USA 2011 · 130 min. · FSK: ab 12 Regie: Justin Lin Drehbuch: Chris Morgan Kamera: Stephen F. Windon Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Dwayne Johnson, Elsa Pataky, Jordana Brewster u.a. |
||
Rostiger White Trash |
Das Rezept ist so durchschaubar, dass es niemand mehr, auch die Macher nicht, ernst meinen kann: Man nehme muskelbepackte Männer, Frauen mit langen Haaren und üppiger Oberweite, beide so leicht bekleidet, dass man genug nackte Haut und Körperformen sieht. Diese Körper werden dann auf allerlei Wegen, durch Muskelkraft, Druckwellen, Flugzeuge und vor allem durch schnelle, sehr sehr schnelle und sehr sehr schöne, unerhört aufgemotzte Autos durch den Raum bewegt. Sexy glänzen tun sie durch Schweißperlen, Körperöl und Blutspritzer, all dies von Maskenbildnern künstlich verstärkt, die Fetischisten unter den Zuschauern bekommen mal ein paar Ketten und Handschellen gezeigt, ein paar – gleichfalls gut glänzend eingeölte – metallische Waffen, Maschinenpistolen, garniert wird die Körperkinetik durch Explosionen am Wegesrand und hübsche Schauplätze mit touristischem Mehrwert, wie Los Angeles (The Fast and the Furious 1 + 2, 2001, 2003), Tokio (The Fast and the Furious 3 2006), Mexiko, (Fast & Furious 4, 2009) oder Rio, wie jetzt im fünften Teil, bei dem Jason Lin zum dritten Mal Regie führte.
So aufgemotzt, wie die Autos, so ist auch der restliche Film: Rasante (illegale) Autorennen bilden den sehr losen Hintergrund, Stunts sind der Klebstoff, der die Szenen zusammenhält. Die Geschichte kann man ansonsten vergessen: Die Helden sind Old School, Kleinkriminelle mit Herz, die »eigentlich« von Gestern sind, die das auch innerlich spüren, so wie im letzten Sommer-Blockbuster Sylvester Stallones Expendables, die »eigentlich« aussteigen wollen, aber um eben das tun zu können, einen – »nun aber wirklich« – allerallerletzten Coup unternehmen müssen, der sie wieder einmal noch tiefer in die Sch... – pardon: in einen nächsten Film abgleiten lässt. Das ist unglaublich abgestanden, und am interessantesten noch dort, wo es um den Missmut weißer Männer in einer multikulturellen Welt geht, um den längst vollzogenen Untergang des Abendlandes und das daraus resultierende Ressentiment der alten Herren. Denn dieser rostige White Trash – gespielt von Vin Diesel, Paul Walker, und Dwayne Johnson als Spiegelbild der Film-Zielgruppe – kultiviert sein Opfergefühl, den uneingestandenen Minderwertigkeitskomplex von Männern, die mit Muskelkraft, Schweiß und dem, was mal »ehrliche Arbeit« hieß, nichts mehr erreichen können, außer kurzfristigen Filmtriumphen, nach denen sie dann doch im Knast landen. Die immer wieder von lateinamerikanischen Drogenbaronen mit Laptops, FBI-Agenten mit Anzügen und Frauen mit Abitur über den Tisch gezogen werden.
Diese Welt ist alles, was der Phall ist: Die Verfolgungsjagden sind schnell, die Materialschlachten heftig, Männer sind Männer, die Frauen kumpelhaft, trotzdem dekorativ und liegen immer mal wieder flach, und das Testosteron-Fass läuft über. Vin Diesel immerhin hat so ungemeines Charisma, dass seine Agenten schon ziemlich dumm sein müssen, dass sie nicht viel mehr aus ihm machen – andererseits bekommt er auch für diesen Film 15 Millionen, was soll’s also? Jordana
Brewster sieht man auch gern – insofern gibt es gegen diesen Film nichts zu sagen, solange man sich für sinnfreies Actionkino auf primitiver Stufe interessiert und an reaktionären Weltsichten nicht stört.
Dies ist ein Film wie eine gute Wurst: Für den schnellen Verkauf, da leicht verderblich, aber eben durchaus schmackhaft, vor allem, wenn man nicht darüber nachdenkt, was alles drin ist.