USA 2011 · 119 min. · FSK: ab 12 Regie: Jon Favreau Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby Kamera: Matthew Libatique Darsteller: Daniel Craig, Harrison Ford, Olivia Wilde, Sam Rockwell, Clancy Brown u.a. |
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Hurra, Cowboys! |
Der Cowboy der Cowboys in diesem Film heißt Jake Lonergan – aber erst später, denn am Anfang des Films ist er namenlos und ohne Erinnerung, als er zerschunden in der Wüste zu sich kommt. Schnell wird klar: er ist zwar kaputt, aber auch sehr cool. Er hat alles drauf was man als Held im Wilden West so braucht – und noch mehr: auch einiges was man im Kampf gegen Aliens so braucht. Daniel Craig als lonesome cowboy Lonergan beindruckt. Zwar ist die Figur
klischeehaft, eine typische, ganz und gar nicht postmoderne Westernfigur, aber hervorragend gespielt: Lonergan vereint gekonnt diese spezielle Mischung aus Härte, Orientierungslosigkeit und viel Potenz. Die zahlreichen Anklänge an Abenteuerer wie Indiana Jones sind sicherlich nicht nur in der Heldenfigur begründet, sondern auch in der Figur des Lonergan Widersachers, dem Viehbaron Woodrow Dolarhyde, der gespielt wird von Ex-Indiana-Jones Harrison Ford. Schön,
ironisch und komisch wie dieser die coolen Aktionen von Lonergan mit den Augen des gealterten Bösewichts betrachtet, schon deshalb ist er eine gute Besetzung. Dass auch er nicht nur böse ist und sich im Laufe des Films seiner Verantwortung für Sohn und Gesellschaft bewusst wird, musste wohl sein, schließlich sehen wir doch mehr einen Western und Spielberg-Film als einen Independent Science Fiction.
Auch sonst wurde schon ziemlich tief in Klischees gebadet bei den Cowboys,
Siedlern und Schurken. Das erzeugt ein Wiedererkennen, ein gewisses Wohlgefühl, man fühlt sich erinnert an Winnetou & Old Shatterhand in der Kindheit oder eben an Indiana Jones. Das ein Indianer als Cowboy und Assistent des mächtigen Viehbarons fungiert, wäre eine interessante Idee gewesen, hätte die Figur mehr Tiefe und weniger Schmalz und Tragik bekommen. Der komische Teil des Films ist reduziert, umso besser sind die leisen Szenen gelungen, die eher ein Lächeln
hervorrufen als ein Grölen – ein angenehmer Kontrast zu den rauhbeinigen Schießereien und dem viel dumpfen 'wumm' 'buff' 'dong' Sound, der für den akustischen Western-Wohlfühltepich sorgt.
Nein, Aliens sind nicht immer eklig, aber hier sind sie es. Sie wurden Western-kompatibel gemacht, indem sie aussehen wie fliegende Stahlrösser – nur organischer. Eine Mischung aus Alien, verrosteter Schlangenkette und Concorde gewissermaßen. Sie sind fies, brutal, greifen im Wilden Westen des Jahres 1873 immerhin gleichberechtigt sowohl die Siedler als auch die Indianer an, klauen sie und machen schlimme, wirklich eklige Sachen mit ihnen. Besser bewaffnet als Stahlrösser und schneller sind sie allemal, die sind nämlich in der kleinen Stadt namens Absolution noch gar nicht angekommen. Über die tollen Waffen und das schleimige Innenleben hinaus erfährt man nicht wirklich viel über die Aliens. Nur eines von den Stahlbiestern hat einen individuellen Part und der besteht hauptsächlich darin, dass er Jake Lonergan gerne besonders brutal das Licht auspusten möchte. Jetzt müsste natürlich hintenan gestellt werden: Klar, es gibt immer auch andere, nette Aliens, aber nein, dieses Mal nicht, das wäre ja auch gemein.
Sie haben es nicht in den Titel geschafft. Die Guten, die Schönen, die Edlen. Die den Cowboys helfen, die Aliens anzugreifen, weil es ja schließlich keinen Sinn macht, alles allein zu machen. Seltsam blass, ohne wirkliches Profil und wirklich nur Nebenfiguren.Wären sie im Titel gelandet („Cowboys, Indianer & Aliens“) hätte sie wieder jeder nur mit Indiana verwechselt...
Die gibt es natürlich auch! Ella, die Geheimnisvolle (Olivia Wilde). Hübsches Blümchenkleid, windzerzaustes Haar, rote Lippen und und Cowboyhut, zumindest, bis er weg fliegt beim Ritt zu den Aliens. Sie wird Jake Lonergan nicht bekommen, schließlich ist er ja der lonesome cowboy. Ella sorgt für die einzige wirkliche Überraschung im Film, und auch wenn die etwas an den Haaren herbei gezogen wirkt, durchbricht sie zumindest ein Klischee damit.
Cowboys & Aliens unterhält gut, besser vielleicht als erwartet. Daniel Craig fasziniert, auch wenn er wohl leider nicht der Indiana Jones Nachfolger werden wird. Aber egal, mehr Non-Action Parts für ihn auch im Kino und nicht nur im Theater wären ein Segen.. Und irgendwann wird er dann Gandhi spielen... oder auch nicht.