USA 1997 · 105 min. · FSK: ab 12 Regie: James Mangold Drehbuch: James Mangold Kamera: Eric Edwards Darsteller: Sylvester Stallone, Harvey Keitel, Robert De Niro, Annabella Sciorra u.a. |
Trotz der Erkenntnis, daß die Jugendlichen den größten Teil des Kinopublikums stellen, präsentiert uns Cop Land drei spröde Herren mittleren Alters mit Bauch. Da ist Robert deNiro als der Beamte im Anzug, der polizeiinterne Verbrechen aufdecken soll, ein Mann, der nur dann moralisch empört ist über Unkorrektheiten seiner Kollegen, solange er einen Fall zu bearbeiten hat. Ein solcher Kollege ist der machtbewußte, meist uniformtragende Ray (Harvey Keitel), der mit jedem in seinem Viertel und anscheinend der ganzen Stadtverwaltung küngelt. Er ist der Wolf im Schafspelz, während sein Kumpel Freddy (Sylvester Stallone) anfangs kaum über die Hirnfrequenz eines Schafes hinauskommt. Dieser Freddy hatte immer den Wunsch, Polizist zu werden, wegen eines Gehörschadens war es ihm nie vergönnt. So darf er immerhin Sheriff sein in einem Bezirk von New Jersey, namens Garrison, wo haufenweise Polizisten mit ihren Familien leben. In seiner mickrigen Rolle als Dorfschupo darf Freddy so gut wie nie das Gesetz durchsetzen, denn die meisten heimischen Straftäter gehören seinem Freundeskreis also der Polizei an und so drückt der geduldige, naive Sheriff täglich mehrmals ein paar Augen zu. Einer dieser Bullen erschießt eines Tages zwei schwarze Teenager und taucht in Garrison bei Ray unter. Freddy beginnt sich nun verstärkt unwohl zu fühlen, wenn er von Ray, der ihm den Sheriff-Job verschafft hat, zur Kulanz genötigt wird, besonders als er bemerkt, daß der kriminelle Sumpf in Garrison noch viel größer ist. »I don’t like it any more« sagt er einmal, und Ray, der nicht ahnt, daß seine Verbrechen ausgerechnet am loyalen Freddy scheitern könnten, antwortet: »Who the fuck do you think you are?«. Dieser Satz ist Rays größter Fehler.
»The best girls have been taken« lautet einmal Freddys Antwort, als Liz (Annabella Sciorra), die er insgeheim liebt, ihn fragt, warum er nie geheiratet hat. Freddy ist ein Spätzünder in allen Lebensbereichen, und langsam wird ihm das selbst klar. Dargestellt wird er ausgerechnet von Sylvester Stallone, der normalerweise in seinen Filmen nicht lange fackelt, und bei Cop Land stellt sich die Frage, ob Stallone nur fett geworden ist oder schlicht großartig spielt. Trotz der hochkarätigen Besetzung mit allerlei Oscar-Schauspielern ist Stallone das eigentliche Ereignis des Filmes. Als geduldige Dumpfbacke mit behäbigem Gang und Minimal-Mimik fügt er seinem üblichen stoischen Blick nur wenige Nuancen hinzu, und doch schafft er durch geringste Mittel einen spannenden Charakter, den müden, einsamen Außenseiter, dessen Skepsis gegenüber seinen zwielichtigen Freunden langsam aber stetig wächst und schließlich in einer kurz entschlossenen Aktion zum Ausbruch kommt. Die lässigen, korrupten Cops, die sich unbeirrt ständig als »die Guten« bezeichnen, finden in ihrem größten Bewunderer, dem tumben Freddy, ihren Meister, der sie wieder in die gesetzlichen Bahnen verweist. Ein Märchen freilich, aber eines wo nicht ein Schlauberger zum Sieger wird, sondern ein humanistischer Dummkopf die Listigen zur Strecke bringt, weil er auf seiner Moral beharrt.