The Devil's Rejects

USA/D 2005 · 108 min. · FSK: ab 18
Regie: Rob Zombie
Drehbuch:
Kamera: Phil Parmet
Darsteller: Sid Haig, Bill Mosely, Sheri Moon Zombie, Matthew McGrory, William Forsythe u.a.
On the road again...

Prinzip Hässlich

Rob Zombie, ein Musiker, der nie etwas dem Zufall über­lassen hat, alles selbst kompo­niert und illus­triert hat, was von ihm zu hören und zu sehen war, seine Kostüme, seine Booklets, seine Videos, dreht auch Filme. Den ersten, Haus der 1000 Leichen, wollte zuerst keiner so richtig haben. Als er schließ­lich nach einigem Hin und Her doch ins Kino kam, fand er sein spezi­elles Publikum, und deshalb steht der Regisseur nun mit der Fort­set­zung in den Start­löchern. Es geht in The Devil’s Rejects wieder um die Familie Firefly, die aus irgend­einem Grund einen Riesen­spaß daran hat, andere umzu­bringen und sich mit den Leichen ins Bett zu legen. Der Film startet mit einer Schießerei. Ein Sheriff will sich an der Familie für den Tod seines Bruders rächen und überfällt die Farm, in der sie ihr Unwesen treiben. Die Mutter wird gefangen genommen, zwei der Kinder können entkommen und versuchen nun, sich mit ihrem Vater in einem Bordell-Motel wieder zu verei­nigen.

Das ist der Ausgangs­punkt einer Verfol­gungs­jagd durch ein höllisch heißes Kali­for­nien, das ausschließ­lich aus Schmutz, Sonne und dreckigen Typen besteht. Die Kinder nehmen unschul­dige Geiseln und ermorden die ohne Not, der Vater, der ein Clowns­ge­sicht trägt, klaut Autos, und der Sheriff schlägt Frauen, besticht Zuhälter und heuert Gangster an, um seinem Ziel, der sadis­ti­schen Ausrot­tung der Fireflys, näher zu kommen.

Rob Zombie ist ständig auf der Suche nach dem Scheuß­li­chen, in jeder Einstel­lung fährt die Kamera so lang umher, bis sie etwas Abstoßendes entdeckt. Sei es auf den unzäh­ligen Groß­auf­nahmen der Schau­spieler-Gesichter, sei es in einem Hühner­käfig eines Straßen­händ­lers: Es wird immer versucht, selbst das Banale hässlich zu zeigen. Einzig die Tochter Baby, gespielt von Rob Zombies Frau Sheri Moon, darf gut aussehen; schwülstig-erotisch zieht sie ihre Opfer an, damit ihr Bruder Otis, gespielt vom jesuesken Bill Moseley, ihnen das Messer in den Rücken hauen kann.

Natürlich funk­tio­niert der Film so nicht. Die unun­ter­bro­chene Reihe der Bruta­litäten ermüdet schnell. Die Haupt­fi­guren sind alles Arschlöcher, keinem möchte man helfen, jeder ist einem gleich­gültig. Neben­fi­guren werden nur einge­führt, um ein paar Minuten später aufge­schlitzt oder erschossen zu werden. Der Sheriff ist ein Funda­mental-Christ, deswegen tauchen eine Menge reli­giöser Symbole auf, gegen Ende wird Bruder Otis sogar auf einen Stuhl genagelt wie seiner­zeit Christus ans Kreuz. Und plötzlich wacht man wieder auf mit einer Beklem­mung. Man glaubt nicht mehr, dass Rob Zombie nur mit seinen Versatz­stü­cken spielt, sondern es in Wirk­lich­keit verdammt ernst meint. Natürlich lehnt sich dieser Film an das Texas Chainsaw Massacre an, erzählt die Geschichte der Peiniger diesmal und nicht die der Opfer. Bei The Devil’s Rejects gibt es keine Distanz, es handelt sich hier nicht mehr um die Befrie­di­gung eines ewig­pu­ber­tären Provo­ka­ti­ons­drangs für Fans, sondern um einen einzigen Ekel­er­guss über die durch die Hitze krank gewordene Mensch­heit.