Australien 1996 · 85 min. Regie: Monica Pellizzari Drehbuch: Monica Pellizzari Kamera: Jane Castle Darsteller: John Lucantonio, Dina Panozzo, Maria Venuti, Tasma Walton u.a. |
»You will end as a fistful of flies«, das hat Mars (Tasma Walton) von ihrer ungemütlichen Mutter schon zu oft gehört. Ihrer Entwicklung zur Frau stehen zwei Personen im Wege: die Eltern. Ihr Vater ist ein schizophrener Tyrann, der seine Familie nach allen Regeln der Kunst schikaniert und für ihre frustrierte Mutter ist Maria das einziges Ventil. Sie ist ein sexuell unterdrücktes, körperlich oft gezüchtigtes Mädchen, das nur bei ihrer Großmutter Unterstütztung findet. Als ihr Vater sie mit einem befreundeten Jungen zu sehen glaubt, steht Maria vor einer schweren Entscheidung.
Mit beängstigender Direktheit macht die australische Regisseurin und Drehbuchautorin Monica Pellizzari den Zuschauer zum Voyeur: Sämtliche Demütigungen oder sexuelle Auswüchse sorgen genüßlich für Verstörung. Doch dann löst sie den Druck und macht für eine beißende Satire Platz, die mit scharfzüngigen Dialogen über Familie, Kirche und vor allem über Doppelmoral die Gesellschaft böse attackiert. Und diese Ambivalenz ist beileibe nicht nur auf das australischen Kaff, in dem sich die Handlung abspielt, beschränkt. Die einzelnen Ideen, die Fistful of Flies dabei hervorbringt, sind so bissig und wirkungsvoll, daß man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt: Gartenzwerge mit übergroßen Geschlechtsorganen, Priester, die ihren kleinen Geschäften nachgehen, hinterhältige Freunde, die sich nach Strich und Faden betrügen. Durch ausgefeiltes Minenspiel nehmen sich die Akteure zudem selbst auf die Schippe, mit Leichtigkeit wechseln sie zwischen dramatischem Ernst und hintersinniger Ironie.
Dennoch wird eine Weiterführung des Geschehens nicht unbeachtet gelassen: Die Befreiung vom skrupellosen Macho durch geballte Frauenpower pendelt zwischen Tragik und Komik. Mit ausgeprägter Symbolkraft – die Fliegen als Kennzeichen von geistiger wie körperlicher Unreinheit liefern mehrmals surreale Ansätze – weiß die aus Italien stammende Regisseurin bestens umzugehen. Dabei reicht die Bandbreite von offensichtlichen bis versteckten Zeichen und erweitert die Interpretationsmöglichkeiten um eine weitere interessante Ebene.
Fistful of Flies ist eine mehr als aggressive, bitterböse Gesellschaftssatire, die in einer abwechslungsreichen Verpackung mit völlig abartigen Einfällen unter den Zuschauern gründlich aufräumt.