USA 1998 · 119 min. · FSK: ab 6 Regie: Nora Ephron Drehbuch: Miklós László, Samson Raphaelson Kamera: John Lindley Darsteller: Meg Ryan, Tom Hanks, Parker Posey, Jean Stapleton, Steve Zahn u.a. |
Als Schlaflos in Seattle vor fünf Jahre zur ertragreichen Romantikkomödie avancierte, war die Freude bei Tom Hanks, Meg Ryan und Regisseurin Nora Ephron naheliegenderweise groß. Zu E-m@il für Dich traf sich das Team erneut und schafft ein Update für die ausgehenden 90er jahre, das sich vorbildlich an der modernen Technologie bedient und aus einem klassischen Stoff ein glattgeschliffenes Romantikmärchen schaftt. Schlaflos im Internet, wie ein passender Titel lauten könnte, heizt den erkalteten Herzen im frostigen Februar kräftig ein und kann dank sympathischer Hauptdarsteller und dem intensiven Engagement von Mediengigant AOL als sichere Investition an der Kinokasse Verliebten (und solchen, die es werden wollen) das Leben versüßen.
Rivalen im Leben, intime Freunde im Netz: Kathleen Kelly (Meg Ryan) und Joe Fox (Tom Hanks) führen im echten Leben einen erbitterten Krieg gegeneinander. Wie David gegen Goliath, muß sich Kathleen mit ihrem Tante-Emma-Buchladen von Joe mit seinem Riesen-Discounter die Kunden stehlen lassen. Zwar läßt die Regie keinen Zweifel daran, auf wessen Seite sie steht, dennoch verliert Kathleen ihr Geschäft. Anonym stehen sich die beiden online bei ihrer zunehmend desolaten Lage bei, wahlweise im humanen, oder im ökonomischen Sinne. Frisch getrenn von ihren spießigen Lebenspartnern, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Turteltäubchen zueinander finden.
Doch der Weg ist das Ziel. Turbulente Situationen kombiniert Ephron mit piontierten Wortgefechten, das es eine wahre Freude ist. Der Konflikt zwischen Kapitalismus und Menschlichkeit ist schnell vergessen, angesichts der andauernden Screwball-Einfälle, die den Protagonisten immer wieder Knüppel zwischen die Beine werfen. Kathleens Laden, der »Shop Around The Corner«, eine Anspielung auf den gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch von 1940, auf den E-m@il für Dich lose basiert, klingt nostalgisch an, doch ist eher als Gag, denn als Hommage zu verstehen. Ephron vereint die klassischen Vorteile einer Hollywod-Produktion zu einem sauberen Märchen, das den Alltag vergessen läßt und mit zwei beliebten Mimen als tadelloser Feel-Good-Stoff durchgeht.
Während sich Tom Hanks neben seiner leicht ironischen Performance in einer wunderbare Parodie auf Der Pate aufblüht und Meg Ryan stets ihren natürlichen, bestens konservierten Charme spielen läßt, zieht die Marketingseite ein völlig neues Gesicht auf: Das Product-Placement findet nicht mehr im vorbeihuschenden Kamerablick statt, es drängt sich in das handlungsrelevante Zentrum und verschmilzt zu einem substantiellen Bestandteil des Inhaltes. Über so viel Unverfrorenheit kann man den Kopf schütteln, oder, alternativ, sein Gehirn abschalten und einfach auf der Woge aus Glücksgefühlen schwimmen, die dieses Romantical verströmt – jenseits allen Sex & Crimes.