Schweden/DK/FIN 2017 · 108 min. · FSK: ab 0 Regie: Janus Metz Drehbuch: Ronnie Sandahl Kamera: Niels Thastum Darsteller: Sverrir Gudnason, Shia LaBeouf, Stellan Skarsgård, Tuva Novotny u.a. |
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Epochenporträt mit Charme |
Wimbledon 1980, das Finale am 5. Juli. Der Schwede Björn Borg, ein schrulliger Pop-Star und mit seinen langen Haaren und Stirnband ein Mädchenschwarm, hatte das renommierteste Tennisturnier der Welt bereits vier Mal in Folge gewonnen, einen fünften Sieg hatte noch niemals einer geschafft. John McEnroe war sein Herausforderer.
McEnroe, ein genialer Tennisspieler und unerzogener junger Mann, stand für schlechte Manieren unbändigen Kampfeswillen wie dafür, nie aufzugeben. Borg war neben ihm der brave der edelmütige Schwede mit den linksliberalen Werten, der in sich gekehrte Schweiger, mit manchen Eigenschaften eines Voll-Nerds.
Der dänische Regisseur Johan Metz lässt sich für seinen Film von den realen Ereignissen inspirieren, um eine doch in vielem erdachte Geschichte zu präsentieren.
Rundum das legendäre Finale, das Borg schließlich im fünften Satz nach endlosem Hin und Her gewann, erzählt der Film in Rückblenden die Geschichte der beiden Sportstars – wie sie von Jugend an gedrillt wurden für die Sportkarriere. Vor allem Borg und sein legendärer Trainer Lennart Bergelin, der hier von Stellan Skarsgård gespielt wird, stehen da im Zentrum:
Zwei entgegengesetzte Prinzipien prallten in diesem Duell aufeinander: Borg kam aus sozial schwachen Verhältnissen, war ein Außenseiter unter seinen Altersgenossen, während der hochbegabte McEnroe von ehrgeizigen Eltern gepäppelt und verzogen wurde, die endlosen Grundlinienduelle des wie eine Tenniswand stehenden Borg standen gegen Rückhandvolleys, mit denen McEnroe wie ein wilder Stier eine schnelle Entscheidung erzwingen wollte.
Für den einen war Tennis Arbeit und
eine Befreiung von der eigenen Herkunft, für den anderen seine Erfüllung.
Und doch geht es auch um die Gemeinsamkeiten: In beiden steckt die gleiche sensible Sportlerseele. Und beide waren sie Spielbälle der Medien, und wurden zu Klischees aufgebaut: Borg wurde als Maschine dargestellt.
Der wichtigste Grund, um sich diesen Film anzusehen, ist Shia La Boef – in seinem Auftritt als John McEnroe macht er aus dem Amerikaner einen coolen Punk, der Choleriker und Flegel taucht etwas unter.
Zugleich ist Borg/McEnroe – Duell zweier Gladiatoren auch ein Film über eine Epoche. Voller Nostalgie für die Zeit und ihren Stil, in der die heute um die 50-jährigen jung waren, und auch die ganze Welt etwas jünger und unschuldiger wirkte, als heute.
Auch der Sport: Um 1980 waren Sportler noch menschliche Helden, keine übermenschlichen, für die Medien gedrillten Roboter, sie zeigten Schwächen und Tennis war noch mehr ein spontaner Gladiatorenkampf aus Kraft und Schweiß.
Vor allem ist kaum zu glauben, dass sich aus einem Tennisduell, dessen Ablauf und Ergebnis jeder in ein paar Sekunden im Internet nachlesen kann, ein derart spannender und facettenreicher Kinofilm machen lässt.
Andererseits spielt der Sport selbst hier nur eine geringe Rolle, und das ist auch gut so. Denn Sport im Kino, so dramatisch und so unvorhersehbar oder auch so langweilig wie ein Sportwettkampf.
Als Sportfilm hat »Borg/McEnroe« insofern seine Grenzen – als Epochenporträt hat der Film viel Charme.