USA 1997 · 95 min. · FSK: ab 16 Regie: Jonathan Mostow Drehbuch: Jonathan Mostow, Sam Montgomery Kamera: Douglas Milsome Darsteller: Kurt Russell, J.T. Walsh, Kathleen Quinlan, M.C. Gainey u.a. |
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Die goldenen Zeiten der achtziger Jahre mit kräftigen Wachstumszahlen und dem ungebrochenen Glauben an die Reagonomics sind vorüber, und kaum ist der Wohlstand der urbanen Besserverdiener bedroht, feiert ein lange vernachlässigtes Genre wieder fröhliche Urständ. Breakdown ist einer jener »backwoods horror«-Filme, die mit John Boormans brillantem Deliverance ihren Höhepunkt erreicht haben, und die ansonsten meist in Gestalt billiger
B-Pictures daherkommen.
Die Grundsituation dieser Filme ist folgende: liberale, satt und weich gewordene Stadtmenschen begeben sich in eine ländliche Region und müssen dort Bekanntschaft machen mit den unheimlichen, bösartigen und gefährlichen Einwohnern. Im Kampf mit diesen entdecken sie wieder das »Gesetz der Wildnis«, und durch die Wiederentdeckung des physischen Gewaltpotentials reinigen und regenerieren sie sich symbolisch – ein blutiges und
angstbeladenes »back to the roots« also.
In Breakdown geht es um einen ökonomisch motivierten Trip durch die Wüste: das Ehepaar Jeff und Amy Taylor (Kurt Russell und Kathleen Quinlan) muß umziehen, um einen neuen Job in San Diego antreten zu können, und so durchqueren sie den Südwesten der USA.
Nach einem Tankstellenaufenthalt streikt jedoch mitten im menschenleeren, sengenden Nichts ihr Wagen. Amy läßt sich von einem hilfsbereiten Trucker (J.T.Walsh, wie immer exzellent) zur nächsten
Raststätte mitnehmen, um von dort telefonisch Hilfe zu holen. Kaum ist seine Frau unterwegs, muß Jeff jedoch entdecken, daß sein Wagen keinen Defekt hatte, sondern daß ein Kabel offenbar absichtlich von jemandem herausgezogen wurde.
Jeff macht sein Fahrzeug schnell wieder startklar und folgt dem Truck zu Belle’s Diner. Doch dort angekommen, will keiner seine Frau oder den Trucker gesehen haben. Und bald wird Jeff klar, daß er Opfer eines raffinierten, mörderischen Spiels
ist.
Wie jeder gut gemachte manipulative Film spielt Breakdown sehr gekonnt mit dem »was würden Sie in so einer Situation machen«-Faktor. Die Bösewichte sind ebenso ruchlos wie raffiniert, und das smarte Skript treibt die paranoide Eskalation der Ereignisse konsequent und hart voran. (Nur gegen Ende wird Breakdown vielleicht actionlastiger, als er es nötig hätte – aber man braucht ja ein paar zünftige Explosionen für den
Trailer.)
Bald sanktioniert man nicht nur jeden Gewaltakt Jeffs gegen seine Peiniger, man kann sich den nächsten kaum schnell und heftig genug herbeiwünschen.
Und die Machos im Publikum können dem zweifelhaften Genuß fröhnen, endlich mal wieder eine Frauengestalt präsentiert zu bekommen, die nichts anderes tun darf als kreischen, heulen und sich retten lassen. Ja ja, »retro« ist in.
Handwerklich gibt es nichts zu bemäkeln – Regie, Kamera, Schauspieler, Musik sind allesamt auf hohem, wenngleich nicht außergewöhnlich inspiriertem Niveau. Besonderes Highlight ist ein Sounddesign, daß die technischen Vorzüge des digitalen Kinotons voll auzuschöpfen weiß – es verhilft Breakdown zu Autocrashs, die nicht nur optisch überzeugen, sondern auch akustisch ungeheuer massiv und knackig daherkommen.
Besonders zu loben wäre noch die angenehme Laufzeit von knapp über 90 Minuten – endlich mal wieder eine größere Produktion, die nicht künstlich auf die derzeit üblichen zwei Stunden gestreckt wurde.
Breakdown glänzt weniger durch Innovationen oder spektakuläre Inszenierung als dadurch, daß er in etwas bescheidenerem Rahmen alles sehr gekonnt und überzeugend tut. (Und dies ist genaugenommen ein weitaus größeres Lob, als es scheint.)
Alle, die
sich an der etwas zweifelhaften Ideologie des Films nicht stören, und die sich gerne einem lustvoll manipulativen Spiel mit ihren wohlstandsbürgerlichen Ängsten hingeben wollen, können derzeit sicherlich einiges Schlechteres tun als sich ihre Gelüste nach straighter, kompetenter Unterhaltung von Breakdown befriedigen zu lassen.