Spanien/Deutschland 2006 · 91 min. · FSK: ab 0 Regie: Gerardo Olivares Drehbuch: Gerardo Olivares, Chema Rodríguez Kamera: Gerardo Olivares Darsteller: Zeinolda Igiza, Shag Humar Khan, Abu Aldanish, Kenshleg Alen Khan, Ahmed Alansar u.a. |
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Brasilien ist einfach überall |
Völkerverständigung ist, wenn alle dasselbe gucken. Dieser Gedanke bildet die Grundlage von Gerardo Olivares' Film Das grösste Spiel der Welt. Die Liebe zum Fußball und zur Fußballweltmeisterschaft vereint hier Menschen aus allen Kontinenten. In diesem Fall stehen Fußballliebhaber im Zentrum, die an entlegenen Orten leben, unter Bedingungen, die vermeintlich gar nichts mit einem Sportereignis zu tun haben, dass massenmedial übertragen wird. Aber man schreibt das Jahr 2002, in Japan steht das WM-Finale zwischen Deutschland und Brasilien bevor. Zumindest am Fernseher miterleben – sei dieser auch hunderte von Kilometern entfernt – wollen das auch Tuaregs einer nordafrikanischen Karamelkarawane, eine Gruppe von Indios aus dem Amazonasdschungel und eine Familie mongolischer Nomaden.
Eine solche, nach Exotik zusammengestellte Konstellation kann ohne Ethnokitsch nicht auskommen. Tatsächlich eint die Protagonisten der drei Episoden, dass sie aus westlicher Sicht originell und pittoresk leben, aber keineswegs in Elend und Hässlichkeit, sodass man im Kinobesuch keine Verstörung fürchten müsste, vielmehr eher diffus »ursprünglich« und darum auch ein bisschen »besser« – und dass sie auf den ersten Blick »im Abseits stehen«.
Irgendwie tun sie das
allerdings auch wieder nicht. Denn genau genommen gab es in den letzten Jahren im Kino ja weit mehr Filme über Mongolen und Indios – nur die Tuareg haben demgegenüber noch Aufmerksamkeits-Rückstand aufzuholen, sie sah man zuletzt im Der englische Patient –, als zum Beispiel über österreichische Viehhirten und holländische Müller. Diese Menschen gibt es aber auch und vielleicht
mögen sie sogar Fußball – Filme macht man über sie trotzdem keine.
All diese Menschen leben ziemlich anders als wir, was zwar auch ganz und gar nicht überraschend ist, aber immer wieder hübsch anzusehen, zumal in diesem Film die Regie die unbestreitbar wunderbare Landschaft immer wieder ausgiebigst ins Bild rückt. Wie zu erwarten gibt es zudem noch technische Probleme und den entsprechenden Suspense: Werden unsere Helden das Spiel überhaupt sehen können? Gedämpft wird Olivares
Klischeeballett allenfalls durch viel Humor – ansonsten fühlt man sich am ehesten an Leni Riefenstahls Altersreisen zu den Nuba erinnert: Instinktkino, das angenau das Wissen appelliert, dass wir westlichen Zuschauer schon aus den Was-ist-was?-Büchern unserer Kindheit über Afrika, die Mongolei und die Pampa im Kopf haben.
Was erzählt uns Das grösste Spiel der Welt darüber hinaus? Gewiß auch ein nettes Märchen über das Glück eines jeweils ganz persönlichen Traumes. Aber ebenso, gleichzeitig, vom Horror einer Globalisierung, die sogar die Träume der Menschen gleichschaltet.