USA 1998 · 104 min. · FSK: ab 16 Regie: Roberto Rodriguez Drehbuch: Kevin Williamson, David Wechter, Bruce Kimmel Kamera: Enrique Chediak Darsteller: Jordana Brewster, Elijah Wood, Laura Harris, Famke Janssen u.a. |
Die Welt ist schlecht. Und ungerecht. Anderenfalls hätte es Casey (Elijah Wood) besser getroffen. Denn der Milchbubi ist keiner von diesen muskulösen all american Dauergrinsern, die zu borniert sind, um Probleme zu haben. Football-spielen kann er nicht, und die Mädchen schauen an ihm vorbei. Wie Casey vom 08/15-Langweiler zum coolen Typ wird, und es doch noch schafft, daß das schönste Mädchen der Herrington Highschool seine Freundin wird, davon handelt The Faculty.
»Lehrkörper« bedeutet »Faculty« auf deutsch. Und weil Casey zwar nicht muskulös, aber dafür clever ist, merkt er ziemlich schnell, daß mit den Körpern mancher Lehrer etwas nicht stimmen kann. Denn die trinken nur noch Wasser, und nehmen keinerlei Drogen zu sich. Die Ursache: Fiese Alien-Würmer dringen in sie und bald auch in die meisten Schüler ein, und machen aus ihnen perfekte Amerikaner und damit seelenlose Vollstrecker ihrer Pläne zur Eroberung der Menschheit. Gemeinsam mit fünf Mitschülern, die alle auf ihre Art etwas Besonderes unter lauter Langweilern sind, tritt Casey der außerirdischen Übermacht entgegen...
Noch immer gilt Roberto Rodriguez, Jahrgang 1968, als Wunderkind Hollywoods. Noch immer, das heißt, das er bisher die Erwartungen, die man dort in ihn setzt, nicht so sehr erfüllen konnte, daß er wirklich in die erste Regie-Liga aufgestiegen ist. Die endgültige Bewährungsprobe steht noch aus (auch nach The Faculty). Für nur 7000 $ drehte er 1992 El Mariachi. Desperado (1995) kostete schon etwas mehr. Der durchgeknallten Road-Movie-Splatter From Dusk till Dawn, den er 1996 zusammen mit Quentin Tarantino filmte, begeisterte ein weltweites Publikum.
The Faculty macht da weiter, wo From Dusk till Dawn aufhörte. Zitatreiche Genrespielereien sind Rodriguez' Markenzeichen. Gemeinsam ist seinen Geschichten, daß sie ihre -männlichen- Helden auf Reisen schicken, von denen sie verändert zurückkommen. Auch in The Faculty müssen die Hauptfiguren ihre Angst überwinden: Vor dem anderen Geschlecht, dem Erwachsenwerden, dem Häßlichen, der Spießigkeit und dem Unnormalen. Nicht um Bestätigung
irgendeiner Ordnung geht es, sondern darum, daß Chaos auf die Spitze zu treiben. Eine quirlige Umwertung aller Werte, die »deconstruction of america« findet statt, alles muß anders werden.
Natürlich ist The Faculty auch eine Metapher auf eine verschnarchte, konformistische Gesellschaft, in der das Böse immer und überall ist, weil die Gesellschaft selbst das Böse ist. Nur daß sie sich nicht so ernst nimmt, und es einmal anders versucht: Nicht mit bedrückenden Bildern und schwermütiger Musik, sondern mit überdrehter Albernheit.
Neu ist der Plot nicht. Invasion Of The Bodysnatchers stand Pate, Scream (dessen Autor Kevin Williamson auch hier das Script schrieb) und diverse andere Horrorthriller und Highschoolfilme. The Faculty ist daher auch kein Film für jene Wiseguys, denen nachher nur einfällt, vom wem Rodriguez alles geklaut hat, und daß ja klar- die alten Filme natürlich allemal viel besser waren, wie überhaupt alles früher.
Rodriguez dürfte das freilich wenig interessieren. Er hat eher die Zuschauer im Auge, die diese alten Filme gar nicht kennen, vielleicht weil sie zu jung sind, vielleicht weil sie sie schon wieder vergessen haben, und die sich an seinen Späßen freuen, und darüber, daß am Ende der Held das schöne Mädchen bekommt.
(Bestimmt kennt übrigens auch Rodriguez selbst nicht alle diese Filme. »Ein paar Hitchcocks habe ich mir noch nicht angesehen« meint er auf solche Fragen, »die hebe ich mir für später auf«).
Erwähnen muß man noch die Schauspieler. In den Hauptrollen spielen durchweg gute Nachwuchstalente: Neben Wood wird man sich Jordana Brewster und Laura Harris merken müssen. Die bekannteren Namen findet man in den Nebenrollen: Famke Janssen hat als spröd-verklemmte Lehrerin, die zum vulgären
Vamp wird einen wunderbaren Auftritt, ebenso Salma Hayek als Schulkrankenschwester und Ex-Terminator Robert Patrick.
So ist The Faculty ein B-Movie im besten Sinn: Guter Trash, comichaft, campy und in den besten Momenten ein bißchen subversiv – einfach »bloody good fun«.
Kurs: Kleines Horror 1x1
Güteklasse: 3b
Die folgenden Aufgaben sind in Form eines überlangen Films zu bearbeiten. Tempo und Dynamik werden mit Punktabzug geahndet.
Alle Antworten ÜBERDEUTLICH LESBAR (wir wiederholen: ÜBERDEUTLICH LESBAR) in austauschbarer Machinenschrift. Erkennbarkeit einer persönlichen Handschrift gibt Punktabzug.
Spicken ist Pflicht.
Viel Glück!
Thema: Aliens überfallen eine Highschool. Sie übernehmen die Körper von Menschen und machen sie zu willenlosen Robotern. Ein Häuflein Schüler muß sich und die Welt retten.
1. Invasion of the Body Snatchers, Aliens, Night Of The Creeps, Invasion From Mars – sprechen Sie nach...
2. »Redundanz«: Machen Sie die Bedeutung dieses Begriffs so schmerzhaft wie möglich spürbar.
Benutzen Sie dabei bevorzugt folgende Mittel, auch in Kombination:
Endloses Wiederholen von bereits Gesagtem.
Mehrfaches Hinweisen im Dialog auf bereits im Bild gezeigte Sachverhalte.
Endloses Wiederholen von bereits Gesagtem.
Erneutes Zeigen im Bild dieser Sachverhalte.
Endloses Wiederholen von bereits Gesagtem.
Sonderpunkte werden vergeben, wenn der betreffende
Inhalt bereits bei der ersten Erwähnung als bekannt vorausgesetzt werden kann und sich durch besondere Trivialität und Belanglosigkeit auszeichnet.
3. Zögern Sie den Einsatz jeglicher Action so lang hinaus wie möglich. Seien Sie geschwätzig. Verbrauchen Sie über die Hälfte des Films, bis alle glauben, daß es Aliens gibt.
Zögern Sie länger hinaus als möglich.
4. Nennen Sie andauernd Ihre Vorbilder konkret beim Namen.
Entkräften Sie damit die Kritik, daß man das alles schon dutzendfach gesehen hat, indem Sie sagen: »Wissen wir selbst«. Ignorieren Sie, daß das am Sachverhalt nichts ändert.
Vermeiden Sie dabei unbedingt, auch nur ein Jota so gut und unterhaltsam zu sein wie diese Vorbilder.
5. Seien Sie so faul wie möglich.
(Zum Beispiel: Wenn Ihnen die Identität der Alien-Königin zu schnell durchschaubar gerät, fügen Sie einfach eine Szene ein, die den Verdacht ausräumt. Belügen Sie dabei das Publikum so plump und unelegant wie möglich. Zucken Sie nachher mit den Schultern und sagen: Ällerbätsch!)
6. Entschuldigen Sie Ihre Faulheit und Ihr schlampiges Handwerk durch Vortäuschen von Ironie.
Sagen Sie: »Klar ist das billig und schlecht. Aber wir meinen’s ja nicht ERNST!«
Vermeiden Sie dabei jeden wahren Witz und Intelligenz.
Meinen Sie’s trotzdem ernst.
7. Zusatzaufgabe: »Allegorisches für Anfänger«
Bemerken Sie, daß »alien« und »alienated« den selben Wortstamm haben. Bemerken Sie weiter, daß Teenager sich oft ganz fremd in Welt und Leben fühlen.
Ziehen Sie den naheliegendsten Schluß. Lassen Sie die Protagonisten gegen das Fremde in sich selbst kämpfen.
Tun Sie, als wäre das ganz toll und revolutionär. Reiten Sie darauf (unter besonderer Beachtung von 2.!) herum.
Erwecken Sie nie den Eindruck, als könne man das
beiläufig machen, so wie andere Filme.
Sagen Sie niemandem, daß Sie sowas im Grundkurs Fernsehdrehbuch, erste Stunde, gelernt haben.
8. Vernichten Sie »Das Andere« außen wie innen.
Lassen Sie den Bücherwurm am Ende Football spielen. Verpassen Sie der potentiellen Lesbe eine All-American-Girl-Frisur und hängen Sie sie dem Muskelpaket an den Hals.
Kleiden Sie schließlich alle in Gewand von Tommy Hilfiger.
Fragen Sie sich nicht, wieso die Aliens bekämpft werden mußten, wenn die Welt danach erst recht so aussieht, wie die es sich gewünscht hätten.
9. Langweilen Sie, wo Sie nur können!
Ergebnis der Klausur:
Schüler Williamson & Rodriguez – Volle Punktzahl
Setzen, Sechs.
P.S.: In einem Punkt hat der werte Kollege Suchsland dann allerdings doch recht. Rodriguez hat wohl tatsächlich »eher die Zuschauer im Auge, die diese alten Filme gar nicht kennen, vielleicht weil sie zu jung sind, vielleicht weil sie sie schon wieder vergessen haben« -Zehnjährige und Leute mit Alzheimer.