Spanien/GB/F 2015 · 115 min. · FSK: ab 16 Regie: Pierre Morel Drehbuch: Don McPherson, Pete Travis Kamera: Flavio Martínez Labiano Darsteller: Sean Penn, Javier Bardem, Ray Winstone, Mark Rylance, Jasmine Trinca u.a. |
||
Sean Penn ist das Problem dieses Films |
Zwei Männer, eine Frau – fertig ist das Eifersuchts- und Konkurrenzdrama. Und wenn dann noch viele Pistolen, eine Bananenrepublik, schmucke Schauplätze europäischer Förderkataloge (London, Barcelona, Gibraltar) und sinistre Geheimdienst- und Waffenhandel-Machschaften dazu kommen, kann sich das Gegackel älter Hähne um ein junges Küken, auf das man diesen Film problemlos reduzieren könnte, auch noch als Actionfilm verkaufen.
Man könnte das Ganze aber auch anders
beschreiben: Zwei Weltstars, Sean Penn und Javier Bardem haben sichtlich Spaß als Gegenspieler, und ihre Präsenz gibt der jungen aufstrebenden Italienerin Jasmine Trinca Gelegenheit die beiden in den Schatten zu stellen.
So oder so – Licht und Schatten, plumper Dilettantismus eines drittklassigen Regisseurs (der Franzose Pierre Morel) und grandioser B-Movie- und Mitternachtskino-Charme lösen einander ab in Gunman. Fest steht jedenfalls: Sean Penn, in den 90er und 00er-Jahren als Charakterdarsteller und Gelegenheitsregisseur überaus gefragt, spätestens seit dem eitlen Desaster von Paolo Sorrentinos This Must Be the Place aber von Hollywoods Buchhaltern als Auslaufmodell angesehen, wird zum Actionhelden – eine überraschende Nachricht, ist Penn doch bereits im höheren Alter von Mitte 50, einem Alter also, als sich Bruce Willis, Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger langsam zur Ruhe setzten, bevor sie sich dann mit Mitte 60 nochmal in den Leinwandjungbrunnen begeben. Oder liegt es am Älterwerden der Gesellschaft, daran dass die »Silver Surfer« das Kino wiederentdecken und Identifikationsfiguren brauchen – nach dem Motto: Opa lässt das Ballern nicht?
Sean Penn jedenfalls ist das Problem dieses Films: Penn spielt Jim, einen ehemaligen Auftragskiller, der einst im Kongo nach einem besonders schmutzigen Mord sein dortiges Leben aufgeben musste. Jetzt holt ihn diese Vergangenheit auch in Europa ein. Das gibt ihm aber auch Gelegenheit, die eigene Midlife-Crisis zu überwinden, und zusammen mit der verlorenen Ehre auch seine Ex-Freundin Annie zurückzuholen. Die ist zwar mit seinem ehemals besten Kumpel Felix (Bardem) zusammen, dessen Tochter sie sein könnte, aber es braucht nur eine Dialogseite und Penns zugekniffene Augen, um das offenbar grundsätzlich auch im Bett an Vatersuche interessierte Girl zurückzuerobern.
So weit, so Klischee, aber unterhaltsam. Denn Filme müssen nicht intelligent sein, um gut zu funktionieren. Allzu eitel dürfen sie allerdings nicht werden. Das echte Problem beginnt nun genau mit der Tatsache, dass Opa Penn weniger vom Ballern nicht lassen kann, als vom Posen. Denn dass ihn sein Regisseur dazu zwingen musste, in einem Drittel des Films mit nacktem Oberkörper herumzulaufen, und wie ein Pin-Up-Model zu stolzieren, ist eher nicht anzunehmen.
Was man an »Gunman« schätzen kann, ist die Naivität, mit der hier ein Simplizissimus in den Weltbürgerkrieg des 21. Jahrhunderts geworfen wird. Überzeugend der völlige Verzicht des Films auf streberhaften Realismus. Dieser Film nimmt sich nicht unangemessen ernst.
Die Story allerdings wäre besser, wäre sie entfernt glaubwürdig. So aber wird man eher Zeuge von Menschen, die undurchdachte Dinge tun, bei denen man im Kino mitdenkt: ist doch klar, lieber Freund, dass das nicht gutgehen kann. Als James-Bond-Schurke hatte Bardems Figur wenigstens einen glaubwürdigen Fanatismus, hier agiert er wie ein windiger Geschäftsmann, der mit seinen billigen Methoden bei den Mafiagangs dieser Welt keine zwei Wochen überleben könnte.