GB/USA 1998 · 90 min. · FSK: ab 12 Regie: Michael Radford Drehbuch: Chloe King, Michael Radford, Michael Thomas Kamera: Ashley Rowe Darsteller: Asia Argento, Jared Harris, Rupert Everett, Jonathan Rhys-Meyers u.a. |
Das Mädchen sieht aus wie eine Katze. Wie sie behende im Lederdress durch die Nacht klettert, auf Samtpfoten Schmuck klaut und Tresore leert, denkt man in den ersten Sekunden dieses Films unwillkürlich an Hitchcocks To Catch a Thief.
Bis zum Ende bleibt Michael Radfords B. Monkey unter anderem auch ein Thriller. Immerzu liegt ein bedrohliches Element noch in den
harmlosesten Szenen. Wie bei Hitchcock weiß der Zuschauer bald mehr, als seine Protagonisten.
Ihnen folgt man in die Londoner Abende und lernt zwei Menschen kennen, die absolut nichts miteinander gemein haben – außer dem Wichtigsten: Sie treffen und lieben sich. B. Monkey ist vor allem die Geschichte einer jungen Frau, Beatrice (Asia Argento). Wenig weiß man über sie, nur, daß sie wild und gefährlich lebt, eine Diebin ist, und zuviel Drogen nimmt. Als sie dem Lehrer Alan (Jared Harris) begegnet, ändert sich alles. Dieser Softie verkörpert all das, was Beatrice spießig und langweilig finden muß, aber gerade darum erkennt sie in ihm die Chance, ein anderes Leben zu beginnen.
B. Monkey hat mehrere Erzählebenen. Vom Thrill war schon die Rede. Er liegt darin, daß das ungleiche Paar von beider Vergangenheit (vor allem von ihrer) eingeholt werden, und sich die Liebe im Kampf mit den alten Geistern bewähren muß. Daneben erzählt Regisseur Michael Radford (Il Postino) eine zärtliche Liebesgeschichte, die vorsichtige Annährung zweier Menschen, die
auf unterschiedlichste Art scheu und extrem verletzlich sind. Abseits von Klischees geschieht hier das meiste – ökonomisch geschildert und gefilmt.
Erzählt wird schließlich die Abenteuergeschichte einer guten schönen Diebin, die beginnt, den Traum von kleinen Glück zu träumen, als sie sich ausgerechnet in einen aus der Welt verliebt, die sie bisher verachtet hat. Eine angenehm anarchistische Wildheit beherrscht die Story über lange Zeit. Man fühlt mit der jungen Beatrice,
lebt ihre Kicks nach, ahnt ihre Ängste. Und vor allem geschehen hier immer wieder die Dinge nicht ganz so glatt und einfach, wie man es im Kino oft zu sehen bekommt.
Erst zum Schluß traut Redford offenbar seiner eigenen Amoral nicht mehr. Da muß die Story arg schlicht in den stillen Hafen eines Happy-Ends geleitet werden, um das man 70 Minuten lang aufs Ärgste gebangt hat. Man kann sich darüber ärgern, wie hier ein widerspenstiges Weib gezähmt wird (offenbar werden muß), wie die gute liebe Natur die Probleme der bösen Großstadt heilt, und das unvermeidliche Glück der Familiengründung einmal mehr nicht als Instrument der Befreiung sondern als
Agentur der (ihrer) Unterdrückung und Vereinnahmung, der billigen Integration ihrer Wildheit fungiert.
Aber dieses Ende kommt andererseits so plötzlich und naiv, daß man es dann doch nur als die reinste Ironie verstehen und als solche auch akzeptieren kann. Die zuvor geschaffenen Atmosphären zerstört es nicht, zumal man das sardonische Lächeln von Beatrices Gangsterfreund Paul (anrührend resignativ: Rupert Everett) und die rauhe Stimme Asia Argentos noch im Sinn behält, wenn
man das Kino schon verlassen hat.
PS: B. Monkey ist vor allem ein großartiger Auftritt der jungen Italienerin. Die Tochter von B-Horror-Spezialist Dario Argento ist nicht nur hübsch und äußert glaubwürdig in der Rolle der flippig-launischen Beatrice, sie hat Leinwandpräsenz und das »gewisse Etwas«, jenes Kino-Charisma, das ihr in kurzer Zeit den Weg nach Hollywood ebnen sollte. Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn Asia Argento nicht einer der Stars des kommenden Filmjahrzehnts würde.