USA 2014 · 121 min. · FSK: ab 12 Regie: James Gunn Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman Kamera: Ben Davis Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Lee Pace, Michael Rooker u.a. |
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Patchwork-Familie der Zukunft |
Das dürfte niemandem weh tun, denn kaum einer dürfte sich noch daran erinnern. 1969 erschien ein von Arnold Drake und Gene Colan geschaffener weiterer Baustein des Marvel-Universums, ein kleiner Baustein, der es aber immerhin auf weitere Hefterscheinungen im Jahre 2008 brachte, ohne allerdings jemals den Kultstatus anderer Marvel-Helden-Epen zu erreichen. Genug Spielraum also für Regisseur James Gunn, sich aus allen Welten das Beste für seine Guardians of the Galaxy zu holen, ohne damit der Gefahr ausgesetzt zu sein, eine größere Anzahl hart gesottener Fans zu enttäuschen..
Anders als die unterkühlten SF-Epen der letzten Jahre, gibt Gunn seinen Helden der Galaxie die Farbenpracht der 1960er und 1970er-SF zurük, eine Pracht, die sie auch brauchen, denn gebrochenere, unsympathische Helden hat es lange nicht gegeben. Das erklärt wohl auch den bislang verwehrten Kulturstatus des Comics. Nicht nur werden prekäre Familienverhältnisse thematisert: jeder der fünf Helden ist der letzte seiner Spezies und sucht im Grunde nur eins, nämlich wieder in den Schoß einer Familie zurückzukehren und sei es der einer Patchwork-Konstruktion. Die funktioniert jedoch nur in der Not, zu stark sind die neurotischen Ticks jedes einzelnen. Und was gibt es besseres diese Ticks im Zaum zu halten als einen ultimativen Feind, der das Weltall mit einer finalen Waffe unterjochen will? Aber es sind wie schon gesagt nicht nur die prekären Familieverhältnisse, die Guardians of the Galaxy zu einem eher ungewöhnlichen Spaß machen, sondern ein auserlesenes Raumschiff und Fremdwelten-Design, ein immer wieder durchgeknallter Humor, eine grenzwertige Ironie und wohltuend alberne Referenzen auf Großproduktionen wie das Star Wars Trilogy- Universum.
Auch schauspielerisch stimmt das Paket. Chris Patt ist als Peter Quill rotzig genug, um seine verlorene Kindheit unter Menschen glaubwürdig zu erklären Zoe Saldana gibt die uneindeutige Frau an seiner Seite ambivalent genug, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen und den Film damit ohne jugendfreie Beschränkungen über die Runden zu bringen. Dave Bautista, ein ehemaliger Wrestling-Weltmeister überzeugt als dümmlicher Rächer Dax, der seine Familie verloren hat. Und dann sind da noch die verknotet idiotischen Anders-Wesen, die nicht nur in ihrer meisterlichen Maskengebung brillieren, sondern vor allem im englischen Original durch nicht minder originelle Stimmgeber. So darf Bradley Cooper (Silver Linings Playbook, American Hustle) sich Rocket, einem genetisch veränderten, kybernetisch manipulierten und vor allem sprechenden Waschbären annehmen und sein Freund Groot, eine hoch entwickelte Baum-Kreatur, die dem Film den philosophischen Unterbau liefert, wird passenderweise und ironiegetränkt von Vin Diesel (Fast & Furious 6) gesprochen.
Gerade diese völlig groteske aber nichtsdestotrotz kongeniale Auswahl der Stimmen hievt Guardians of the Galaxy auf eine Jux-Ebene, die weit über sommerlichem Ballermann-Niveau rangiert und jeden Stammtischhumor mit links wegfegt und insgesamt eine fast rührende Erinnerung an Meilensteine der SF-Parodie wie etwas John Carpenters Dark Star aufkommen läßt – und im Grunde nur eine Bitte offen lässt: Beam me up, Scotty!