Großbritannien/USA 2015 · 101 min. · FSK: ab 16 Regie: Andrew Mogel, Jarrad Paul Drehbuch: Jarrad Paul, Andrew Mogel Kamera: Giles Nuttgens Darsteller: Jack Black, James Marsden, Kathryn Hahn, Jeffrey Tambor, Russell Posner u.a. |
||
Grausam, bizarr, komisch |
Wer kennt das nicht, im Großen oder im Kleinen: den Wunsch, geliebt werden zu wollen, aber zu spüren, dass es einfach nicht genug ist. Oder überhaupt nicht funktioniert. Um dann zu seinem ganz speziellen, selbstentfremdenden Paket aus Liebes(-über)lebens-Sategien zu greifen, das meistens alles noch viel schlimmer macht.
Jarcad Paul und Andrew Mogel ventilieren diese menschliche Grundproblematik in ihrem Debütfilm über die altbewährten Formate Bromance und Klassentreffen. Doch »altbewährt« ist hier am Ende überhaupt nichts mehr. Denn was Mogel und Paul in The D-Train ihren beiden Protagonisten zumuten, geht weit über Männerfreundschaft und den Blick in den Abgrund der eigenen Lebenszeit hinaus, ist schwärzer als die schwärzeste Komödie und damit fast so etwas wie ein therapeutisches Instrument, die eigene Peinlichkeit gnadenlos vor Augen geführt zu bekommen. Vielleicht ist The D-Train auch deshalb beim amerikanischen Publikum fast schon sensationell durchgefallen. Denn die am ersten Wochenende pro Kino durchschnittlich erspielten 444 Dollar verhalfen Paul und Mogels Film zu einem der schlechtesten Filmstarts aller Zeiten.
Dabei ist The D-Train alles andere als schlecht, stimmt hier eigentlich alles – von den Darstellern bis zum sich gnadenlos in einer therapeutischen Katharsis zuspitzenden Plot, der eigentlich so harmlos beginnt, wie die Geschichte, um die es geht. Dan Landsman (Jack Black) ist Teil des Komitees, das sich darum kümmert, das 20-jährige Klassentreffen zu organisieren. Doch er und seine alten Klassenkameraden haben es schwer, denn so richtig will eigentlich keiner mit dabei sein. Dan hat es allerdings noch ein wenig schwerer, denn immer wieder spürt er, dass er trotz übermäßigem Engagement, gepaart mit einem kaum zu ertragenden Egozentrismus, in der Planungsgruppe nicht den Stand genießt, den er sich wünscht. Als er im Fernsehen einen Werbespot mit einem alten Mitschüler sieht, der es anscheinend geschafft hat, erfolgreich den Weg aus dem provinziellen Leben nach L.A. zu meistern, ergreift er verzweifelt diesen Strohhalm, der ihm die langersehnte Anerkennung seiner Mitschüler endlich einbringen soll. Er deklariert den alten Mitschüler als guten Freund und verspricht nach L.A. zu reisen, um Oliver Lawless (James Marsden) persönlich zum Klassentreffen einzuladen und ihn als Zugpferd für das ganze Klassentreffen einzuspannen.
Was Landsman im Zusammentreffen mit Oliver dort jedoch widerfährt, gehört mit zum feinsten, grausamsten und auf bizarre Weise komischsten und in seinen Grenzüberschreitungen überraschendsten, was das Genre »Bromance« in den letzten Jahren zu bieten hatte. Mehr noch, als Paul und Mogel es nicht dabei belassen, ihre gleichermaßen unsympathischen »Helden« in ihre eigenen Abgründe blicken zu lassen, sondern im abschließenden Teil ihres Films auch noch die Rollen- und Erziehungsmodelle amerikanischer Durchschnittsfamilien gnadenlos sezieren.
Hier erreicht The D-Train gerade durch seine unerbittlichen Dialoge und die schauspielerische Klasse seines Ensembles eine derartig realistische Dichte, das tatsächlich so etwas wie ein therapeutischer Spiegel entsteht. Ein Zerrspiegel, der mich mit seinem bohrenden Hinterfragen der eigenen Eitelkeit und der Bloßstellung unseres so oft mit Selbstlügen angereicherten, fadenscheinigen, inzwischen zum Werbefaktor verkommenen Modell einer authentischen, unabhängigen Persönlichkeit noch Wochen verfolgt hat.