USA/Kanada 2003 · 119 min. Regie: Kenneth Bowser Drehbuch: Kenneth Bowser |
![]() |
|
Coppolas APOCALYPSE NOW |
Hätten Sie gewusst, dass George Lucas wegen seines Asthmas in Anbetracht der mollig warmen Drehorte eine Karriere als Pornoproduzent erwog? Dass Spielberg zum großen Showdown von der Weiße Hai abreiste, weil er die Nerven verlor? Dass Harald und Maude-Regisseur Hal Ashby sich nur deshalb nicht im Meer ertränkte, weil er sich nicht entscheiden konnte, welchen Badeanzug er tragen sollte?
1998 erscheint in den USA ein Buch, das sich als Skandal-Bestseller der Saison entpuppt: Peter Biskind sprach mit der Crème de la Crème der US-Filmemacher über die wilden 60er und 70er: Scorsese, Spielberg, Lucas, Coppola, Altman – aber auch mit wütenden Weggefährten, abgelegten Geliebten und gehörnten Ehefrauen. Die plaudern offenherzig und boshaft über Bettgeflüster und Drogenexzesse und enthüllen dabei so manches pikante Detail, das die Protagonisten erfolgreich unter den Teppich gekehrt glaubten oder per LSD-Trip aus den eigenen Köpfen gelöscht hatten.
Der erfolgreiche Dokumentarfilmer Kenneth Bowser hat daraus einen Film gemacht – und sich damit vorab um die Chance auf so manches Interview mit der noch immer verschnupfen Herrenriege gebracht. »Als ich Robert Altman erzählte, auf welchem Buch der Film basieren sollte, hat er hat mir Ausdrücke an den Kopf geworfen, die ich hier unmöglich wiederholen kann«, berichtet Bowser. Doch ein paar der Stars lassen sich doch vor die Kamera locken, darunter immerhin illustre Namen wie Peter Bogdanovich, Dennis Hopper, Richard Dreyfuss und Arthur Penn. Nach und nach schält Bowser aus den haarstäubenden Anekdoten dieser Zeit ein Epos von cineastischer Tragik.
Ende der 60er-Jahre gleichen die Hollywoodstudios jenen Geisterstädten, die sie selbst so oft inszenierten. Durch die Kulissen pfeift nur noch der Wind. Der Mega-Flop Cleopatra wird zum Symbol für den Niedergang der Branche. In dieses cineastische Vakuum stößt eine Schar von jungen Männern, die Köpfe voll Godard und Truffault, die nur eines wollen: Filme machen. Ihre ersten Geschichten stoßen bei den Verleihern zunächst auf Unverständnis. Arthur Penn berichtet von der Verkaufsvorführung von Bonny und Clyde. »Was zum Teufel soll das sein?«, fragt Filmmogul Jack Warner den jungen Regisseur nach dem blutigen Showdown konsterniert. »Eine Hommage an die großen Warner Gangsterballaden der 40er«, antwortet der Filmemacher. Warner nickt bedächtig. Dann fragt er »What the fuck is a Hommage?«
Doch die Filme, die die jungen Wilden der Filmbranche produzieren, sind ein Riesen-Erfolg: Easy Rider, Rosemarys Baby, Bonnie and Clyde – und kurbeln die marode Filmwirtschaft wieder an. Die Produzenten lassen den Wunderknaben freie Hand und geben ihnen riesige Budgets in die Hand: Ein Erwartungsdruck, dem nur wenige unbeschadet standhalten. Drogenexzesse machen die Sache nicht besser. Während die Einen teure Flops produzierten, verraten die Anderen ihre künstlerischen Ideale, indem sie Blockbuster schufen: Filme wie Spielbergs Weißer Hai, die auf Massenwirksamkeit abzielten und erstmals mit großem Werberummel und zig Kopien gleichzeitig im ganzen Land starteten. Die Zeit der großen amerikanischen Cineastenfilme ist vorbei.
Am Schluss bekennt Richard Dreyfuss verschmitzt: »Eigentlich kann man Biskind das Buch nicht übel nehmen. Die Wirklichkeit war viel schlimmer.«