USA 2018 · 136 min. · FSK: ab 12 Regie: Spike Lee Drehbuch: Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott, Spike Lee Kamera: Chayse Irvin Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Topher Grace, Corey Hawkins, Laura Harrier u.a. |
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Das perfekte Team: Adam Driver, John David Washington |
Ein schwarzer Polizist wird als verdeckter Ermittler in den »Ku Klux Klan« eingeschleust, jenen rassistischen gewalttätigen Bund, der bis heute durch Lynchmorde von sich reden macht... So eine Geschichte würde normalerweise sofort als »zu unrealistisch«, als »ausgedacht«, und »konstruiert« verworfen – entspräche sie nicht in allen nachweisbaren Einzelheiten den Tatsachen. Wer könnte diese absurde Episode aus der Geschichte des amerikanischen Rechtsextremismus und Rassismus besser erzählen als Spike Lee, das enfant terrible Hollywoods, einer der politischsten Regisseure Amerikas und einer der ganz wenigen Schwarzen, die sich im von Weißen dominierten Filmbetrieb durchsetzen.
Der Held heißt Ron Stallworth und ist der erste schwarze Polizeidetektiv seiner Einheit. Zusammen mit seinem jüdischen Kollegen Flip infiltriert er die Rassisten. Gespielt wird dieser Ron Stallworth von keinem anderen als dem Sohn von Spike Lees Lieblingsdarsteller Denzel Washington: John David Washington, sein Kollege von Adam Driver.
Im Folgenden tauchen sie in das durch Hassprediger aufgeheizte Klima der US-Südstaaten ein und erfahren mehr über die Untergrundaktivitäten
des »Clan«. Am Ende verhindern ein schwarzer Christ, ein weißer Jude und eine schwarze Kommunistin gemeinsam einen Terroranschlag.
BlacKkKlansman ist ein wilder, schriller Film, und das ist ganz angemessen, denn die tatsächlichen Ereignisse waren nicht minder ungeschlacht. Zugleich ist der Film auch dicht, witzig und mitreißend.
Dazu gehört etwa jene Szene, in der Ron telefonisch mit dem lokalen KKK-Präsidenten Kontakt aufnimmt und zur Verblüffung seiner Kollegen derart überzeugend einen Nigger-fressenden White-Trash-Redneck mimt, dass er von diesem gleich in die
nächste Versammlung eingeladen wird.
Vor allem ist BlacKkKlansman aber wütend und dadurch aufwühlend. Auch das illustriert eine Szene, die man nicht wieder vergessen wird: Harry Belafonte, der große alte Mann des schwarzen US-Kinos, erzählt in einem Studentenseminar der Black Panther die Geschichte eines bekannten historischen Lynchmords an einem Behinderten in allen ihren schockierenden Einzelheiten. Parallel dazu schneidet Lee in einer drastischen Montagesequenz zu den
Fanatikern der »White Power«, bei denen eine Filmvorführung von D.W.Griffith' berühmt-berüchtigtem Film Birth of a Nation von 1915 läuft. Dieser Film trug übrigens ursprünglich den Titel The Clansman. Dies ist also auch ein Film, aus dem man etwas lernen kann: Wie zu seinen besten Zeiten in den frühen 90er Jahren, als er mit Doin' the Right Thing und Malcolm X das amerikanische Independent-Kino neu begründete, fährt Spike Lee schweres Kinogeschütz auf.
In Stil und Inszenierung und darin, dass er auf 35mm-Material gedreht hat, orientiert sich der Regisseur an dem Kino, das gerade Anfang der 70er Jahre, zur Zeit der Ereignisse, neu aufkam: »Blaxploitation« hieß die Welle, durch die das schwarze Amerika erstmals eine Kinostimme bekam. Und die weibliche Hauptdarstellerin des Films,
Laura Harrier, die die Präsidentin der örtlichen Abteilung der »Black Panther« spielt, ist in ihrem Aussehen bewusst der »Blaxploitation«-Ikone Pam Grier, in ihren Reden der Politaktivistin und Philosophin Angela Davies nachempfunden.
Trotz aller offenkundigen Parallelen schlägt der Film mehrfach auch eine direkte Brücke zur Gegenwart des »America First«, das von den meisten Schwarzen zu Recht als Machtschrei des weißen Amerika verstanden wird: Daher zeigt er in einem Epilog
Aufnahmen vom Neonazi-Aufmarsch in Charlottesville im August 2017, als einer der Rechtsextremisten gezielt mit dem Auto in die Menge der Gegendemonstranten fuhr und dabei eine Frau tötete. Dazu wird dann Donald Trump mit seinem unsäglichen Satz zitiert, in dem er von der »Schuld auf beiden Seiten« sprach.
So ist Spike Lee nach Jahren, die er mit dokumentarischen Fernseharbeiten verbrachte, ein grandioses Comeback geglückt. Er verbindet klassische V-Effekte, einen mitreißenden Soundtrack und viel filmhandwerkliche Eleganz zu einer inspirierten und inspirierenden Parabel auf das gegenwärtige Amerika, die gleichzeitig ein wunderschöner, spannender und sehr unterhaltsamer Film ist.