USA 2016 · 148 min. · FSK: ab 12 Regie: Anthony Russo, Joe Russo Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely Kamera: Trent Opaloch Darsteller: Chris Evans, Robert Downey jr., Scarlett Johansson, Sebastian Stan, Anthony Mackie u.a. |
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Kampf der Giganten |
Superhelden kämpfen jetzt nicht mehr gegen das Böse, sondern gegeneinander – das ist der gemeinsame Nenner mehrerer Superheldenfilme der letzten Zeit. Die X-Men hatten es vorgemacht, nach Batman v Superman: Dawn of Justice geschieht das nun auch in The First Avenger: Civil War. Dieser Film kommt nun zunächst überraschend selbstkritisch daher: Nachdem sich schon Superman vor ein paar Wochen vor dem US-Kongress verantworten musste, bevor Parlament und Rechtsstaat vom Film in eine Verschwörung des Bösen gewendet wurden, geht es nun um Kollateralschäden bei einer Rettungstat des »Avenger«-Teams. Nun sollen die Superhelden unter Aufsicht der UNO gestellt werden. Da schon Bush und Obama im real-life die Vorherrschaft der Weltgemeinschaft infrage stellen, kann man das Ergebnis ahnen: Ein Teil der Superhelden verweigert die Kontrolle, doch ausgerechnet der sonst so individualistisch, innere Anarchist Tony Stark/Iron Man (Robert Downey Jr) ist bereit, die neue Vereinbarung zu unterschreiben. So ist die Superheldengemeinschaft plötzlich gespalten. Und als es bald zu neuen Terroranschlägen kommt, sind plötzlich Iron Man und seine Freunde wie Black Widow (Scarlett Johansson) die Jäger ihrer ehemaligen Verbündeten.
Wer ist ein Verräter? Wo liegt das Gute, wenn Macht und Moral in verschiedene Richtungen weisen? Solche Fragen stellt sich der demokratische Westen und findet bislang nur unbefriedigende Antworten. Daher kann man den Film von Joe und Anthony Russo durchaus als Reflex auf die Folgen eines 15-jährigen »War against Terror« begreifen, währenddessen sich alles nur verschlimmert hat. Allerdings wird die sehr deutliche, gar nicht verklausulierte Kritik, die die Comicvorlage an der US-Überwachungspolitik und Sicherheits-Hysterie übt, im Film eher abgeschwächt. Stattdessen spielt der Film mit populistischer Staatskritik à la AfD, in der die Politik per se korrupt und Rechtsstaatlichkeit nur eine Waffe der Schurken ist – und erweist sich so als Produkt des rechten Hollywood.
So haben denn interessante Darsteller wie Daniel Brühl und William Hurt hier wenig mehr zu tun, als in ihre Kostüme zu passen – der Rest ist dann so bombastische wie öde Action: Der Höhepunkt ist ein Kampf auf dem Gelände des Flughafen Leipzig-Halle, allerdings ohne sichtbare Kollateralschäden.
Alles in allem ein formal konfuser und surrealer, inhaltlich unsympathischer, überlanger Film, in der Milliardäre die Welt retten und Tony Stark weniger Iron-, als Trump-Man
ist.
Ein Rätsel ist auch am Ende dieser spektakulären Zerstörungsorgien nicht gelöst: Warum ersetzt der Verleih den englischen Titel in Deutschland – wenn es schon überhaupt sein muss – nicht durch einen deutschen, sondern durch einen anderen englischen? Captain America: Civil War heißt in Deutschland The First Avenger: Civil War. Das macht nur die Verwirrung komplett, die dieser Film sowieso schon im Gemüt hinterlässt.