Deutschland 2018 · 102 min. · FSK: ab 0 Regie: Mike Marzuk Drehbuch: Mike Marzuk Kamera: Philip Peschlow Darsteller: Allegra Tinnefeld, Marinus Hohmann, Ron Antony Renzenbrink, Amelie Lammers, Jacob Matschenz u.a. |
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Es gibt sie noch, die Postkarte... |
Auch vier Wochen nach seinem Deutschlandstart ist einer der schönsten, deutschen Kinderfilme der letzten Zeit, Joya Thomes Königin von Niendorf, zwar schon lange in Augsburg, aber immer noch nicht in München angelaufen. Ein Umstand, an dem auch die Münchner Kinobetreiber nicht ganz unschuldig sind. Stattdessen geht es in München mit dem üblichen Konservenfraß weiter, wird lieber sediert, wo schon nicht begeistert werden kann. Mauer Eintopf wie Die Biene Maja oder halt Franchise-Ravioli, wie der jetzt unter der Regie von Mike Marzuk startende fünfte Aufguss von Enid Blytons Fünf Freunde.
Schon allein den Namen Enid Blyton zu tippen, bedeutet zermürbende Wiederholung, hatte die bis zu ihrem Tod 1968 hochproduktive Autorin doch nicht nur Serien wie die »Fünf Freunde« geschaffen, sondern auch »Hanni & Nanni« und die im deutschen Sprachraum weniger populären Bestseller »Die schwarze Sieben« und »Noddy«. Dennoch gelang es Blyton immer wieder auch Charaktere zu schaffen, die einem wie ein erzählerischer Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf gingen. Noch heute muss ich bei Enid Blyton an die Hörspielfassungen ihrer »Abenteuer«-Serie denken, die mich meine ganze Kindheit über begleiteten, insbesondere Charaktere wie den in spanischem Deutsch radebrechenden Bandenchef aus der »Burg der Abenteuer« und die Kinder, die ihm am Ende dann doch ein Bein stellen.
Die seit den 1970ern pausenlos produzierten braven Verfilmungen fürs Fernsehen unterscheiden sich qualitativ kaum von den aufwändiger inszenierten Kinofassungen wie etwa Marzuks Fünf Freunde-Reihe – und sind ähnlich erfolgreich: zwischen 2012 und 2015 erreichten sie mehr als 5 Millionen Kinobesucher. Im Grunde unterscheiden sich diese Filme nicht allzu sehr von einem Erfolg wie Netflix' »Stranger Things«: eine Gruppe von Kindern löst Probleme, die die Eltern eingebrockt haben und selbst nicht mehr zu lösen im Stande sind. Auch wenn »Stranger Things« diesen Ansatz mit weitaus komplexeren Mitteln angeht und über das zeitgeschichtliche Kolorit generationsübergreifend angelegt ist, so ist beiden Ansätzen doch gemein, dass ein starrer, unveränderter Set von »guten« Charakteren mit einem starren Set von »bösen« Charakteren um die Wahrheit ringt, und sich dabei vor allem die äußeren Faktoren ändern.
Waren das in Fünf Freunde 4 noch Ägypten samt Mumien & Co., die als Bildtapete die vorhersebar dahintröpfelnde Handlung illuminierten, so sind es in Fünf Freunde und das Tal der Dinosaurier die Skelette von Sauriern, dichte deutsche Wälder und eine gruselige Burg. Als alternierende böse »Gastrolle« darf dieses Mal u.a. Milan Peschel (als Kurt Weiler) mit dabei sein, der schauspielerisch allerdings genauso verheizt wird wie alle anderen Erwachsenenrollen. Denn auch hier gilt wie in fast allen anderen deutschen Kinderproduktionen der letzten Jahre das Dogma, dass das Böse (und dazu gehören ja irgendwie auch die Eltern) nicht mehr böse, sondern nur mehr völlig deppert und verblödelt sein dürfen. Gerade bei einem Schauspieler wie Milan Peschel, der gerade im zeitgleich anlaufenden Hauptmann von Robert Schwentke überragend aufspielt, ist das besonders bitter mit anzusehen.
Alles andere schmeckt dann, wie schon eingangs erwähnt, nach den bekannten Ravioli von Maggi, die jeder irgendwann schon einmal auf einer Campingtour in sich hineingestopft hat: vertraut, bekannt, langweilig, und nur im Notfall zu genießen.