Cuban Fury – Echte Männer tanzen

Cuban Fury

Großbritannien 2014 · 98 min. · FSK: ab 6
Regie: James Griffiths
Drehbuch:
Kamera: Dick Pope
Darsteller: Nick Frost, Rashida Jones, Chris O'Dowd, Olivia Colman, Kayvan Novak u.a.
So unsinnig wie affektiert

Ruckedigu, Schweiß ist im Schuh

Auch Marilyn Monroe wusste es: Mit den richtigen Schuhen lässt sich die Welt erobern. Doch die dreht sich auch weiter, wenn man das mit der Eroberung bleiben lässt. Dafür hat sich Bruce (Nick Frost) entschieden. Einst viel­ver­spre­chendes Teenie-Salsa-Talent, lässt ihn ein ernied­ri­gender Zwischen­fall die Tanz­schuhe und Karrie­re­träume rigoros in den Müll werfen. Bis, Jahr­zehnte und zahllose Demü­ti­gungen später, dem pumme­ligen Ingenieur Bruce eine neue reizende Chefin vorge­setzt wird, die, wie er einst, von der Salsa-Leiden­schaft besessen ist. Lohnt es sich, für sie an den verwun­schenen Ort der Tanz­fläche zurück­zu­kehren?

Tanz ist nicht nur per se eine wunder­bare Sache – wie kaum ein anderes drama­tur­gi­sches Medium kann er den Underdog zum Helden machen, und wir lieben es, Zeugen dieser märchen­haften Verwand­lung zu werden. Nicht zuletzt inter­na­tio­nale TV-Unter­hal­tungs­for­mate bauen auf diesen Effekt. Stoff und Filmstart von Cuban Fury wären perfekt für eine beschwingte Sommer­komödie. Doch leider ist daraus lediglich ein behäbiger Schwank geworden. Das liegt nicht an der Top-Besetzung. Sympa­thie­träger und Spitz­en­komö­diant Nick Frost als Salsero-Phönix, eine ungewohnt heitere Olivia Colman als Bruces Schwester, Chris O’Dowd als wider­wär­tiger Gegen­spieler und der über­schäu­mende Spaßvogel-Sidekick Kayvan Novak verschleu­dern ihr Talent an einen Film, der sich selbst nicht genügend abver­langt. Zu oft begnügt sich Regisseur James Griffiths mit dem Offen­sicht­li­chen, lässt unlo­gi­sche Störer auf sich beruhen, viel­leicht in der Hoffnung, dass sie mit dem Allge­mein­plat­zlabel „Kult“ versehen werden könnten: Einen Film „Cuban Fury“ zu nennen, in dem die Heimat des Salsa weder in Form einer Figur noch thema­tisch richtig auftaucht, ist genauso unsinnig wie affek­tierte Tanz­du­elle, in denen der Mut zur richtigen Groteske fehlt. In dieser Salsa-Tüte wäre mehr drin gewesen, denn thema­tisch inter­es­sante Ansätze wie Ehe- und Sing­le­da­seins­frust, Büro­go­ckel, die sich Kapaune entpuppen und die Suche nach Authen­ti­zität sind vorhanden, werden aber auf dem Altar der erzäh­le­ri­scher Mittel­mäßig­keit geopfert.

Bei all der nervigen Undis­zi­pli­niert­heit darf man den einen oder anderen Lacher nicht verschweigen, der unwei­ger­lich hochkommt wie der letzte Schwung Kohlen­säure aus der stillen Fanta, dem selbst­er­nannten It-Getränk von Cuban Fury. Auch die physische Leistung von Frost, der vor Dreh­be­ginn sieben Monate lang nonstop trai­nierte, ist beacht­lich – schließ­lich sollst Du nicht urteilen über einen Mann, bevor Du nicht zwei Salsa-Runden in seinen Kroko­dils­chuhen getanzt hast.

Aber selbst dann würde die Meinung zu Cuban Fury wohl nicht anders ausfallen.