USA 2013 · 116 min. · FSK: ab 16 Regie: Mikael Håfström Drehbuch: Miles Chapman, Jason Keller Kamera: Brendan Galvin Darsteller: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jim Caviezel, Faran Tahir, Amy Ryan u.a. |
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Mehr reden, weniger schlagen |
Fast 25 Jahre ist es her, dass Sylvester Stallone in Lock Up als klein-krimineller Automechaniker Frank Leone hinter Gittern saß. Damals hatte es ein verbittert-böser Gefängnisdirektor – eiskalt gespielt von Donald Sutherland – auf ihn abgesehen, um einen früheren Ausbruch von Leone zu ahnden. In Escape Plan wurden nun aus einer Flucht viele Fluchten, denn Stallone verkörpert hier den professionellen Ausbrecher Ray Breslin, der mit seiner Sicherheitsfirma Gefängnisse aller Art darauf prüft, ob sie ihre Häftlinge auch dauerhaft wegsperren können. Eines Tages lässt die CIA eine ultramoderne (und ultraillegale) Haftanstalt von Breslin testen, aus der tatsächlich kein Entrinnen möglich scheint. Langsam stellt sich der Eindruck ein, dass auch er dort für immer bleiben soll, nicht zuletzt auf Bestreben des Gefängnisdirektors Hobbes.
Wieder einmal ist Stallones Charakter also dem Sadismus eines Oberwärters ausgesetzt; den spielt Jim Caviezel als aalglatten Machtmenschen, der sich nicht einmal die Finger schmutzig macht, um seine eigenen Bestrafungsfantasien zu befriedigen. Doch anders als in dem Actionreißer Lock Up von John Flynn, der filmisch den Zellenmief sichtbar machte, geht es in dem Verwirrthriller Escape Plan von Mikael Håfström in erster Linie um ausgeklügelte Fluchtstrategien.
Hierbei erhält Stallone Unterstützung von Arnold Schwarzenegger, der als Häftling Emil Rottmayer Komplize und bester Freund von Breslin wird, um gemeinsam mit ihm einen Weg in die Freiheit zu finden. Stallone und Schwarzenegger, die seit der The Expendables-Reihe an der Revitalisierung des testosterongeladenen Actionfilms der Achtziger Jahre arbeiten, überraschen in Håfströms Film durch eine gewisse Zurückhaltung. Gerade Schwarzenegger wirkt in seiner Rolle ungewohnt entspannt, fast verletzlich, wenn er Stallone hinterher trottet, weil er beim Pläneschmieden unbedingt mitmachen will; aber machen wir uns nichts vor, letztlich besitzt Schwarzenegger weiterhin den Charme einer Mattel-Figur – im guten wie im schlechten Sinne.
So wird also erst einmal viel geredet und viel überlistet, während Fäuste und Kanonen weniger zu sagen haben. Hier und da blitzt auch ein bisschen Situationskomik auf, die an die harmlose aber witzige Polizeikomödie Kops erinnert, an der Håfström als Drehbuchautor beteiligt war. Håfströms Gefängnisentwurf mit seinen gläsernen Würfelarrangements und gesichtslosen Prügelwärtern ruft Guantanamo-ähnliche Vorstellungen hervor, die sich hier gesamtgesellschaftlich
übertragen lassen: Allzeit überwacht im existenziellen Nirgendwo. Das Szenenbild bleibt aber auch erzählerisch nur Kulisse, entwickelt sich die Geschichte doch noch reaktionärer als die Ausgangslage sowieso schon war, sobald die Motivation von Breslins Tun völlig freigelegt wird. Dabei hat die Figur des getriebenen Entfesselungskünstlers, der alle anderen ewig in Ketten sehen will, durchaus etwas Faszinierendes.
Die beiden alternden Draufgänger sitzen in Escape Plan zwischen zwei Stühlen, da sie weniger als sonst ihre Physis ausspielen, ohne charakterlich in den Hintergrund treten zu dürfen. Dieses Spannungsverhältnis gestaltet sich fraglos reizvoll, sind beide der Herausforderung auch irgendwie gewachsen. Aber den Möglichkeiten bleiben in dem eng umrissenen Erzählrahmen zu wenig Raum, sich wirklich zu entfalten.
Ungelenkt gestaltet sich zudem der Umgang mit dem Protagonisten Javed, der mit den zwei US-Helden gegen den übermächtigen Haft- bzw. Staatsapparat antreten soll. Wie die restlichen muslimischen Häftlinge bleibt er ein Chiffre für überbordende Religiosität, ohne irgendein weltliches Interesse. Dass letztlich jeder Aspekt des Films narrativen Kniffen unterworfen wird, damit die Genrekonventionen gesichert sind, ist keine Entschuldigung für dumme Einfälle. So oder so tilgt der Film in den letzten zehn Minuten jeden eigenständigen Gedanken, wenn kreuzbrav alle Fragen und Wendungen ausformuliert und abgehakt werden, inklusive Rückblenden für den vergesslichsten Zuschauer im Saal.