Deutschland 1998 · 89 min. · FSK: ab 6 Regie: Mika Kallwass Drehbuch: Thomas Springer, Katya Kleiner Kamera: Reinhard Köcher Darsteller: Wolke Hegenbarth, Ina Balint, Ivonne Schönherr, Jasmin Schöler u.a. |
||
Monster-Clique |
»Hi, ich will mich entjungfern lassen!« So kann man als Fünfzehnjährige freilich nicht auftreten, auch wenn Katja der Satz einmal rausrutscht. Tatsächlich gilt es für sie, den neuen Wohnort erst mal abzuchecken nach vernünftigen, pubertätskompatiblen Freizeitmöglichkeiten. Ihr Pferd hat sie auf dem Land zurückgelassen, denn nun wohnt sie mit ihrer Mutter im Ruhrgebiet und muß sich entscheiden, mit wem sie in Zukunft Umgang pflegen will: Mit Maren und Iris, die sich täglich zu Kaffee, Kuchen und Lieblingsserie treffen oder mit der Fun-Gang, vier Mädels, die Pornopoker spielen und sich von Jungs im Cabrio mitnehmen lassen. Katja braucht nicht lange überlegen, doch die Aufnahmebedingungen in der Gang sind hart. Zunächst muß sie einen Fisch küssen, »aber mit Zunge«, und dann muß sie spätestens am Ende der Probezeit einen ordentlichen Geschlechtsakt vorweisen können.
Freundinnen und andere Monster folgt größtenteils dem gußeisernen Teenie-Komödien-Konzept von anno Immenhof, kündet vom ersten Liebeskummer, von kuscheliger Mädchenfreundschaft und von einem süßen Pferd, das ganz schlimm krank ist. Wer also seine zwölfjährige Schwester oder Tochter für einen Nachmittag sedieren will, der schicke sie in diesen Film, doch möge er bedenken, daß Katja und ihre Monster nicht allein angetreten sind, Blümchenkleider zu tragen und Fury zu striegeln. Es geht um die schlimme Übergangsphase vom Kuscheltiersammeln zum Pille Bestellen. Die Regisseurin Mika Kallwass zeigt Mädchen beim Umsatteln, und zwar von eleganten Rössern auf schlaksige Jungs. Diese werden von den Gören so rumgeschliffen, wie’s grad Spaß macht. Da gibt es hohlköpfige Exemplare, wie den Typen im SW-Reifenhandel-T-Shirt, der laut weiblicher Analyse nur »einen Ständer kriegt, wenn er Schalke brüllt.«, dann den Typen mit dem vorzeitigen Samenerguß – als Beschläfer völlig unbrauchbar –, und natürlich den süßen, empfindsamen und sportlichen Boy namens Marc, der die Sonnenbrille da trägt, wo man es von ihm erwartet: Auf der Stirn. Letzterer wird zur Erstbesteigung Katjas ausersehen, ein Höhepunkt, der allerdings erst nach dem Abspann stattfindet.
Filmisch allenfalls eine Daumenkino-Version der Bravo-Foto-Love-Story, schmeißt dieser erneute Versuch, deutsches Genrekino zu etablieren, mit Verve die Libido heimischer Backfische auf die Leinwand. In keiner Altersgruppe sind ja die Jungbrezen so penetrant, wie mit fünfzehn. Während die Klassenkameraden entwicklungstechnisch weit zurückliegen, regieren die Mädels monströs aber gerecht über den Schulhof. Diese poltrige Aufbruchsstimmung macht sich der Film zu eigen und läßt seine kreischenden Darstellerinnen recht anschaulich durch den vorhersehbaren Plot quietschen. Dabei gelingen zwischendurch einige recht lebensnahe Quasselszenen, von Buch und Regie gut erarbeitet und von den Jungschauspielerinnen charmant dargestellt, wenn man von den gängigen Seriendarsteller-Manierismen absieht, die zeitweise sichtbar werden. Da rächt sich eben, daß mittlerweile eine ganze Generation mit Gute Zeiten, schlechte Zeiten herangewachsen ist.
Ein kommerzieller Erfolg dürfte den Monstern kaum beschieden sein. Die Zielgruppe der Elf- bis Vierzehnjährigen ist in Deutschland zu klein, um solch einen Film zu tragen.