USA 1996 · 128 min. · FSK: ab 16 Regie: Mike Newell Drehbuch: Joseph D. Pistone, Richard Woodley Kamera: Peter Sova Darsteller: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen, Bruno Kirby u.a. |
Donnie Brasco erzählt die Geschichte des jungen FBI-Undercoveragenten Joe Pistone. Im bürgerlichen Leben ein fürsorglicher Familienvater, erfüllt er (Johnny Depp) seinen Job zuverlässig, indem er in die Rolle des Hehlers und Juwelenschiebers Donnie Brasco schlüpft, um Informationen über einen Mafia-Clan zu sammeln. Als Eintrittskarte zu dieser ehrenwerten Gesellschaft dient ihm der alternde Kriminelle Lefty Ruggiero, von Al Pacino gespielt, dessen Vertrauen er gewinnt und der für ihn bei seinen Bossen bürgt. Mit dem Charakter des Lefty Ruggiero ist das Genre des Mafiafilms bei der Schilderung der untersten Sprosse der Hierarchieleiter angelangt. Handeln Filme wie Coppolas Der Pate oder Scorseses Goodfellas noch von der Aristokratie bzw. von einem sich glamourös gebenden Mittelstand der Gangsters Inc., so gleichen Lefty und seine Kumpane eher einem desillusionierten, traurig und glanzlos herumschlurfenden Lumpenproletariat, daß sich nicht zu schade ist die fälligen Abgaben an die Bosse und seinen Lebensunterhalt mit Bagatellen wie aufgebrochenen Parkuhren oder gestohlenen Karten für ein Popkonzert zu bestreiten.
Trotz seines verpfuschten Lebens, flackert bei Lefty wieder ein Funke Hoffnung auf, als Donnie ein vom FBI inszeniertes »Geschäft« in Form eines Nachtclubs vorschlägt. Aber die Illusion eines Ausstieg und einer finanzielle Absicherung auf die alten Tage löst sich im nichts auf, nicht etwa weil sich das FBI einschaltet, sondern weil Lefty von seinem Boß ausgebootet wird. Nur wenig tröstlich, daß dieser wiederum durch seine Paten aus dem Verkehr gezogen wird, denn die Welt ist schlecht und am Ende trifft es immer den schwächsten Wolf des Rudels, in diesem Fall Lefty.
Je besser Donnie Lefty kennenlernt, um so mehr erkennt er, daß sich hinter Leftys abgebrühter und zynischer Fassade ein melancholischer und verletzlicher Mensch verbirgt, der in Donnie auch so etwas wie seinen Sohn sieht. Für Donnie wird die Situation immer unerträglicher, da es ihm nicht gelingt Lefty zu einem Ausstieg zu bewegen und er sich bewußt ist, daß mit bekanntwerden seiner wahren Identität, das Todesurteil seines väterliche Freundes gesprochen ist.
Um das
Vertrauen von Lefty nicht zu verlieren und weiter glaubhaft zu wirken, versteift sich Joe immer mehr in seiner Rolle als der Kriminelle Donnie Brasco, bis seine eigene Identität droht verloren zu gehen. Joe erkennt, daß Donnie nicht nur ein Teil seiner Persönlichkeit ist, sondern daß er immer mehr der Gangster wird, der er nur vorgegeben hat, zu sein. Die von Anfang an schon dünnen Verbindungsfäden zu seinem bürgerlichen Leben, zu seiner Familie und zu seinen Vorgesetzten beim FBI
lösen sich langsam auf. Das FBI schreitet schließlich ein und beendet die gesamte mehrere Jahre dauernde Aktion.
Der Regisseur Mike Newell gewährt am Ende Lefty/Pacino einen grandiosen, herzerweichenden Abgang, indem er der Vorladung seiner Mafiabosse folgt, seine letzten Wertsachen für seine Frau deponiert und die Wohnung verläßt. In der Abblende ertönt ein Schuß und man sieht Donnie/Joe beim Übungsschießen.
Die letzten Szenen spielen bei der Verleihung einer Ehrenmedallie für Joe. Der Regierungsbeamte leiert stereotyp seine Belobigung runter und drückt Joe einen Scheck über 500
Dollar in die Hand. Das Kopfgeld für den Verrat an seinem Freund.
Joes anwesende Familie fordert ihn in der letzten Szene auf, nach Hause zu kommen. Ob ihm in die Rückkehr in sein bürgerliches Leben noch möglich ist bleibt mehr als fraglich.
Die Plotidee des Films stützt sich zwar auf die Erinnerungen des realen Joseph D. Pistone, hat also sowas wie einen authentischen Hintergrund, aber Mike Newell geht es mehr um die Schilderung einer entstehenden Freundschaft zweier anscheinend grundverschiedener Menschen. Daß diese Freundschaft eine schöne Illusion bleibt, bedingt das System in dem die beiden Charaktere gefangen sind.
Das Manko dieses Films ist die Kälte und Emotionslosigkeit in der Newell seine
Charaktere schildert. Nur allzu oft entsteht so leider ein äußerst artifizieller Eindruck des Gesehenen. Dem Film wäre durchaus etwas mehr von dem Pathos seiner Vorläufer gut zu Gesicht gestanden.