Irland 1997 · 113 min. · FSK: ab 12 Regie: Jim Sheridan Drehbuch: Jim Sheridan, Terry George Kamera: Chris Menges Darsteller: Daniel Day-Lewis, Emily Watson, Ken Stott, Gerard McSorley u.a. |
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Kein Sportfilm |
Jim Sheridan schlägt wieder zu. Zusammen mit dem Drehbuchschreiber Terry George hat er jetzt seinen dritten Film zum Nordirland-Konflikt realisiert. Seit Im Namen des Vaters scheint er damit sein Thema gefunden zu haben. Ging es in Mütter & Söhne (Regie: T. George) noch um die Mütter der IRA-Häftlinge, so geht es in Der Boxer um deren Frauen.
Der Film beginnt mit einer Hochzeit im Gefängnis. Nur die Braut verläßt es nach der Zeremonie, ihre Ehemann wird wohl noch einige Jahre drinnen bleiben. Draußen wird munter weitergefeiert mit vielen Frauen und Mädchen die das Schicksal der Braut teilen. Sie werden von den führenden Köpfen der IRA gestützt, stellen den Rückhalt der Aktivisten dar. Auf keinen Fall aber dürfen sie etwas mit anderen Männern anfangen, mag es für viele inzwischen auch noch so sinnlos wirken.
Am Tag der Hochzeit kommt auch Danny Flynn aus dem Gefängnis frei. Er war ebenfalls aufgrund terroristischer Aktivitäten 14 Jahre lang dort. Er ist der titelgebende Boxer, der in der Haft weiterhin trainiert hat und der sich jetzt mit ein paar Kämpfen gutes Geld verdienen möchte. Von der IRA hat er sich losgesagt und so lassen die ersten Konflikte nicht lange auf sich warten. Für Danny hat sich anscheinend nichts verändert, er zieht in seine ehemalige Wohnung ein und macht den alten Boxclub wieder auf. In diesem werden traditionell keine Unterschiede zwischen katholischen und protestantischen Mitgliedern / Zuschauern gemacht. Dies ist aber der Grund für die ersten Unruhen in diesem katholischen Viertel.
Die Unruhe wird noch viel Größer als Danny die Beziehung zu seiner Jugendliebe Maggie wieder aufnimmt, die während er im Gefängnis saß seinen besten Freund geheiratet hat (der ebenfalls seit Jahren in Haft ist). Maggies Vater, einer der führenden Köpfe der IRA im Friedensprozeß, warnt die beiden immer wieder vor dieser Verbindung. Es ist keine stürmische Liebe, dafür sind beide zu alt und zu resigniert aber dennoch haben sie bisher auf so vieles verzichten müssen, daß sie sich jetzt allen Warnungen widersetzen. Romantik kommt bei ihren heimlichen Treffen in der durch dicke, festungsartige Mauern und Anlagen geteilten Stadt allerdings zu keinem Zeitpunkt auf.
Trotz dreier Boxkämpfe ist Der Boxer sicher kein Sportfilm. Das Kämpfen im Ring, als Metapher vielleicht etwas platt, wird in einer »Boxperformance« in einem Londoner Schicki-Restaurant selbst bloßgestellt. Aber den Personen in diesem Film, und den real existierenden Vorbildern, fehlt vielleicht jener »fighting spirit«. Ihre Griesgrämigkeit und ihr Haß hat sie um jede Möglichkeit einer Lösung des Konflikts gebracht. Das schönste, neben Emily Watson, ist jedoch, daß es nicht mehr um einen plakativen Konflikt Gut gegen Böse geht, sondern um den Konflikt innerhalb einer dieser Gruppierungen. Auf der einen Seite die, die endlich nach einer friedlichen Lösung suchen, auf der anderen die Hardliner die immer noch denken ohne Gewalt ist es nicht möglich. Das gibt dem Ganzen einen neuen, interessanten, und vor allem auch sehr aktuellen Aspekt.