Deutschland 2012 · 94 min. Regie: Konstantin Faigle Drehbuch: Konstantin Faigle Kamera: Steph Ketelhut Schnitt: Andreas Menn |
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Öfter mal ein Nickerchen auf der Toilette machen… |
»Und was machst du so?« Die Frage nach der Arbeit ist eine der ersten beim Kennenlernen. Sie dient der Identifizierung und Einordnung einer Person. Noch über den Tod hinaus verfolgt sie die Menschen: Auf den Grabsteinen steht der Beruf, nicht ob jemand ein guter Vater war, Sammler alter Bilder, oder wer sein Lieblingsregisseur war. Warum eigentlich?
Arbeit, erklärt dieser Film mit guten Gründen, aber auch etwas arg protestantischer Moral (und Ausdrücken wie »Geldfetisch«), sei heute die Ersatzreligion der westlichen Gesellschaften. Frohes Schaffen ist der Spott schon im Titel imprägniert, denn dies sei ein »Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral«, heißt es weiter. Diese Aussage stimmt, und auch wieder nicht. Es mag schon eine durchaus erwünschte Folge dieses Films sein, dass man das eigene Tun und Lassen überprüft, dass man am Ende auch mal einiges lässt, um anderes zu tun. Filmemacher Konstantin Faigle aber ist erst einmal neugierig. In seinem Dokumentarfilm fragt er erst einmal nach den Grundlagen und Konsequenzen unserer Arbeitsgesellschaft jenseits der Tagespolitik. Er befragt dazu allerlei Experten, und so ist dies ein Dokumentarfilm, der in der Machart – Selbstversuch des Regisseurs gemischt mit Expertenkommentaren und kurzen Lehrstücken – wirkt wie ein deutsches Pendant zu Michael Moores gesellschaftskritischen Filmen (Capitalism: A Love Story, I Love You und Fahrenheit 9/11). Wie Moore wandert Faigle dann auch durch die (böse) Börse von Frankfurt, um den fiktiven Geldwerten so richtig den Spiegel der (besseren) Moral vorzuhalten.
Denn zu den Konsequenzen des Fleißes der einen gehört zum Beispiel die Arbeitslosigkeit der anderen: Wenn viele bis über die Burn-out Grenze arbeiten, finden andere keinen Job. Die absurden Ergebnisse werden besichtigt: Faigle begleitet Langzeitarbeitslose bei einer Beschäftigungsmaßnahme in einem Übungseinkaufscenter, in dem mit Spielgeld bezahlt wird. Und er zeigt den Sozialabbau im geschlossenen Nokia-Werk in Bochum. Und er zeigt, dass es in anderen Ländern, etwa
Mexiko und der Türkei anders ist. So ist dies ein Film, der nicht nur zum Denken anregt, sondern auch noch recht unterhaltsam ist.
Übrigens: Wissenschaftler wissen, dass wer weniger arbeitet, glücklicher ist. Also: Was tun? Nichts!