USA 2007 · 104 min. · FSK: ab 16 Regie: D.J. Caruso Drehbuch: Christopher Landon, Carl Ellsworth Kamera: Rogier Stoffers Darsteller: Shia LaBeouf, Sarah Roemer, Carrie-Anne Moss, David Morse, Aaron Yoo u.a. |
||
Lektion im Fürchten |
Schönes neues Leben der (US-)Gegenwart: Ein durchaus sympathischer und wohlerzogener Schüler hat einen hässlichen Streit mit seinem Lehrer – die Strafe ist völlig unverhältnismäßig: 90 Tage Hausarrest, der per elektronischer Fußfessel und Nonstop-Satellitenüberwachung kontrolliert wird. Und wenn Kale (Shia LaBeouf) im elterlichen Karten auch nur an der falschen Stelle über ein Beet tappt, kommt gleich ein Schrank von einem Cop, wirft ihn zu Boden und legt ihm Handschellen an – offenbar hat die Polizei in den USA nichts Besseres zu tun
Dies ist zwar nur ein Nebenaspekt von Disturbia, doch entpuppt der sich doch in gewissem Sinn als zentral. Disturbia ist überaus interessant: Ein spannender Thriller, der mit der Filmgeschichte spielt, gut unterhält, und nebenbei an seinen Rändern auch eine Menge Allgemeines über die Gegenwart zu erzählen hat.
Im Mittelpunkt steht jener Kale (Shia LaBeouf). Durch die Fußfessel ist er ähnlich ans Heim und einen höchst begrenzten Aktionsradius gefesselt, wie einst James Stewart mit Gipsbein im Rollstuhl in dem berühmten Hitchock-Thriller Rear Window (Fenster zum Hof). Wie Stewart bleibt ihm gegen die Langeweile nicht mehr, als der voyeuristische Blick in die Wohnungen der Nachbarn – denn seine alleinerziehende Mutter hat auch Fernseher Videospiele und iPod außer Reichweite gebracht.
Der Blick in fremde Privatsphären fördert zunächst – neben allerlei kleinen schmutzigen Geheimnissen – ein hübsches Nachbarmädchen zutage, dass von Kales Interesse eher geschmeichelt, denn schockiert ist, und ihm bald daheim Gesellschaft leistet. Doch schnell konzentriert sich beider Aufmerksamkeit auf den einsamen Nachbarn und seine merkwürdigen nächtlichen Aktivitäten. Die Verdachtsmomente häufen sich, und bald ist es offensichtlich: Nebenan haust ein Nachfolger Hannibal Lecters. Der merkt auch bald, dass der Nachbarsjunge ihm hinterspioniert, und hat es nun wiederum auf diesen abgesehen – wie gesagt: Disturbia ist ein »Fenster zum Hof« für die Schülergeneration der Gegenwart.
So unter der Hand erzählt der solide inszenierte Film auch einiges über die USA: Über rigide Strafmaßnahmen, und dass sie letztlich bei aller Härte zu etwas gut sind: Denn Kale bringt ja nicht nur einen Serienmörder zur Strecke, er lernt sich auch anständig zu benehmen, und bekommt eine Lektion über den Zusammenhang von Lust und Gefahr: Der neugierig-lüsterne Blick auf fremdgehende Nachbarn und Kinder, die heimlich Pornos im Fernsehen gucken wird bestraft mit dem Blick auf den mörderischen Nachbarn, die Gefahr der Jagd auf ihn dann aber belohnt mit der doppelten Trophäe der Anerkennung durch die Erwachsenenwelt und einer netten hübschen Freundin. Und wenn sie nicht gestorben sind...