USA 2005 · 123 min. · FSK: ab 0 Regie: Cameron Crowe Drehbuch: Cameron Crowe Kamera: John Toll Darsteller: Orlando Bloom, Kirsten Dunst, Susan Sarandon, Bruce McGill, Alec Baldwin u.a. |
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»Eine komplette Generation wird Deinetwegen barfuss gehen müssen ... Wir hätten die Welt retten können, aber jetzt müssen wir leider unsere Umweltabteilung dicht machen...« – die gönnerhaften Zynismen des von Alec Baldwin mit sardonischem Charme verkörperten Managers Phil DeVoss gelten Drew, dem begabten Turnschuh-Designer bei einer Kultmarke in Portland – Ähnlichkeiten zu »Nike« sind keineswegs zufällig. Soeben hat Drew mit einem neuen Entwurf eine knappe Milliarde vernichtet – das größte Desaster der Firmengeschichte. Als ihn nun auch noch die Freundin verlässt, ist er bereits nach der ersten Film-Viertelstunde reif für den Selbstmord. Davon hält ihn nur ein Anruf mit der letzten schlimmen Nachricht des Tages ab: Drews Vater ist während eines Besuchs bei Verwandten gestorben, seine Mutter bittet ihn, den Leichnam heimzuführen. Bald sitzt Drew im Flugzeug auf dem Weg nach Kentucky, wo der einzige Fluggast Claire kennenlernt, die einzige, überaus kesse, aber auch ein wenig durchgeknallte Stewardess – die nun wie eine gute Fee sein Leben verändert.
Von Beginn an schlägt Cameron Crowes neuer Film, voller Humor und in wohldosierter Übertreibung den Ton eines modernen Märchens an. Elisabethtown, das ist zwar eine gar nicht mal fiktive Provinzstadt in Kentucky, doch zugleich auch ein verzauberter, verzaubernder Ort, ein Platz mit magischen Qualitäten, den man als anderer, besserer Mensch verlässt.
Der Film erzählt die Liebesgeschichte zwischen zwei Ungleichen, der offenen, optimistischen, hinter fröhlichem Strahlecharme aber doch auch neurotisch-unsicheren Claire, und zwischen Drew, diesem grundsätzlich passiven, distanzierten, im Augenblick zusätzlich depressiv-apathischen Egomanen – eine klassische »Romantic Comedy«. Während Kirsten Dunst als Claire einen glänzenden Auftritt hat, bleibt Orlando Bloom in seiner ersten Rolle außerhalb des Action-Genres freilich blass und überagierend an der falschen Stelle.
Es gibt wunderbare Szenen: Sehr geglückt ist vor allem die verquere Liebesgeschichte, die gerade in ihrer Umständlichkeit viel Charme entfaltet. Ein Höhepunkt ist das erste Telefonat zwischen Drew und Claire, das sich über eine ganze Nacht hinzieht, und in ein Treffen auf halbem Weg mündet.
Die Begegnung Drews mit dem Tod und verdrängten Erinnerungen wirft die Frage nach dem Sinn des Lebens auf – und bei allem Screwball-Witz, allen Running-Gags und aller satirischer Distanz durchzieht den Film ein roter Faden aus Melancholie. Crowe meint es ernst. Gerade zu Beginn bietet Crowe zugleich eine beißende, glänzend geschriebene New-Economy-Satire. Man kann nur vermuten, dass der in ökonomischen Niederlagen erfahrene Regisseur hier auch eigene Erfahrungen einfließen lässt.
Trotz solcher Stärken bleibt Elizabethtown seltsam unentschiedenes Stückwerk; für ein Drama ist der Film zu flach, für eine Komödie zu nett, zu wenig böse – und so repräsentiert der Film auch die gegenwärtige Neigung Hollywoods, es in Zeiten ökonomischer Schwäche allen und jedem recht zu machen, hinter der sich nur fehlendes Selbstbewusstsein verbirgt. Was hätte Crowes erklärtes Vorbild Billy Wilder aus diesem Stoff gemacht? Die Frage genügt, um die Grenzen von Elizabethtown aufzuzeigen.