Italien/F/IRL 2011 · 118 min. · FSK: ab 12 Regie: Paolo Sorrentino Drehbuch: Umberto Contarello, Paolo Sorrentino Kamera: Luca Bigazzi Darsteller: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, Eve Hewson, Kerry Condon u.a. |
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Sean Penn auf Nazi-Jagd |
»Danger is my middle-name« sagt der Mensch, der sich Cheyenne nennt und vermutlich ein Mann ist. Er hat eine lange, schwarze Perücke auf dem Kopf, trägt Lippenstift und Short Pants, und bewegt sich so langsam und schleppend, wie nach zwanzig Jahren Drogenmissbrauch. Sean Penn spielt ihn überdies wie unter Sedativen stehend und recht tuntig in all seinen Bewegungen, seiner hellen Fistelstimme und seinen bemühten Witzen, über die nicht einmal er selber lachen kann.
Doch Cheyenne ist sogar verheiratet – weiß der Himmel warum –, lebt derzeit auf einem riesigen Anwesen in Irland und benimmt sich nur so betont kauzig, weil es sich um einen Ex-Rockstar handelt, der irgendwie im Kinderstadium hängengeblieben ist. Erwachsen wird diese traurige Gestalt erst, als in New York sein alter Vater stirbt, der einst als Jude in einem KZ gefangen gehalten wurde. Zeitlebens hatte dieser erfolglos versucht, jenen SS-Schergen zu finden, der ihn im Lager gequält hatte.
Erschüttert ob all dieser Neuigkeiten macht sich Cheyenne nun auf den Weg, um den Plan seines Vaters stellvertretend mithilfe des berühmten Nazi-Jägers Mordechai Midler doch noch zu erfüllen. Und binnen weniger Tage gelingt dem weltfremden, infantilen Narren schließlich, was der Vater in all den Anstrengungen über fünf Jahrzehnte nicht geschafft hat:
Doch Mord, KZ-Opfer und Nazi-Jagd sind hier im Grunde nur grelle Mittel, um die Hauptfigur erwachsen werden zu lassen und dem Film irgendeine Bedeutung anzuschminken, der im Prinzip erschreckend nichtssagend ist, zudem miserabel inszeniert, ohne Rhythmus und Ökonomie aus aneinandergereihten, zusammenhanglosen Szenen bestehend. Ein trauriger und geschmackloser Fall von Holocaust-Exploitation, der zwischendurch aussieht wie ein amerikanisches Road-Movie, aber dann doch vor allem zu einem eitlen Selbstfindungstrip wird.
Dabei wurde der Italiener Paolo Sorrentino mit Il Divo bekannt, einer surrealen Politikerfarce über Giulio Andreotti, die christdemokratische Graue Eminenz unter Mafiaverdacht. Das Konzept überdrehter Realität geht hier nicht auf. In Cheyenne – this must be the place hat der Haushund eine Halskrause, und auch sonst ist hier alles bemüht komisch, möglichst skurril und zugleich possierlich. Vor allem aber ist das ein sentimentaler Film aus Kunstfiguren, der schwer erträglich ist.