USA 1967 · 78 min. · FSK: ab 0 Regie: Wolfgang Reitherman Drehbuch: Larry Clemmons, Ralph Wright, Ken Anderson Musik: George Bruns |
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Baloo und King Louie |
Ja, ja, freilich ist The Jungle Book einer der beliebtesten und erfolgreichsten Disney-Filme, und im Prinzip mag ich ihn ja auch sehr gerne (auch wenn er lange nicht an die frühen Meisterwerke wie Pinocchio und Bambi heranreicht). Klar ist die Animation wunderbar, sind die Songs großartig. Und sicher ist es eine der letzten echten Höhepunkte (dabei ja auch der letzte Film, den Walt Disney noch selbst überwacht
hat), bevor das Studio in den 70ern anfing, seinen Ruf zu verspielen um ihn eigentlich erst mit The Little Mermaid wieder voll zu erlangen.
Aber all das heißt ja nicht, dass man deswegen blind vor Ehrfurcht und Nostalgie werden muss. Und wenn man genauer hinguckt, dann gibt es zumindest einen Aspekt des Films, der ganz und gar unschön ist.
Vergessen wir nicht, dass The Jungle Book im Herbst 1967 in die amerikanischen Kinos kam. Es war eine Zeit des Umbruchs und Aufruhrs in den USA, die Zeit von Studentenprotesten, Vietnam – und der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. 1964 wird gesetzlich die Rassentrennung aufgehoben, bald darauf erhalten Afro-Amerikaner das Wahlrecht, 1967 kippt der Oberste Gerichtshof die Gesetze gegen Mischehen. (Ja, das ist alles noch keine 40 Jahre her...) Es ist die Zeit von Malcolm X und Martin Luther King.
Und dann gibt es da in The Jungle Book auch einen King, King Louie. Der ein Affe im Dschungel ist – was in einer rassistischen Ikonografie seine feste Tradition als Karikatur von Schwarzen hat. Der (als einziger im Film) eindeutig schwarzes Amerikanisch spricht, der (als einziger im Film) eindeutig schwarze Musik, Jazz, macht. Der von Louis Prima gesprochen wird, mit etlichen (eindeutig einer schwarzen Tradition entstammenden) Scat-Einlagen.
Und der
davon singt, dass er gerne genauso wäre wie die Menschen – »I Wanna Be Like You«. Mag sein, dass Disney (politisch ein notorischer Rechtsausleger) nicht bewusst gehandelt hat – immerhin aber gab es zuvor schon Filme wie Songs Of The South, die der Disney-Konzern inzwischen in den Giftschrank gesperrt hat, weil sie so grob und unverhohlen rassistisch sind, dass sie heute wütendste Proteststürme entfesseln würden. Unmöglich aber, dass 1967 da nicht
zumindest unterschwellig ein ganz deutlicher Zeitbezug mitschwang (in einem Film, der mit seinen den Beatles nachempfundenen britischen Geiern ganz klare Zeitbezüge etabliert).
Und wie sich der Film dann über das Begehren der Affen nach Gleichberechtigung lustig macht, wie er demonstriert, dass dieses nur zu Unglück und Katastrophen führen kann (das Feuer, das King Louis entfacht, brannte damals ganz real in Amerikas Straßen) – das ist, bei aller schönen
Animationskunst und aller schönen Musik, ganz erheblich unschön.
Fast so erheblich unschön wie die Tatsache, dass bis heute niemand größeren Anstoß daran genommen zu haben scheint und der Film alle paar Jahre wieder ohne jede Einschränkung oder Entschuldigung als beste, sauberste Familienunterhaltung aus den Disney-Archiven gekramt wird.