The Faculty

USA 1998 · 104 min. · FSK: ab 16
Regie: Roberto Rodriguez
Drehbuch: , ,
Kamera: Enrique Chediak
Darsteller: Jordana Brewster, Elijah Wood, Laura Harris, Famke Janssen u.a.

Highschoolhorrorkomödie

»Decon­struc­tion of America« al la Roberto Rodriguez

Die Welt ist schlecht. Und ungerecht. Ande­ren­falls hätte es Casey (Elijah Wood) besser getroffen. Denn der Milchbubi ist keiner von diesen musku­lösen all american Dauer­g­rin­sern, die zu borniert sind, um Probleme zu haben. Football-spielen kann er nicht, und die Mädchen schauen an ihm vorbei. Wie Casey vom 08/15-Lang­weiler zum coolen Typ wird, und es doch noch schafft, daß das schönste Mädchen der Herrington High­school seine Freundin wird, davon handelt The Faculty.

»Lehr­körper« bedeutet »Faculty« auf deutsch. Und weil Casey zwar nicht muskulös, aber dafür clever ist, merkt er ziemlich schnell, daß mit den Körpern mancher Lehrer etwas nicht stimmen kann. Denn die trinken nur noch Wasser, und nehmen keinerlei Drogen zu sich. Die Ursache: Fiese Alien-Würmer dringen in sie und bald auch in die meisten Schüler ein, und machen aus ihnen perfekte Ameri­kaner und damit seelen­lose Voll­stre­cker ihrer Pläne zur Eroberung der Mensch­heit. Gemeinsam mit fünf Mitschü­lern, die alle auf ihre Art etwas Beson­deres unter lauter Lang­wei­lern sind, tritt Casey der außer­ir­di­schen Übermacht entgegen...

Noch immer gilt Roberto Rodriguez, Jahrgang 1968, als Wunder­kind Holly­woods. Noch immer, das heißt, das er bisher die Erwar­tungen, die man dort in ihn setzt, nicht so sehr erfüllen konnte, daß er wirklich in die erste Regie-Liga aufge­stiegen ist. Die endgül­tige Bewäh­rungs­probe steht noch aus (auch nach The Faculty). Für nur 7000 $ drehte er 1992 El Mariachi. Desperado (1995) kostete schon etwas mehr. Der durch­ge­knallten Road-Movie-Splatter From Dusk till Dawn, den er 1996 zusammen mit Quentin Tarantino filmte, begeis­terte ein welt­weites Publikum.
The Faculty macht da weiter, wo From Dusk till Dawn aufhörte. Zitat­reiche Genre­spie­le­reien sind Rodriguez' Marken­zei­chen. Gemeinsam ist seinen Geschichten, daß sie ihre -männ­li­chen- Helden auf Reisen schicken, von denen sie verändert zurück­kommen. Auch in The Faculty müssen die Haupt­fi­guren ihre Angst über­winden: Vor dem anderen Geschlecht, dem Erwach­sen­werden, dem Häßlichen, der Spießig­keit und dem Unnor­malen. Nicht um Bestä­ti­gung irgend­einer Ordnung geht es, sondern darum, daß Chaos auf die Spitze zu treiben. Eine quirlige Umwertung aller Werte, die »decon­struc­tion of america« findet statt, alles muß anders werden.

Natürlich ist The Faculty auch eine Metapher auf eine verschnarchte, konfor­mis­ti­sche Gesell­schaft, in der das Böse immer und überall ist, weil die Gesell­schaft selbst das Böse ist. Nur daß sie sich nicht so ernst nimmt, und es einmal anders versucht: Nicht mit bedrü­ckenden Bildern und schwer­mü­tiger Musik, sondern mit über­drehter Albern­heit.

Neu ist der Plot nicht. Invasion Of The Bodys­nat­chers stand Pate, Scream (dessen Autor Kevin Williamson auch hier das Script schrieb) und diverse andere Horror­thriller und High­school­filme. The Faculty ist daher auch kein Film für jene Wiseguys, denen nachher nur einfällt, vom wem Rodriguez alles geklaut hat, und daß ja klar- die alten Filme natürlich allemal viel besser waren, wie überhaupt alles früher.

Rodriguez dürfte das freilich wenig inter­es­sieren. Er hat eher die Zuschauer im Auge, die diese alten Filme gar nicht kennen, viel­leicht weil sie zu jung sind, viel­leicht weil sie sie schon wieder vergessen haben, und die sich an seinen Späßen freuen, und darüber, daß am Ende der Held das schöne Mädchen bekommt.

(Bestimmt kennt übrigens auch Rodriguez selbst nicht alle diese Filme. »Ein paar Hitch­cocks habe ich mir noch nicht angesehen« meint er auf solche Fragen, »die hebe ich mir für später auf«).
Erwähnen muß man noch die Schau­spieler. In den Haupt­rollen spielen durchweg gute Nach­wuchs­ta­lente: Neben Wood wird man sich Jordana Brewster und Laura Harris merken müssen. Die bekann­teren Namen findet man in den Neben­rollen: Famke Janssen hat als spröd-verklemmte Lehrerin, die zum vulgären Vamp wird einen wunder­baren Auftritt, ebenso Salma Hayek als Schul­kran­ken­schwester und Ex-Termi­nator Robert Patrick.

So ist The Faculty ein B-Movie im besten Sinn: Guter Trash, comichaft, campy und in den besten Momenten ein bißchen subversiv – einfach »bloody good fun«.

KLAUSUR

Kurs: Kleines Horror 1x1
Güte­klasse: 3b

Die folgenden Aufgaben sind in Form eines über­langen Films zu bear­beiten. Tempo und Dynamik werden mit Punkt­abzug geahndet.
Alle Antworten ÜBERDEUTLICH LESBAR (wir wieder­holen: ÜBERDEUTLICH LESBAR) in austausch­barer Machi­nen­schrift. Erkenn­bar­keit einer persön­li­chen Hand­schrift gibt Punkt­abzug.
Spicken ist Pflicht.

Viel Glück!

Thema: Aliens über­fallen eine High­school. Sie über­nehmen die Körper von Menschen und machen sie zu willen­losen Robotern. Ein Häuflein Schüler muß sich und die Welt retten.

1. Invasion of the Body Snatchers, Aliens, Night Of The Creeps, Invasion From Mars – sprechen Sie nach...

2. »Redundanz«: Machen Sie die Bedeutung dieses Begriffs so schmerz­haft wie möglich spürbar.
Benutzen Sie dabei bevorzugt folgende Mittel, auch in Kombi­na­tion:
Endloses Wieder­holen von bereits Gesagtem.
Mehr­fa­ches Hinweisen im Dialog auf bereits im Bild gezeigte Sach­ver­halte.
Endloses Wieder­holen von bereits Gesagtem.
Erneutes Zeigen im Bild dieser Sach­ver­halte.
Endloses Wieder­holen von bereits Gesagtem.
Sonder­punkte werden vergeben, wenn der betref­fende Inhalt bereits bei der ersten Erwähnung als bekannt voraus­ge­setzt werden kann und sich durch besondere Trivia­lität und Belang­lo­sig­keit auszeichnet.

3. Zögern Sie den Einsatz jeglicher Action so lang hinaus wie möglich. Seien Sie geschwätzig. Verbrau­chen Sie über die Hälfte des Films, bis alle glauben, daß es Aliens gibt.
Zögern Sie länger hinaus als möglich.

4. Nennen Sie andauernd Ihre Vorbilder konkret beim Namen.
Entkräften Sie damit die Kritik, daß man das alles schon dutzend­fach gesehen hat, indem Sie sagen: »Wissen wir selbst«. Igno­rieren Sie, daß das am Sach­ver­halt nichts ändert.
Vermeiden Sie dabei unbedingt, auch nur ein Jota so gut und unter­haltsam zu sein wie diese Vorbilder.

5. Seien Sie so faul wie möglich.
(Zum Beispiel: Wenn Ihnen die Identität der Alien-Königin zu schnell durch­schaubar gerät, fügen Sie einfach eine Szene ein, die den Verdacht ausräumt. Belügen Sie dabei das Publikum so plump und unelegant wie möglich. Zucken Sie nachher mit den Schultern und sagen: Äller­bätsch!)

6. Entschul­digen Sie Ihre Faulheit und Ihr schlam­piges Handwerk durch Vortäu­schen von Ironie.
Sagen Sie: »Klar ist das billig und schlecht. Aber wir meinen’s ja nicht ERNST!«
Vermeiden Sie dabei jeden wahren Witz und Intel­li­genz.
Meinen Sie’s trotzdem ernst.

7. Zusatz­auf­gabe: »Alle­go­ri­sches für Anfänger«
Bemerken Sie, daß »alien« und »alienated« den selben Wortstamm haben. Bemerken Sie weiter, daß Teenager sich oft ganz fremd in Welt und Leben fühlen.
Ziehen Sie den nahe­lie­gendsten Schluß. Lassen Sie die Prot­ago­nisten gegen das Fremde in sich selbst kämpfen.
Tun Sie, als wäre das ganz toll und revo­lu­ti­onär. Reiten Sie darauf (unter beson­derer Beachtung von 2.!) herum.
Erwecken Sie nie den Eindruck, als könne man das beiläufig machen, so wie andere Filme.
Sagen Sie niemandem, daß Sie sowas im Grundkurs Fern­seh­dreh­buch, erste Stunde, gelernt haben.

8. Vernichten Sie »Das Andere« außen wie innen.
Lassen Sie den Bücher­wurm am Ende Football spielen. Verpassen Sie der poten­ti­ellen Lesbe eine All-American-Girl-Frisur und hängen Sie sie dem Muskel­paket an den Hals.
Kleiden Sie schließ­lich alle in Gewand von Tommy Hilfiger.
Fragen Sie sich nicht, wieso die Aliens bekämpft werden mußten, wenn die Welt danach erst recht so aussieht, wie die es sich gewünscht hätten.

9. Lang­weilen Sie, wo Sie nur können!

Ergebnis der Klausur:
Schüler Williamson & Rodriguez – Volle Punktzahl

Setzen, Sechs.

P.S.: In einem Punkt hat der werte Kollege Suchsland dann aller­dings doch recht. Rodriguez hat wohl tatsäch­lich »eher die Zuschauer im Auge, die diese alten Filme gar nicht kennen, viel­leicht weil sie zu jung sind, viel­leicht weil sie sie schon wieder vergessen haben« -Zehn­jäh­rige und Leute mit Alzheimer.