USA 2004 · 111 min. · FSK: ab 12 Regie: Tod Williams Drehbuch: Tod Williams, John Irving Kamera: Terry Stacey Darsteller: Jeff Bridges, Kim Basinger, Elle Fanning, Bijou Phillips u.a. |
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Stürmische Beziehung |
Ruth heißt das kleine Mädchen, dessen Leben wir schnell mit viel Anteilnahme und einem gewissen Bedauern betrachten. Materiell gibt es zwar keine Probleme, man lebt in den Hamptons, einer überaus wohlhabenden Gegend der US-Ostküste, nahe New York. Doch schnell versteht man: Ruth, die verträumte blonde Siebenjährige mit den großen Augen ist der ruhige Pol inmitten eines emotionalen Sturms.
Ihre Mutter Marion lebt in den Tag hinein, sie vernachlässigt trotz aller Bemühung die Tochter, weil sie den Unfalltod ihrer beiden älteren Söhne nicht verkraftet hat. Dieses traumatische Ereignis und die ständige Gegenwart der Toten – durch viele Fotos, die im Haus verteilt sind, noch verstärkt – hängt wie ein schwarzer Schatten über allem, was die Überlebenden tun. Und Vater Ted ist warmherzig, aber nicht weniger traumatisiert. Er stürzt sich in seine Arbeit als – erfolgreicher – Schriftsteller, in seiner Freizeit malt er Aktbilder und verführt seine jeweiligen Modelle. Auch das ist nur seine Weise, den Schicksalsschlag zu verarbeiten. Erst als Ted Eddie, einen jungen Mann als Assistent anheuert, gerät diese starre Konstellation in Bewegung. Eddie fragt unbekümmert nach, bricht so das Schweigen, das sich im Haus breit gemacht hat. Und er wirbt um Marion, weckt dadurch in ihr neue Lust am Leben.
The Door in the Floor, der nach dem ersten Drittel von John Irvings Roman A widow for one year entstand, der aus diesem Anlaß ins Deutsche übersetzt wurde (bei Diogenes), ist ein Drama der Gefühle: Mal beklemmend, mal rührend, mitunter komisch, oft melancholisch. Auf hollywoodtypischen Kitsch und Zuspitzungen hat man zwar nicht ganz verzichtet. Aber Tod Williams' zweiter Film ist erwachsenes, reifes Kino. Eine Geschichte über das Überleben, über die Schwierigkeit, mit Schicksalsschlägen umzugehen, ein Plädoyer für neue Anfänge, ohne einfache, allzu schnelle Lösungen. Den Film tragen die beiden Hauptdarsteller Kim Basinger (in einer ihrer besten Rollen) und Jeff Bridges. Auch die kleine Elle Fanning in ihrer ersten Rolle ist erstaunlich überzeugend.
Am Ende dieses gediegen inszenierten Melodramas erst werden dann wirklich alle sorgfältig gehüteten Geheimnisse der Figuren enthüllt, und eine bittersüße Bilanz gezogen – die, wie das Leben selbst nur eine Zwischenbilanz ist. Der Roman geht, wie gesagt, noch einige hundert Seiten weiter – wer mehr erfahren will, muss lesen.