Deutschland 2007 · 87 min. · FSK: ab 6 Regie: Simon Groß Drehbuch: Simon Groß, Stefan Stabenow, Nana Ekvtimishvilli Kamera: Peter Steuger Darsteller: Matthias Schweighöfer, Marie Zielcke, Jean-Hugues Anglade u.a. |
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Vorsicht, Fata Morgana! |
Eine Fata Morgana, liest man im Lexikon, ist eine optische Täuschung. Das sagt eigentlich schon alles über diesen Film, den, so gesehen, sein Titel überaus treffend auf den Punkt bringt. Denn gut aussehen tut Fata Morgana auf den ersten Blick schon – nur hat er leider absolut nichts zu sagen, ist reine leere Form mit Charakteren ohne Charakter, offenkundig allein dazu entstanden, dass der Regisseur eine nette Visitenkarte hat und die Produktionsfirma einen Arbeitsnachweis fürs Finanzamt.
Um von dem Film enttäuscht zu sein, muss man gar nicht die großen Wüstenfilme des Kinos, von Antonioni und Lean bis zu den Western Fords oder Manns bemühen, und daran erinnern, was für ein wunderbarer Kino-Ort die Wüste doch ist: Eine plane, unbeschriebene Fläche, und damit offen für Phantastereien jeder Art; ein Nullpunkt des Visuellen, und damit eine Fundgrube für jeden Regisseur, solange er ein paar Einfälle hat, um mit ihnen die Wüste zu bevölkern.
Vielmehr hätte es ja schon genügt, wenn Simon Groß' Film einfach glaubwürdig erzählt, und spannend inszeniert worden wäre. Die Story eines jungen deutschen Pärchen in latenter Ehekrise, das sich bei einem Wüstentrip in Marokko verläuft, ist zwar nicht besonders originell – aber immerhin mal etwas anderes nach den vielen Kino-Ehekrisen in ordentlichen Vororten, in denen man sich überhaupt nicht verlaufen kann. Matthias Schweighöfer und Marie Zielcke spielen auch sehenswert. Nur legt gerade dies die Schwäche eines Regisseurs um so deutlicher bloß, der seine Darsteller wie Pappfiguren in den Sand stellt, sie sichtbar alleinlässt. Groß will nicht von den inneren Konflikten und der Kommunikationslosigkeit des Paares erzählen – was durchaus spannend gewesen wäre, aber natürlich sein gutes Recht ist. Stattdessen führt er einen mysteriösen Fremden ein, der manchmal wirkt, wie ein Späthippie, dann wieder wie ein potentieller Touristenmörder, oder auch einfach nur wie ein Geist, der den Film in Bewegung bringen soll. Jean-Hugues Anglade spielt diese reine Kopfgeburt.
So wird der Ausflug mit dem Jeep für das junge Pärchen bald zum Albtraum. Doch was zur Reise in die Finsternis ihres Inneren stilisiert wird, bleibt hohl und behauptet, ist eher ein Trip in die Finsternis manchen deutschen Filmemachens. Groß benutzt Versatzstücke des Suspense-Kinos, doch es gelingt ihm nicht, sie zu einem Ganzen zusammenzufügen. Stattdessen enttäuscht er gerade auch die Erwartungen von Genre-Fans, weil er sich nicht zwischen einem Horror-Film und einem realistischen Thriller entscheidet. Der Film wird immer unglaubwürdiger. Und das Ende ist einfach nur verwirrend und unlogisch, in der Konsequenz abstrus und ärgerlich. Dass Simon Groß trotzdem beim Münchner Filmfest den Förderpreis erhielt, ist deshalb traurig, weil man damit ein formales Talent wahrscheinlich ein für allemal aufs falsche Gleis setzt, anstatt ihm klarzumachen, wo es hapert.