Fisch & Chips

The Van

GB/Irland 1996 · 100 min. · FSK: ab 6
Regie: Stephen Frears
Drehbuch:
Kamera: Oliver Stapleton
Darsteller: Colm Meaney, Donal O'Kelly, Ger Ryan u.a.

Mit der Frittenbude zum Erfolg

Das ist einer dieser Tage, die im Pub enden. Larry (Colm Meaney) ist seit zwei Jahren arbeitslos und mitt­ler­weile daran gewöhnt, seine Zeit totzu­schlagen, beim Golf­spielen oder bei einem Bier mit ein paar – ebenfalls eher unter­be­schäf­tigten – Freunden. Heute sitzt auch Bimbo (Donal O’Kelly) mit den anderen zusammen. Er hat vor einigen Tagen seinen Job als Bäcker verloren und leidet bereits unter dem Untä­tig­sein. Da kommt ihm, während er die Trink­ge­schichten seiner Freunde über sich ergehen laesst, eine Idee: Warum nicht einen Imbiss­wagen kaufen und mit Larry als Partner zu Reichtum und Erfolg kommen...

Gesagt, getan. Weslie (Brendan O’Carroll), ein Freund der beiden, treibt einen herun­ter­ge­kom­menen Liefer­wagen auf, den Bimbo von seinem Abfin­dungs­geld kauft. Mit einiger Anstren­gung richten Larry und Bimbo den Wagen her. Das neu gegrün­dete Unter­nehmen wird »Bimbo’s Burgers« getauft.

1990 ist das Jahr der Fussball-Welt­meis­ter­schaft, auf die Bimbo speku­liert hatte: Wer aben­de­lang im Pub sitzt, um den Siegen der irischen Mann­schaft zusammen mit einer Horde krei­schender Fans zuzu­ju­beln, dem fehlen danach Zeit und Lust, sich in die heimische Küche zu stellen und zu kochen. Da zieht man es doch vor, an der Imbiss­bude, die gleich vor dem Pub steht, etwas fettiges Fastfood zu erwerben. Die Rechnung geht auf, das Geschäft der Freunde läuft besser und besser. Abend für Abend schuften sie in ihrer Bude, um nachts bündel­weise Geld nach Hause zu tragen. Larrys derber Charme und das Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent von Bimbo und seiner Frau Maggie (Ger Ryan), ohne die Bimbo nichts entscheidet, tragen zum Erfolg des kleinen Unter­neh­mens bei. Die Kund­schaft von »Bimbo’s Burgers« erweitert sich um die Badegäste am Strand (Maggie hat einen Stell­platz am Meer besorgt) und um diverse Heavy-Metal-Fans vor einer Dubliner Konzert­halle. Aber je reicher die beiden werden, desto grösser werden die Probleme. Als dem zerstrit­tenen Unter­neh­merduo auch noch eine Prüfung des Gesund­heits­amtes für den völlig verdreckten Imbiss­wagen bevor­steht, entschliesst sich Bimbo, zu handeln...

Alles an diesem Film scheint perfekt: Ein erfolgs­ver­wöhnter Regisseur, nämlich Stephen Frears (Gefähr­liche Lieb­schaften, Mein wunder­barer Wasch­salon), dem schon mit The Snapper eine hervor­ra­gende irische Charak­ter­studie gelang. Ein viel­ver­spre­chendes Drehbuch, das wie schon bei den anderen Filmen von Roddy Doyle verfasst wurde, der das Milieu, in dem der Film spielt, aus eigener Erfahrung kennt. Dazu die von Eric Clapton zusam­men­ge­stellte Filmmusik und nicht zuletzt die Schau­spieler, von denen ein Grossteil selbst aus Dublin stammt. Die familiäre Atmo­s­phäre, die bei der Produk­tion von Fisch & Chips herrschte, ist auch im fertigen Film zu spüren. Einige Szenen lassen sehr viel Nähe zum darge­stellten Geschehen erkennen, beispiels­weise, als die irischen Fuss­ball­fans im Pub sitzen und mit jedem Spielzug ihrer Mann­schaft mitfie­bern oder auch die Art und Weise, wie sich Larry durchs Fami­li­en­leben schlägt. Trotzdem springt der Funke nicht über wie bei The Commit­ments oder The Snapper, die zusammen mit Fisch & Chips die Barrytown-Trilogie bilden, die in einer Satel­li­ten­stadt am Rande Dublins spielt. So bleibt der Film eine nette Abend­un­ter­hal­tung mit Ansätzen zu einem Kultfilm über die irische Lebensart.