Freundinnen und andere Monster

Deutschland 1998 · 89 min. · FSK: ab 6
Regie: Mika Kallwass
Drehbuch: ,
Kamera: Reinhard Köcher
Darsteller: Wolke Hegenbarth, Ina Balint, Ivonne Schönherr, Jasmin Schöler u.a.
Monster-Clique

Erstbesteigung

Ein Girlie-Film über Zeiten, wenn die Schnei­der­bücher laufen lernen

»Hi, ich will mich entjung­fern lassen!« So kann man als Fünf­zehn­jäh­rige freilich nicht auftreten, auch wenn Katja der Satz einmal raus­rutscht. Tatsäch­lich gilt es für sie, den neuen Wohnort erst mal abzuch­ecken nach vernünf­tigen, puber­täts­kom­pa­ti­blen Frei­zeit­mög­lich­keiten. Ihr Pferd hat sie auf dem Land zurück­ge­lassen, denn nun wohnt sie mit ihrer Mutter im Ruhr­ge­biet und muß sich entscheiden, mit wem sie in Zukunft Umgang pflegen will: Mit Maren und Iris, die sich täglich zu Kaffee, Kuchen und Lieb­lings­serie treffen oder mit der Fun-Gang, vier Mädels, die Porno­poker spielen und sich von Jungs im Cabrio mitnehmen lassen. Katja braucht nicht lange überlegen, doch die Aufnah­me­be­din­gungen in der Gang sind hart. Zunächst muß sie einen Fisch küssen, »aber mit Zunge«, und dann muß sie spätes­tens am Ende der Probezeit einen ordent­li­chen Geschlechtsakt vorweisen können.

Freun­dinnen und andere Monster folgt größ­ten­teils dem gußei­sernen Teenie-Komödien-Konzept von anno Immenhof, kündet vom ersten Liebes­kummer, von kusche­liger Mädchen­freund­schaft und von einem süßen Pferd, das ganz schlimm krank ist. Wer also seine zwölf­jäh­rige Schwester oder Tochter für einen Nach­mittag sedieren will, der schicke sie in diesen Film, doch möge er bedenken, daß Katja und ihre Monster nicht allein ange­treten sind, Blüm­chen­kleider zu tragen und Fury zu striegeln. Es geht um die schlimme Über­gangs­phase vom Kuschel­tier­sam­meln zum Pille Bestellen. Die Regis­seurin Mika Kallwass zeigt Mädchen beim Umsatteln, und zwar von eleganten Rössern auf schlak­sige Jungs. Diese werden von den Gören so rumge­schliffen, wie’s grad Spaß macht. Da gibt es hohl­köp­fige Exemplare, wie den Typen im SW-Reifen­handel-T-Shirt, der laut weib­li­cher Analyse nur »einen Ständer kriegt, wenn er Schalke brüllt.«, dann den Typen mit dem vorzei­tigen Samen­erguß – als Beschläfer völlig unbrauchbar –, und natürlich den süßen, empfind­samen und sport­li­chen Boy namens Marc, der die Sonnen­brille da trägt, wo man es von ihm erwartet: Auf der Stirn. Letzterer wird zur Erst­be­stei­gung Katjas auser­sehen, ein Höhepunkt, der aller­dings erst nach dem Abspann statt­findet.

Filmisch allen­falls eine Daumen­kino-Version der Bravo-Foto-Love-Story, schmeißt dieser erneute Versuch, deutsches Genrekino zu etablieren, mit Verve die Libido heimi­scher Back­fi­sche auf die Leinwand. In keiner Alters­gruppe sind ja die Jung­b­rezen so penetrant, wie mit fünfzehn. Während die Klas­sen­ka­me­raden entwick­lungs­tech­nisch weit zurück­liegen, regieren die Mädels monströs aber gerecht über den Schulhof. Diese poltrige Aufbruchs­stim­mung macht sich der Film zu eigen und läßt seine krei­schenden Darstel­le­rinnen recht anschau­lich durch den vorher­seh­baren Plot quiet­schen. Dabei gelingen zwischen­durch einige recht lebens­nahe Quas­sel­szenen, von Buch und Regie gut erar­beitet und von den Jung­s­chau­spie­le­rinnen charmant darge­stellt, wenn man von den gängigen Seri­en­dar­steller-Manie­rismen absieht, die zeitweise sichtbar werden. Da rächt sich eben, daß mitt­ler­weile eine ganze Gene­ra­tion mit Gute Zeiten, schlechte Zeiten heran­ge­wachsen ist.

Ein kommer­zi­eller Erfolg dürfte den Monstern kaum beschieden sein. Die Ziel­gruppe der Elf- bis Vier­zehn­jäh­rigen ist in Deutsch­land zu klein, um solch einen Film zu tragen.