Frankreich 1996 · 90 min. · FSK: ab 16 Regie: Yolande Zauberman Drehbuch: Yolande Zauberman, Noemie Lvovsky Kamera: Denis Lenoir Darsteller: Elodie Bouchez, Béatrice Dalle, Roschdy Zem, Julie Bataille u.a. |
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Lola will tanzen |
Clubbing und Tod, was haben die schon miteinander zu tun ? Ecstasy mag einem da einfallen, aber auch bei diesem Wort muß man nicht nur an Drogen denken, sondern an Ekstase, Lust, Liebe und beim Tod höchstens an den kleinen.
Clubbed to Death, der zweite Film der gar nicht einmal so jungen Yolande Zauberman (sie ist 42) taucht ganz ein in die Welt der techno-Clubs, schildert in den blaugrauen schwarzen Farben der Nacht das Feeling derjenigen, die im Abtanzen bis
zum nächsten Morgen und in den sprachlosen Begegnungen und Freundschaften ihren Daseinszweck sehen. Und er tut das auf eine andere Weise, als wir es gewohnt sind, und auch die Clubs sind andere, als wir sie kennen.
Am Anfang sitzen zwei Mädchen im Bus. Sie sprechen über Jungs, wie das Mädchen so zu tun pflegen. Und irgendwann, als ihre Freundin schon ausgestiegen ist, schläft Lola (gespielt von Elodie Bouchez, die Talent und Ausstrahlung hat, hübsch ist, und deswegen gerade in gewissen Jugendmagazinen gehyped wird) ein, wacht erst in der Endstation wieder auf. Eine Rückfahrt gibt es bis zum nächsten Morgen nicht mehr, sie muß dableiben, müde, allein und orientierungslos.
Ein lange Reise in
die Nacht wird nun erzählt, das mythische Eintauchen in eine neue & unbekannte, faszinierende & erschreckende Welt. Ungeahnte, böse und gute Erfahrungen macht Lola auf dieser Initiationstour, sie lernt fremde Menschen aus fremden Ländern kennen, trinkt, nimmt Drogen, wird halb betäubt entjungfert, und verliebt sich, das alles in einer einzigen langen Nacht, die scheinbar nicht enden will. Am nächsten Morgen ist sie verzaubert. Sie muß wiederkommen, und das nicht nur, weil
hier Emir lebt, der Mann, den sie liebt.
Clubbed to Death ist ein französischer Film, und spielt in Paris. Aber das Paris sieht mitnichten so aus, wie wir es aus anderen Filmen gewohnt sind. Eher erinnert es an Nordafrika, denn wir sind in den Banlieus der Algerienfranzosen (und klar: an den Rändern der Stadt beginnt die Dritte Welt, auch das haben wir schon mal gehört). Französisch ist hier vor allem die unbeschwerte Art des Erzählens, und das Vertrauen auf die Macht der Gefühle.
Man könnte jetzt meckern. Clubbed to Death ist in manchen Momenten so naiv, als hätte eine 16jährige diesen Film gedreht; und man ist sich nicht immer sicher, ob das nur daran liegt, daß die Regisseurin den Blick ihrer jungen Protagonistin möglichst authentisch nachstellen will. Manches an der Geschichte ist auch nicht ganz perfekt erzählt. Vieles ist pathetisch, Story und Charaktere bleiben fragmentarisch und unausgeführt, und die Bilder versprechen mehr, als der Film hält. Techno, Drogen, und Gewalt werden zwar sehr echt gezeigt, und doch ist dies eine Gleichung, die immer auch verlogen ist.
Trotzdem ist Clubbed to Death zugleich ein intensiver, konsequenter Film, der ganz seinen starken Bildern vertraut, der deren Intensität noch steigert durch den fast ununterbrochen Sound der Trance-, Beat- und Hip-Hop-Rythmen. Etwas weniger Kunstwillen der Regisseurin, und etwas mehr Mut, eine Story auch zu erzählen, und nicht nur zu zeigen, und es wäre ein richtig guter Film geworden. So aber ist Clubbed to Death zumindest ein ungewöhnlicher und interessanter Film, immerhin etwas Anderes und Neues zwischen den ganzen Blockbustern, und schon darum den Kinobesuch unbedingt wert.