Ein gewöhnlicher Präsident

Obyknovennyj President

Diese Augen, immer wieder diese Augen. Streng, mißtrau­isch, kalt, macht­be­ses­senen. In Zeitlupe zeigt Regisseur Jirij Chas­ce­vat­skij, wie Alexander Luka­schenkos Blick den Raum nach Feinden absucht, die noch zu liqui­dieren sind. Der Film zieht Luka­schenko die Maske der väter­li­chen Güte vom Gesicht, die der weiß­rus­si­sche Präsident bei öffent­li­chen Auftritten anzulegen pflegt. Mit raffi­nierten Schnitten hat der Regisseur Fern­seh­ma­te­rial zur Karriere des Diktators in spe anein­an­der­mon­tiert und mit ironi­schen Kommen­taren unterlegt. Bei einem Staats­emp­fang ist zum Beispiel die stumpf­sin­nige Visage eines Militärs zu sehen. Der Sprecher meint dazu: »Die Intel­li­genz des Landes war auch zugegen.«

Der Film läßt Luka­schenkos ehemalige Wegge­fährten zu Wort kommen, die den Regie­rungs­stil des Präsi­denten analy­sieren. Sie entlarven Luka­schenkos Volksnähe als Masche (»Er ist berauscht von der Macht.«), erzählen von Luka­schenkos Bewun­de­rung für Hitler, weil der für Ordnung gesorgt habe.

Jirij Chas­ce­vat­skij charak­te­ri­siert den Präsi­denten als eine lächer­liche Figur, die durch haar­sträu­bende Verschwö­rungs­theo­rien, durch uner­füll­bare Reform­ver­spre­chen und nicht zuletzt durch die Gutgläu­bikeit des demo­kra­tie­u­ner­fah­renen Volks an die Macht gekommen ist.