgrund des vorhandenen schauspielerischen Potenzials, nicht zwingend ein Reinfall werden müssen.