Großbritannien 1998 · 111 min. · FSK: ab 12 Regie: David Leland Drehbuch: Keith Dewhurst, David Leland Kamera: Henry Braham Darsteller: Catherine McCormack, Rachel Weisz, Anna Friel, Steven Mackintosh u.a. |
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Was soll ein sittsames Mädchen denn tun, zu Zeiten des Krieges, wenn grade mal mit Müh und Not beim züchtigen Tanz ein rechtschaffener Bursch aufgerissen wurde, dieser aber in fünfzehn Minuten nach Malta abkommandiert wird. Vielleicht wird er im Kampfe verschellen, und die beiden Jung- und Schnellverliebten sehen sich nie mehr wieder. Ein harte Belastungsprobe für die Tugend einer jungen Dame. Mit dem Titel Brombeerzeit ist diese Phase der Hardcore-Torschlußpanik zwar nicht sehr treffend benannt, aber es geht ja in diesem Film auch um die bedächtigeren Momente des hormongesteuerten Lebens, sowie um sich gabelnde Lebenspfade, in diesem Falle um die verpaßte große Liebe von Stella und Joe.
England, 1941. Drei junge Mädchen. Prue, Ag und Stella, werden auf den Hof der Familie Lawrence bestellt, da diese unter den harten Kriegsbedingungen auf Verstärkung durch ungeschulte Arbeitskräfte zurückgreifen muß. Immerhin eine der jungen Damen, die Friseuse Prue, hat schon einen Melkkurs absolviert, allerdings ohne Kuh-Beteiligung. Der Bauer ist dennoch skeptisch, ob diese Hilfe von Nutzen sein wird: Wir wenden uns an sie, wenn eine der Kühe eine Dauerwelle braucht. Die Mädchen arbeiten sich so gut ein, daß der Knecht schon mißtrauisch wird: Die machen alles richtig. So können sich die drei langsam ihrem Lieblingsthema widmen, nämlich der Erforschung der Männerwelt. Der Sohn des Hauses ist, schon der mangelnden Auswahl wegen, ein naheliegendes Objekt der Begierde. Prue hat ihn zuerst gesehen und darf ihn deshalb auch zuerst probieren, Ag meldet später Interesse an, doch im Laufe der Zeit verliebt sich die stille Stella in den Kerl, und plötzlich erwachen in Joe erhabenere Gefühle als nur die Lust auf den Quickie im Heu. Das Schicksal kommt den beiden in die Quere, die Liebenden müssen sich wieder trennen, und der Epilog, ein Wiedersehen aller Beteiligter ein paar Jahre nach dem Krieg, sorgt noch einmal für Wehmut und Tränen.
Ein Stoff, der jedem Lederhosen-Film zur Nummern-Revue gereicht hätte. Die Land Girls, so der Originaltitel, kriegen aber gerade noch die Kurve bei ihrem Hüpfen und Springen durch die englischen Wiesen und Felder, indem sie sich darum kümmern, daß beim nächsten Mann die Seele zur Abwechslung eins ist mit dem Verlangen. Stabiles Schauspielertum, nette Dialoge und ein wonniges Panorama lullen uns in Brombeerzeit ein bis zur Koma-Grenze. Die Zutaten zu dieser Backfischgeschichte unter Krisenbedingungen – Mädels im Badezuber; Männer, die Pferde striegeln; saftiges Weideland, soweit das Auge reicht – sind, auch wenn die Story weitgehend im Winter spielt, dazu prädestiniert, Erinnerungen an vergangene Sommer oder auch nur an vergangene Schneider-Buch-Lektüre wachzurufen. Bomben, Krieg, Militärdienst hin oder her, früher war alles einfacher.