Deutschland 2002 · 76 min. Regie: Neelesha Barthel Drehbuch: Neelesha Barthel, Michaela Klein Kamera: Carsten Geißler Schnitt: Theodoros Koutsoulis, John Toft |
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Mütter von heute |
»Seit ein paar Jahren ist Kinderkriegen wieder irgendwie cool«, sagt Celine. Und so hat sie sich mit ihrem Freund Dirk Hals über Kopf ins größte Abenteuer des Lebens gestürzt. Fifty Fifty hieß damals der Deal, Babysitting durch zwei. Jetzt ist der kleine Jannik da, die Liebe der Eltern zuende und das mit dem Fifty-Fifty haut so richtig nicht hin. Auch bei ihrer besten Freundin Naty ist mit Exfreund Rafi in ständige Scharmützel um Söhnchen Noah verstrickt. Unter der Oberfläche jedes Gespräches köcheln noch Eifersucht und alte Verletzungen, die das Tauziehen um jedes Stück Freiheit zusätzlich verkomplizieren. »Die Kommunikation klappt nicht, weil wir uns beide als Opfer sehen«, beschreibt Dirk die vertrackte Konstellation.
Neelesha Barthel ist mit ihrem ersten Film eine hinreißende Dokukomödie gelungen. Sie begleitet ihre temperamentvollen Freundinnen durchs alltägliche Chaos zwischen Windelnwechseln, Job und Nightlife, das die beiden jungen Mütter mit Humor und Selbstironie entschärfen. Wenn Rafi mal wieder zu spät zur Kindsübergabe aufkreuzt oder seinen vegetarisch ernährten Sohn mit Hackfleisch füttert. Wenn eine Wespe im Nuckelfläschchen schwimmt, oder der Apfelsaft nicht mehr ganz koscher ist. »Mensch Celine, du solltest Aufkleber an die Flaschen machen, wo drauf steht Seit einer Woche schlecht oder so«, stöhnt Naty in komischer Verzweiflung und programmiert der Freundin die Nummer vom Giftnotruf ins Telefon.
Jenseits allen Gelächters und der erfrischenden Unbekümmertheit deckt Barthel behutsam auch ernste Töne auf. »Manchmal bin ich total unglücklich, weil ich meinem Sohn nicht die Stabilität geben kann, die ich ihm geben möchte«, bekennt Naty an einer Stelle. In solchen Momenten schlägt sie sich die Nacht um die Ohren, um vor ihren Selbstzweifeln zu fliehen. Doch wer ein Kleinkind allein groß zieht, dem bleibt zur Nabelschau nicht viel Zeit.
»Schimpf Du mit ihm, ich kann grad nicht mehr«, stöhnt Naty, als Noah lässig seinen Teller auf den Boden schubst. Celine schimpft ein bisschen, der Ordnung halber. Und dann lachen sich die beiden schlapp. Solange man noch über sich selbst lachen kann, ist das größte Chaos halb so wild.