Weißrussland 1997 · 55 min. Regie: Jurij Chascevatskij Drehbuch: Leonid Mindlin, Pjotr Marzew, Juri Chaschtschewazki Kamera: Vladimir Andronov, Sergej Wajtriwer, Goran Ruljow |
Diese Augen, immer wieder diese Augen. Streng, mißtrauisch, kalt, machtbesessenen. In Zeitlupe zeigt Regisseur Jirij Chascevatskij, wie Alexander Lukaschenkos Blick den Raum nach Feinden absucht, die noch zu liquidieren sind. Der Film zieht Lukaschenko die Maske der väterlichen Güte vom Gesicht, die der weißrussische Präsident bei öffentlichen Auftritten anzulegen pflegt. Mit raffinierten Schnitten hat der Regisseur Fernsehmaterial zur Karriere des Diktators in spe aneinandermontiert und mit ironischen Kommentaren unterlegt. Bei einem Staatsempfang ist zum Beispiel die stumpfsinnige Visage eines Militärs zu sehen. Der Sprecher meint dazu: »Die Intelligenz des Landes war auch zugegen.«
Der Film läßt Lukaschenkos ehemalige Weggefährten zu Wort kommen, die den Regierungsstil des Präsidenten analysieren. Sie entlarven Lukaschenkos Volksnähe als Masche (»Er ist berauscht von der Macht.«), erzählen von Lukaschenkos Bewunderung für Hitler, weil der für Ordnung gesorgt habe.
Jirij Chascevatskij charakterisiert den Präsidenten als eine lächerliche Figur, die durch haarsträubende Verschwörungstheorien, durch unerfüllbare Reformversprechen und nicht zuletzt durch die Gutgläubikeit des demokratieunerfahrenen Volks an die Macht gekommen ist.