USA/S 2019 · 105 min. · FSK: ab 16 Regie: Jim Jarmusch Drehbuch: Jim Jarmusch Kamera: Frederick Elmes Darsteller: Adam Driver, Bill Murray, Tilda Swinton, Chloë Sevigny, Steve Buscemi u.a. |
![]() |
|
Zombie-Kannibale Iggy Pop |
Es hört sich eigentlich an wie ein Sparwitz unter Cineasten: Jim Jarmusch dreht einen Zombie-Film. Wie könnte das aussehen? Zwei Untote, die sich beim Kaffee- und Zigarettengenuss über Elvis und Teslaspulen unterhalten? Nun, Jarmusch hat mit The Dead Don’t Die wirklich einen Zombie-Film gedreht – und leider sieht er nicht so aus.
Die Handlung ist wie bei den meisten Vertretern dieses Genres schnell erklärt: In der verschlafenen Kleinstadt Centerville häufen sich merkwürdige Begebenheiten. Um acht Uhr abends ist es taghell, Haustiere verschwinden und im örtlichen Café liegen auf einmal zwei brutal verstümmelte Leichen. Sheriff Robertson (Bill Murray) und sein Kollege Peterson (Adam Driver) stehen vor einem Rätsel, lassen sich aber zumindest äußerlich nicht aus ihrer bequemen Lakonie bringen. Und zumindest die Lösung für die beiden Leichen ist für Robertson schnell gefunden. Kein wildes Tier – schon gar nicht mehrere! –, sondern nur Zombies können hinter dem Blutbad stecken. Tatsächlich ist der Ort bald von kannibalistischen Untoten überlaufen. Und so machen sich die Bürger bereit zur Gegenwehr.
Interessanter als der Plot von The Dead Don’t Die sind – wie so oft bei Jarmusch – die skurrilen Charaktere, die in ihm ausgesetzt sind. Bill Murray spielt als Cop mit Hundeblick zwar wieder sich selbst, aber das wie immer sympathisch. Daneben gibt es Steve Buscemi als Redneck mit »Make America White Again«-Mütze, Tilda Swinton als Samuraischwert schwingende Bestatterin und Tom Waits als grummeligen Einsiedler. Mit weiteren Namen wie RZA, Danny Glover und Caleb Landry Jones setzt sich so ein durchweg kompetenter Cast zusammen. Es spielt zwar jeder wieder irgendwie seine typische Jarmusch-Rolle, aber was will man mehr? Obendrein ist der ganze Film in einer wunderbar-trockenen Weise erzählt. Die meiste Zeit wirkt die Apokalypse eher wie absurdes Theater, durch das der titelgebende Song von Sturgill Simpson dudelt.
Leider reicht das nicht aus, um aus The Dead Don’t Die einen gelungenen Film zu machen. Die Referenzen an das Genre bieten nichts neues und wurden in anderen Filmen wie Shaun of the Dead bereits interessanter und vor allem witziger umgesetzt. Dazu gehört auch der sozialkritische Unterton des Zombie-Genres, der seit den Klassikern von George A. Romero dazu gehören muss und sich in vielen Fällen bereits (un-)tot gelaufen hat. Auch Jarmusch macht es sich hier denkbar einfach, indem er seine Untoten Wi-Fi, »Snickers« und »Smartphone« stöhnen lässt. Ja, wir sind alle willenlose Sklaven der Konsum- und Entertainment-Industrie, das hat man uns bereits oft genug gesagt. Romero selbst hat das mit seinen ins Kaufhaus wankenden Leichen subtiler dargestellt. Verantwortlich für die ganze Misere ist übrigens Fracking am Nordpol, wodurch die Erdachse aus ihrer Umlaufbahn geworfen wurde. Das wird dem Publikum immer wieder beiläufig erklärt, gleichzeitig aber wieder so oft, bis es auch der letzte Depp verstanden hat. Eine kritische Öko-Message sieht anders aus. Genauso willkürlich eingestreut ist der Versuch, eine Metaebene zu erzeugen. Der beschränkt sich darauf, dass Peterson bereits vorab das komplette Drehbuch gelesen hat und weiß, dass alles schlimm ausgeht – was er nicht müde wird zu betonen. Im Gesamtkontext wirkt das eher deplatziert als lustig oder intelligent.
Auch als treuer Jarmusch-Anhänger muss man sagen, dass der Indie-Meister hier halbherzig bei der Sache war. Besonders enttäuschend ist dabei die Tatsache, dass er bereits seit Jahren einen Zombie-Streifen plant. Wenn man aber die Hauptdevise zum Genuss von B- und C-Movies berücksichtigt – Hirn ausschalten und alles nicht so ernst nehmen –, kann man sich zumindest an den schrulligen Figuren erfreuen.