Großbritannien 2014 · 123 min. · FSK: ab 0 Regie: James Marsh Drehbuchvorlage: Jane Hawking Drehbuch: Anthony McCarten Kamera: Benoît Delhomme Darsteller: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Maxine Peake, Charlie Cox, Emily Watson u.a. |
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Stephen & Jane <3 |
… aber nur ein bisschen, denn eigentlich steht in dem Film über den Physiker Stephen Hawking die Liebe im Fokus, etwas garniert mit geraspelter Physik.
Es gibt ein schönes Projekt, initiiert von der National Academy of Sciences (NAS), der »Science and Entertainment Exchange«. Die fleißigen Wissenschaftler stehen Filmemachern für Fragen zur Verfügung, zum Beispiel um ihnen die Erhaltungssätze von Drehimpulsen zu erklären oder wie man ein Reagenzglas richtig hält. Man muss sich aber nicht an die Academy wenden, man kann seinen eigenen Wissenschaftler suchen und anheuern. Die Marketingcampagne für den Ingenieursberuf Interstellar (Ingenieur: Kein tüftelnder Nerd, sondern ein kerniger Held) wurde durch den theoretischen Physiker und emeritierten Professor Kip Thorne beraten. Was vielen im Film vielleicht als suspekt erschien, hat den Anspruch den physikalischen Gesetzen zu entsprechen oder doch zumindest möglicherweise möglich zu sein. Wer Interstellar und seine Physik näher erklärt haben will, kann Thornes Buch darüber lesen: »The Science of Interstellar«. Thorne und der theoretische Physiker und Astrophysiker Stephen Hawking, um den es in Die Entdeckung der Unendlichkeit geht, kennen sich übrigens gut, zum Beispiel vom gemeinsamen Wetten. 1997 haben sie mit einem anderen Physiker gewettet, ob die Information von Materie in einem Schwarzen Loch verloren geht oder nicht. Es wäre gut, wenn Hawking Die Entdeckung der Unendlichkeit auch beraten hätte, so dass neben der schönen Liebe, der unumgänglichen Religion, eben auch etwas attraktive Physik zu sehen gewesen wäre.
Hawking trifft Anfang der sechziger Jahre seine spätere Frau Jane in Cambridge. Der Film basiert auf ihren Erinnerungen: »Travelling to Infinity: My life with Stephen«, die sie einige Jahre nach der 25jährigen Ehe mit Hawking herausgebracht hat. Der Film handelt in erster Linie von dieser Beziehung. Die beiden lernen sich gerade kennen, da erhält Hawking die Diagnose: ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), eine Krankheit die allmählich das Nervensystem zerstört. Zwei Jahre werden ihm von den Ärzten gegeben (ursprünglich wollte Hawking selber Arzt werden). Jane bleibt bei ihm. Mit einem unglaublichen Lebenswillen und einem fast manischen Arbeitsdrang stürzt er sich daraufhin in Arbeit und Leben. Sie bekommen drei Kinder und er entwickelt seine Thesen und forscht, so dass er über das ganze Denken und Leben das Sterben vergisst. Es ist sowohl eine unkonventionelle, als auch eine realistische Liebesgeschichte, da sich Beziehungen über die Zeit verändern, Bedürfnisse wechseln, Anziehung nachlässt und die Krankheit immer mehr Raum einnimmt. Stephen lässt irgendwann den anderen, Janes neuen Mann, ins Haus. Immer existiert zwischen ihnen das Wichtigste, gegenseitiger Respekt und der Wunsch danach, dass es dem anderen gut geht. Das ist manchmal etwas sentimental, das Glück sind die gemeinsamen Kinder, aber es ist eben ein sehr sanfter Film, ohne Groll – obwohl man davon ausgehen kann, dass es den in der Beziehung auch gegeben hat –, der versucht uns, die wir eher selten über das Universum, schwarze Löcher und den Beginn von Zeit und Raum nachdenken, auf der Erde zu behalten, beim familiärem Glück.
Zum Schluss dreht der Film die Zeit zurück. Das kann Film. Er hat eben einen Anfang und ein Ende und dazwischen unendlich viele Möglichkeiten. Zeit auch ein wichtiges Hawking-Thema: Wann hat das Universum begonnen und wann wird es enden? Besitzt es überhaupt Anfang und Ende oder ist es unendlich? Wie lang ist das eigene Leben? Wie nutzt man diese Zeit? Hawking sitzt seit fast 50 Jahre im Rollstuhl. In Cern, wo man das sogenannte Gottestteilchen, das Higgs-Teilchen mittlerweile gefunden hat, hat Hawking 1985 durch eine Erkältung seine Stimme verloren, seitdem nutzt er einen Sprachcomputer. Hawking wird nächstes Jahr 73 Jahre alt. Das kann Leben.
Was wohl war Hawkings Aussage zu diesem Film? Er, der immer versucht hat, den Menschen die Physik näher zu bringen – sein Buch »A brief history of time« stand monatelang auf der Bestsellerliste, er hatte Gastauftritte u.a. bei Raumschiff Enterprise, den Simpsons und Futurama – vielleicht würde er etwas mit den Augen rollen, aber wohlwollend. Er arbeitet übrigens ohnehin schon seit einigen Jahren an einem Film, der seine Theorien als Thema hat. Vielleicht ja dann mehr Physik.