Die drei Mädels von der Tankstelle

Deutschland 1997 · 85 min. · FSK: ab 6
Regie: Peter F. Bringmann
Drehbuch:
Kamera: Ekkehart Pollack
Darsteller: Wigald Boning, Franka Potente, Carol Campbell, Axel Milberg u.a.

Autist im Orkus

Wigald Boning als mißglückte Heinz Erhardt-Kopie

Man muß es gleich ganz ohne Umschweife sagen: ein grot­ten­schlechter Film, der nichts besitzt, was die verlo­renen 80 Minuten noch irgendwie entschul­digen oder gar recht­fer­tigen könnte. Wer hat sich das wohl einfallen lassen ? Ein Remake des Weimarer Film-Klas­si­kers Die Drei von der Tank­stelle, das von dem ursprüng­liche Plot so gut wie nichts übrig läßt, und alle guten Ansätze schon im Keim in gnaden­loser Spießig­keit erstickt. Viel­leicht hat man es bei Constantin-Film für eine super-origi­nelle Idee gehalten, die Tank­stelle jetzt statt von drei ledigen Jungs von drei hübschen Mädels betreiben zu lassen. Wär ja auch ok gewesen, aber was sich sonst so auf der Leinwand tut, kann auch den nettesten Einfall nicht retten.

Die Geschichte ist denkbar simpel: Wigald gespielt von Wigald Boning, ist der einzige Sohn einer millio­nen­schweren Unter­neh­merin. Wigald ist ein Autist, der nur seinen weißen Pudel namens Scho­pen­hauer liebt. Weil er eine Frau­en­phobie hat, reißt er fort­wäh­rend frau­en­feind­liche Witze, die durch die Behaup­tung, das sei alles ironisch gemeint, auch nicht weniger frau­en­feind­lich werden. Wigalds Freund Volker (Axel Milberg) ist Psycho­the­ra­peut, und versucht, Wigald in Bezie­hungs­fragen zu helfen. Ernst­hafte Probleme bekommt Wigald, als dann seine Mutter über­ra­schend das Zeitliche segnet: der arme Junge erbt nämlich erst dann, wenn er innerhalb von vier Wochen eine verrot­tete Tank­stelle in die Gewinn­zone führen kann. Da diese jedoch an drei fesche Girlies (Carol Campbell, Franka Potente, Anya Hoffmann) verpachtet ist, muß Wigald wohl oder übel seinen Frauenhaß über­winden.

Einge­fleischte Wigald Boning-Fans werden sicher auch diesem völlig mißglückten Debüt des »RTL Samstag Nacht«-Stars Kult-Charakter abge­winnen. Regisseur Peter F. Bringmann (Theo gegen den Rest der Welt) und Dreh­buch­autor Ernst Kahl (Wir können auch anders) geben sich redliche Mühe, auf den Zug der 60s Mode aufzu­springen, und eine Art Heinz-Erhardt-Touch zu erzeugen. Das klappt aber allen­falls in den Szenen, in denen Axel Milberg und Wigald Boning singen. Denn Wigald Boning ist ein höchst beschei­dener Schau­spieler, der außer über die Fähigkeit zum Grins­gri­massen-schneiden über keinerlei weitere schau­spie­le­ri­sche Mittel verfügt. Man kann es ja witzig finden, wenn einer sich kindi­scher gibt, als jedes kleines Kind, und in wahn­sinnig bunten Klamotten herum­läuft. Aber seine Versuche, Heinz Erhardt zu kopieren, sind nicht mehr lustig. Und Franka Potente muß einem leid tun. Mögli­cher­weise hat ihr irgendein Berater den Tip gegeben, daß es karrie­re­tech­nisch clever sein könnte, neben Wigald Boning die weibliche Haupt­rolle zu über­nehmen. Den spielt die Newco­merin des deutschen Kino­jahres 1996 zwar schon durch bloße Anwe­sen­heit an die Wand, den Film rettet sie aber keines­wegs, und man kann nur hoffen, daß er diese gute Schau­spie­lerin nicht mit in den Orkus reißen wird. Und warum produ­ziert Bernd Eichinger, der immerhin etwas von Kino und von Kassen­er­folgen versteht, diesen boden­losen Mist, der auch die abge­stumpf­testen Zuschauer offen­sicht­lich nicht mehr in die Kinos lockt? Die drei Mädels von der Tank­stelle ist nicht etwa ein Film, der kokett mit 60s Zitaten und Anspie­lungen um sich wirft, er ist tatsäch­lich so schlecht, wie die schlech­testen 60s Filme.