USA 1978 · 110 min. · FSK: ab 6 Regie: Randal Kleiser Drehbuch: Jim Jacobs, Warren Casey, Allan Carr Kamera: Bill Butler Darsteller: John Travolta, Olivia Newton-John, Stockard Channing, Jeff Conaway u.a. |
Boy meets girl. Boy loses girl. Boy verbringt den Rest des Films damit, sein Auto und sich selbst so herzurichten, daß er das girl zurückbekommt. Grease zeigt einen singenden, tanzenden, wahnsinnig eitlen Travolta und eine Olivia Newton-John in der Rolle ihres Lebens, die sich von einem good girl in ein sexy girl verwandelt.
Grease? Ja genau, in der farbintensiven, tonverstärkten einfach total überarbeiteten Originalfassung zum 20.Geburtstag. »Schmiere« hieß der schon damals schwachsinnige Titel auf deutsch, als der Film 1978 herauskam. Niemals davor und niemals danach hat Regisseur Randal Kleiser alles so stilsicher gemacht. Wie ein Typ, der sowohl Summer Lovers als auch The blue Lagoon fabrizierte, je so einen solchen Film zustande gebracht hat, bleibt eines der ewigen Geheimnisse der Filmgeschichte.
Ende der 70er Jahre mitten im Disco-Fieber griff Grease zurück ins Styling der 50er. John Travolta, der Star des Saturday Night Fever mußte sich alles Gel aus den Haaren spülen, und sich mit pro Tag drei Löffeln Gelatine eine 10cm hohe Tolle anrühren, um den Provinz-Elvis zu spielen. Vielleicht war es Elvis Tod im Jahr zuvor, vielleicht eine nostalgische Lust der damals
40jährigen, wieder einmal diese alten rama-lama-ding-dong-Songs zu hören wie auch immer: bei Grease funktionierte es zum letzten Mal, die Tradition des Filmmusical noch zu beleben (Denken wir dagegen nur noch einmal Sekunden an Evita).
Zugleich war Grease der erste Retro-Film. Eine 70er Nostalgie-Feier der 50er und damit ein erstes Stück
Postmoderne-Historismus im Film. Vergleichweise schlecht, plump, und sehr spießig, aber doch mit einem Element, daß es möglich macht, den Film heute wieder, sozusagen als Retro-Retro aufzuführen: John Travolta, mittlerweile zur Pop-Ikone erster Güte geworden. Durch ihn wird Grease interessant, und heute kann man den Auftritt nur noch als grandiose Macho-Verarschung erkennen: Wie er verkrampft die Schultern rollt, bestehend nur aus Styling. Die schwarze
Lederjacke, das zu enge T-Shirt, die eingeklemmte Zigarette hinterm Ohr so waren weder 50er, noch 70er, das ist alles nur ein Witz. Und dann diese ...ach ja, äh... Frauen in Grease. Eine schwarze böse Hex und ein blondes Engellein, daß den Prinz auf die richtige, mit family values gepflasterte Bahn führt.
Sex gibt’s trotzdem sichtbar, ganz im Gegensatz zu anderen Sommer-Schüler-Zeltlager Komödien, auf die der Film anspielt, und die doch nur von Lehrer-ärgern handeln, oder davon, wie auch der dicke Outsider Freunde findet. Grease ist ein pubertärer Film, weil sich auch in ihm alles sichtbar und unsichtbar- um Sex dreht. Und natürlich ist Grease auch noch der erste Film der 80er Jahre: Denn Substanz ist Scheiße. Es geht nur darum, wie man singt, tanzt und sein Haar in Ordnung hält. Ganz schön viel für einen 20 Jahre alten Film.