USA 1998 · 108 min. · FSK: ab 12 Regie: Warren Beatty Drehbuch: Warren Beatty, Jeremy Pikser Kamera: Vittorio Storaro Darsteller: Warren Beatty, Sean Astin, Graham Beckel, Halle Berry u.a. |
Warren Beatty war immer mehr als ein Schauspieler. Schon früh, in den 60er Jahren, engagierte sich Beatty politisch auf Seiten der Bürgerrechtsbewegung und agitierte gegen den Vietnamkrieg, 1972 unterstützte er den Präsidentschaftswahlkampf des Nixon-Gegners George McGovern. Auch Beattys Rollenauswahl war schon zu Zeiten von Bonnie and Clyde (1967) von der Vorliebe für anarchistische Figuren und Gegnerschaft gegen »das System« geprägt. Und in seinen eigenen – selbstproduzierten, selbstfinanzierten – Filmen wie Reds, der sehr verklärenden Verfilmung der russischen Oktoberrevolution, lebte Beatty vollends eigene politischen Vorlieben aus.
Auch Bulworth gehört in diese Reihe. Beatty spielt in der Titelrolle einen Senator, der sich mitten im Kampf um seine Wiederwahl im Netz von Lobbyisten verstrickt. Sein letzter Coup: Er handelt im Austausch gegen politische Gefälligkeiten eine Versicherungspolice zugunsten seiner Tochter aus – und heuert kurz darauf einen Killer an, um ihn selbst zu töten. Im Folgenden hat der Todgeweihte nichts mehr zu verlieren, und nutzt seine
Wahlkampfauftritte um dem unmündigen Wählervolk – und damit den Zuschauern – endlich einmal die Wahrheit über Amerika und seine politische Kultur zu sagen.
Bulworth ist eine schwarze, sarkastische Komödie. Im Gegensatz zu der derzeit in anderen »political drama«-Filmen beliebten medienkritischen Zielrichtung geht es hier aber um das politische System westlicher Demokratien selbst. Statt Zynismus, Resignation oder moralisierenden
Apellen übt Beatty Ideologiekritik.
Derartiges aus Hollywood zu sehen zu bekommen, ist mehr als erstaunlich. Zu erklären ist es nur mit der Freiheit, die Kassenmagnet und Sexsymbol Warren Beatty in den Studios offenbar genießt. Er nutzt sie, um etwas zu machen, was kein anderer hätte tun können. Ein ungewöhnlicher, sehenswerter Film!