A Decent Factory

Säädyllinen Tehdas

Finnland 2004 · 79 min.
Regie: Thomas Balmès
Drehbuch:
Kamera: Thomas Balmès
Darsteller: Louise Jamison, Hanna Kaskinen u.a.
Nokia made in China

Die Quadratur des Kreises

Prolog: Irgendwo in Finnland. Vier nackte Männer sitzen auf einem Steg. Dann springen sie mit Juchhe in die Fluten. Wer sie sind, verrät eine Einblen­dung: »Nokia Top Manage­ment« ist da zu lesen.

Doch die Führungs­riege des Handy­giganten hat sich nicht zum Vergnügen getroffen. Es geht um nicht weniger als die Quadratur des Kreises: Wie bringt man Profit und soziale Verant­wor­tung unter einen Hut? Das hat nicht nur mit Humanität zu tun: Mangelnde Ethik wird zunehmend zum Geschäfts­ri­siko. Inves­toren und Kunden beginnen höchst unbequeme Fragen zu stellen. Warnendes Beispiel ist die Firma Nike, die seit Jahren Millionen inves­tiert, um den Image­schaden auszu­bü­geln, den ihr von Kinder­händen genähte Bälle bescherten.

Bei Nokia verfolgt man ehren­werte Ziele: Man will die Orte, in denen man produ­zieren lässt, zu besseren machen – a better place. Zu diesem Zweck schickt man ein toughes Frau­en­doppel nach China: Hanna Kaskinnen und Louise Jamison sollen einer Liefer­firma auf den Zahn fühlen. »Ich bin bloß neugierig«, sagt Hanna dauernd und steckt ihre Nase in Ölfässer, Suppen­töpfe und Akten. Wach­sendes Unbehagen des europäi­schen Managers, staunende Blicke der Chinesen – ein Kultur­clash der auch komisch ist.

Durch Inter­views mit den Arbei­te­rinnen und Einblicke in die Unter­lagen kommt allerhand ans Licht. Die Arbei­te­rinnen tragen keine Ohrschützer. In der Teeküche bewahrt man giftige Reini­gungs­che­mi­ka­lien auf. Vor allem aber: Statt dem in China vorge­schrie­benen Mindest­lohn von etwas mehr als drei Euro pro Tag bekommen die Leute nur zwei. Zum Ausgleich gibt es Über­stunden.

Arbeits­ver­träge hingegen gibt es keine. Den Grund dafür benennt der Manager ohne rot zu werden: Schließ­lich wären diese allesamt illegal, weil die Leute zu wenig verdienen. So einfach ist das. »Und dabei gehört diese Firma tatsäch­lich noch zu den anstän­di­geren«, berichtet Louise, die schon viel gesehen hat. Arbeiter, die geschlagen werden. In Indo­ne­sien reicht der gesetz­lich vorge­ge­bene Mindest­lohn nicht um eine Familie zu ernähren – so will man Inves­toren anlocken. In Latein­ame­rika werden Frauen monatlich zum Schwan­ger­schafts­test gezwungen. Wer ein Kind erwartet, fliegt.

Zurück in der finni­schen Zentrale erstatten die Damen Bericht. Grund zur Freude gibt es wenig. Zu den Good Guys der Welt­wirt­schaft zu gehören, ist offenbar schwerer als gedacht. Und so dankt man den Damen, und kehrt ratlos zur Tages­ord­nung zurück.

Inzwi­schen haben Hanna und Louise den Job hinge­schmissen. »Wir hatten es satt, gegen Wind­mühlen zu kämpfen«, sagt Louise. Hanna macht eine Ausbil­dung zur Kran­ken­schwester, »um etwas mit den Händen zu machen«. Louise will eine eigene Orga­ni­sa­tion von »Fairer Trade« aufziehen – dass es so was wie wahrhaft fairen Handel gibt, glaubt sie nicht mehr. Frage aus dem Publikum: »Welche Firmen sind sauber?« Louise schweigt. Dann sagt sie schlicht: »Ich kenne keine.«

Epilog: In der letzten Einstel­lung sieht man Hanna mit Tochter und Hund auf Skiern durch ein finni­sches Winte­ridyll gleiten. Gewis­sen­haft klaubt sie ein Hundehäuf­chen aus der weißen Lang­lauf­loipe. Ihre Illu­sionen hat sie verloren, ihre Ideale nicht.