USA 2004 · 96 min. · FSK: ab 16 Regie: David Koepp Drehbuch: David Koepp Kamera: Fred Murphy Darsteller: Johnny Depp, John Turturro, Maria Bello, Timothy Hutton u.a. |
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Herr Depp sieht Gespenster |
Mort Rainey (Johnny Depp) ist Autor, Geschichten sind sein Leben. Gleich in den ersten Filmminuten liefert ihm sein Leben eine ziemlich unerfreuliche Geschichte. Er erwischt seine Frau im Bett mit einem anderen und zieht sich – rundum desillusioniert – in ein einsames Haus an einem einsamen See in einem einsamen Wald zurück. Der perfekte Schauplatz, um Gruselgeschichten zu schreiben oder selbst eine zu erleben...
Sobald ein geheimnisvoller Fremder urplötzlich bei Rainey auftaucht, wird er gezwungener-maßen nach und nach aus seiner Lethargie gerissen. Der Eindringling mit dem verheißungsvollen Namen Shooter, wunderbar Latent-Grusel verbreitend verkörpert von John Turturro, ballert so einiges an starkem Tobak in Raineys Pseudo Idylle. Er behauptet, Mort Rainey hätte seine Geschichte mit dem nicht minder bedeutungsschwangeren Titel »Das geheime Fenster« – natürlich eine Schauergeschichte – gestohlen. Das Wichtigste einer Geschichte sei immer das Ende – und genau das soll Rainey nun für Shooter umschreiben. Eigentlich lässt sich der Plagiatsvorwurf leicht widerlegen, da Raineys Geschichte bereits wesentlich früher erschien, als Shooter behauptet, sein Werk verfasst zu haben. Nur ist es plötzlich ein Problem, das Original aufzutreiben und Shooter lässt nichts unversucht, den verschlafenen Rainey nach allen Regeln der Bösewichterkunst aus der Reserve zu locken.
Von diesem Moment an nimmt das Verwirrspiel in nicht besonders origineller, aber routinierter Gruselmanier seinen Lauf. Ein toter Hund, ein Fenster zum friedhofähnlich drappierten Gemüsegarten und jede Menge Spiegel sind bewährte Ingredienzien in David Koepps Suspense-Fertigbaukasten. Das funktioniert eine Weile ganz gut und man zuckt, durch das Horrorgenre gut konditioniert, auch hin und wieder brav bei in der Stille knarrenden Türen und knarzenden Deckenbalken zusammen.
Johnny Depp zieht dazu bemüht die Stirn in Falten und versucht – wie wir – der Sache auf den Grund zu gehen. Man ist erleichtert, als er in seinem gemütlichen Literaturagenten endlich einen Verbündeten im Kampf gegen das Böse findet und wünscht Rainey den Sieg über die geheimnisvolle dunkle Macht, die in Gestalt von John Shooter über ihn kam. Es kommt aber alles ganz anders und mächtig abstrus dazu.
Nachdem es einige Tote gibt, kommt es Rainey auf einmal in den Sinn, dass gar kein Shooter existieren könnte, sondern er selbst sich alles möglicherweise nur eingebildet hat. Doch wer richtete dann all das Böse an? Da fühlt sich der arme Mort – und wir gleich mit – doch mächtig hinters Licht geführt und gerät in Panik. Was, wenn er den Abgründen seiner Seele und seinem imaginierten Alter Ego zum Opfer gefallen ist?
Nicht der kleinste Hinweis hätte das vermuten lassen. Auch wenn Rainey sowieso einen etwas schlappen Helden abgibt, ist man zumindest annährend um Identifikation mit seiner Figur bemüht, die einem nun gänzlich entzogen wird. Ab dem Moment, in dem Shooter von der Bildfläche verschwindet und offensichtlich von Morts Agieren als böse Seele Besitz ergriffen hat, wirkt alles nur noch äußerst konstruiert und an den Haaren herbeigezogen.
An den Haaren zieht Rainey auch seine Ex-Frau und das ganze verworrene Gruselspielchen geht ebenso übel wie unglaubwürdig aus. Schade, da das wichtigste einer Geschichte doch immer das Ende ist! Eine Menge geschickt aufgebauter Spannung verläuft sich im geheimen erzählerischen Sumpf unter einem geheimen Fenster, das in der Tat nicht unbedingt hätte geöffnet werden müssen...