Deutschland 1996 · 100 min. · FSK: ab 12 Regie: Rolf Silber Drehbuch: Rolf Silber, Rudi Bergmann Kamera: Jürgen Herrmann Darsteller: Christoph Orth, Tim Bergmann, Carin Tietze, Oliver Stokowski u.a. |
Es scheint sich als Klischee zu entwickeln, daß ein Mann, der sich immer zweifelsfrei als Hetero gefühlt hat, an dieser Überzeugung scheitert, wenn er mit seiner Partnerin Probleme hat. Der bewegte Mann ist wohl die Standardvorlage für alle Filme, die sich mit dem Thema Schwulsein beschäftigen. Auch in Echte Kerle wird der abgestürzte Macho Christoph Schwenk (Christoph M. Orth) von dem netten Schwulen Edgar Sänger aufgefangen und mit Wohnung und Freundschaft aufgepäppelt. Dem bürgerlichen Klischee entsprechend bringt ihn das ziemlich durcheinander, er wehrt sich recht unbeholfen mit Aids-Angst, Unsicherheit und verstärktem Chauvinismus gegen die neue Kollegin Helen Renmark (Carin C. Tietze). Der schwule Freund Edgar nimmt die eigene Verliebtheit recht gelassen, er macht keinen Druck und bleibt zuverlässig. Der Darsteller Tim Bergmann scheint mit dieser Rolle jedoch schon außerhalb seiner eigenen Normalität zu liegen, äußert er doch: »Schwul oder nicht schwul, das ist mir egal,« ... »Ich könnte auch Mörder und Perverse spielen«.
Doch davon unbeeindruckt bleibt die recht einfache Handlung des Films gerechterweise ziemlich im Hintergrund, es handelt sich eher um eine Zusammenstellung aller erdenklichen Kombinationen im menschlichen Balzverhalten; Freund, Verlobte, Kollegin, Mutter, und Pharisäer sind die Akteure.
Daß es keinem einfällt, die Liebe einfach zuzulassen oder einmal offen zu sein gegenüber seiner Umwelt ohne das gleich als Outing zu betreiben, erinnert mich stark an die alten Verwechslungskomödien, wo ich immer ungeduldig auf dem Sitz rumrutsche, weil keiner sagt, was er eigentlich will.
Unterhaltung ist geboten mit den echten Kerlen, keine richtigen Lacher aber gemütliches Schmunzeln und wohliges happy end, das etwas abrupt auftaucht, kurz bevor die Motive ausgelutscht sind.
Das Vorurteil, daß die Deutschen keine Komödien machen können, sollte sich dahingehend ändern, daß alle deutschen Komödien mit Homosexualität zu tun haben. Dem deutschen Sinn für Moral ist es nicht möglich, Homosexualität ohne Abscheu oder Gelächter zu begegnen. Wahrscheinlich ist die Aussage von Edgar doch richtig, daß alle lebenden Männer im Grunde schwul sind. Die heftige Gegenwehr gegen diese Behauptung belegt dies.
Insgesamt findet sich Echte Kerle in guter Gesellschaft mit anderen Beziehungskisten-Filmen, die zur Zeit Neuer-Deutscher-Film genannt werden. Die Story hat nichts Kopflastiges an sich, wie sich Carin Tietze ausdrückt. Mich bringen solche uncoolen Typen aber schon immer zum Nachdenken.