USA/D 2003 · 112 min. · FSK: ab 0 Regie: Robert Altman Drehbuch: Barbara Turner, Neve Campbell Kamera: Andrew Dunn Darsteller: Neve Campbell, Malcolm McDowell, James Franco, Barbara E. Robertson u.a. |
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Ein Kunstwerk entsteht |
Eine einfache Geschichte: Ein Team kreiert ein Kunstwerk. Und die komplizierteste Geschichte der Welt. Denn was wäre schwieriger, als ein Ensemble hochsensibler, immens eitler, hypernervöser, um die Ecke denkender Künstler zu bändigen, ihre Energien zu einer gemeinsamen, erfolgreichen Arbeit zu bündeln? Genau davon, vom Entstehungsprozeß eines Kunstwerks und den vielen kleinen Randgeschehnissen, die allzu oft zur Hauptsache werden, handelt The Company, der neue Film von Robert Altman. Es ist bekanntermaßen bei weitem nicht der erste Ensemblefilm dieses Regisseurs. Aber der erste, der selbst von einem Ensemble handelt, und darin mit Sicherheit einer der persönlichsten, im autobiographischen Sinne verräterischsten dieses Regisseurs.
Angesiedelt im Ballettmilieu – gedreht wurde in Chicago, in den Räumen des Joffrey Ballet – zielt der Film doch auf Universelles. Im Zentrum stehen zwei Personen. Der energiegeladene künstlerische Direktor Alberto Antonelli, gespielt in einem atemberaubenden, zugleich kraftvollen wie hochdifferenzierten Auftritt vom Briten Malcolm MacDowell, und Ry, eine junge, ehrgeizige und hochbegabte Tänzerin. Sie wird zum Shooting-Star der Saison. Gespielt wird sie von Neve Campbell, einer der besten jungen Darstellerinnen Hollywoods. Dass sie noch mehr kann, belegt sie hier: Campbell, einst selbst eine begabte Tänzerin, schlug Altman das Projekt vor, schrieb das Drehbuch und fungiert als Produzentin.
Um diese beiden Hauptfiguren herum webt Altman ein dichtes Panorama: Zu ihm gehören wandelnde Klischees, wie die alternde, eifersüchtige Diva, der junge schwule Tänzer, der »zu weich« für die Rolle ist, aber auch die kühle Realität des Tänzeralltags zwischen stundenlanger Feinarbeit, körperlichen Zipperlein und der Konzentration auf den einen entscheidenden Augenblick.
Es gibt Sex, Essstörungen, Geldprobleme, Kälte und Emotionen, Liebe und Tod, absterbende und neu entstehende Karrieren, vor allem viel viel Klatsch – die Wirklichkeit selbst gibt The Company den Takt vor. Wieder glückt Altman ein Film, der mit minimalistischem Plot dem Leben in allen seinen Facetten bei der Arbeit zuschaut – was nur scheinbar banal ist, vielmehr das Schwierigste. Denn damit das aufgeht und nicht wie eine 08/15-Doku wirkt, muss man genau beobachten und unmerklich inszenieren. Nur so trifft man den richtigen Ton, den entscheidenden Moment, stellt Realität her.
The Company wäre dabei kein Altman-Film, hätte er nicht auch viel Humor. Doch hinter allem Sarkasmus, der diesem Regisseur seit jeher eigen ist, und seine Filme zu – in all ihrer Tiefe – wunderbar leichten Erfahrungen macht, ist die Ironie diesmal sehr warmherzig. Das mag daran liegen, dass Altman das, was er hier zeigt, viel zu genau kennt, um nicht nachsichtig zu sein. Dazu gehört, last not least, auch die Figur des Direktors: Denn The Company handelt eigentlich vor allem davon, wie »Mr. A«, wie ihn Kollegen nennen, aus dem Rohmaterial – den Körpern der Tänzer, der Musik, den Einfällen der Bühnenbildner, etc. – das eigentliche Kunstwerk schafft. So zeigt der Film bravourös, wie Kunst entsteht. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der eine Mr. A hier nicht auch an den anderen gedacht hätte.