Faszination Natur – Seven Seasons

Deutschland 2004 · 90 min.
Regie: Gogol Lobmayr
Kamera: Gogol Lobmayr
Schmetterling vor dem Sturm

Mitte der 90er Jahre war im Artechock-Kino­pro­gramm unter »Forum der Technik« Woche für Woche ein Dauer­brenner zu sehen: Faszi­na­tion Natur, ein nur von Instru­men­tal­musik unter­legter Film, der den Zuschauer zu einzig­ar­tigen Orten mitnahm, die unauf­dring­lich und ehrfurcht­ge­bie­tend zugleich Respekt vor der Natur und ihrer Schönheit einfor­derten. Dem Publi­kums­er­folg ließ Filme­ma­cher Gogol Lobmayr einige Jahre später ein »Sequel« folgen.

»Bizarre Fels­for­ma­tionen, üppige Vege­ta­tion, reißende Wasser­fälle, unberührte Land­schaften« – das Material, aus dem Lobmayr jetzt seinen dritten abend­fül­lenden Doku­men­tar­film zusam­men­ge­stellt hat. Der Titel Faszi­na­tion Natur – Seven Seasons leitet sich von der Theorie ab, nach der neben den »normalen« vier Jahres­zeiten zwischen Sommer und Herbst in manchen Regionen noch drei weitere folgen: Trocken­zeit, Sturm und Regen.

Der Film beginnt mit einem etwas pathe­ti­schen gespro­chenen und geschrie­benen Prolog vor Sternen (»In den Weiten des Kosmos, wie aus dem Nichts / Entstand unsere Welt durch die Macht des Lichts ...«). Es folgt ein Mosaik der Jahres­zeiten, das mit dem Dunkel vor dem Frühling in New York beginnt und quasi ein Jahr später im tiefen Winter endet. Der Film springt, wie von Faszi­na­tion Natur bekannt, von Kontinent zu Kontinent, um die Beson­der­heiten der Jahres­zeiten einzu­fangen. Die Qualität der Aufnahmen und die Liebe zur Natur sind auch hier wieder zu spüren und sollten das Publikum, das diese Dinge nur aus der Ferne kennt, wieder faszi­nieren können. Insgesamt haben die Dreh­ar­beiten fünf Jahre gedauert, gedreht wurde an mehr als 75 Orten in über 40 Ländern weltweit.

Auch diesmal ist der etwa 80 Minuten lange Film ohne Spre­cher­kom­mentar oder äußere Handlung angelegt und in voller Länge von Musik untermalt. Laut Pres­se­heft hat der Zuschauer dadurch »die Möglich­keit, mit seinen Sinnen voll­s­tändig in das musische und visuelle Natur­er­lebnis einzu­tau­chen«. Gerade hier aber hat der Film seinen größten Fehler – Lobmayr folgte dem Rat von Promo­ti­on­profis und ließ verschie­dene Vokal­künstler (Eva Norel, Haddaway u.a.) auf englisch über die Bilder singen.

Im Soul­bal­la­den­stil, den man von Celine Dion oder Whitney Houston kennt, wird der Zuschauer mit Dieter-Bohlen-Lyrik wie »Feeling blue/ I’m flying high / Through the sky to you / I don’t know where and why« oder »Walking through the wonder­land / There’s no start no end / Ever green is more than any dream that makes me under­stand« aus dem Genuß der Land­schafts­auf­nahmen brutal heraus­ge­rissen. Ob es einem inter­na­tio­nalen oder gar engli­schen Publikum dabei anders geht, bleibt fraglich. Deutsche Zuschauer sind besser dran, wenn sie wenig oder kein Englisch verstehen.