Deutschland 2015 · 92 min. · FSK: ab 12 Regie: Mira Thiel Drehbuch: Mira Thiel, Judith Bonesky, Friederich Oetker Kamera: Stephan Burchardt Darsteller: Anja Knauer, Max von Thun, Max Giermann, Katharina Schlothauer, Samy Challah u.a. |
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Die Schwingen ausbreiten und rein ins Geschehen! |
»The public gets what the public wants«, konstatierte Paul Weller mit seiner Band The Jam vor vielen Jahrzehnten in seinem Song »Underground«. Was aber wollen die Leute? Und: Wer sind die Leute? Mira Thiel, Regisseurin der Komödie Gut zu Vögeln sowie die weiteren Drehbuchautoren Judith Bonesky (einstige »Bild«-Redakteurin und Society-Kolumnistin) und Friederich Oetker scheinen das alles zu wissen: Mal wieder so richtig lachen, das wollen die Leute, wohl die
zwischen 20 und 30. Deshalb bekommen sie die Geschichte von Merlin (Anja Knauer), die vom Verlobten (Kai Wiesinger) sitzen gelassen wird und sich zwangsläufig woanders einquartieren muss, nämlich in der alten Bleibe ihres Bruders (Max Giermann), wo auch dessen bester Freund und Merlins Sandkasten-Feind Jakob (Max von Thun) lebt.
Im Fall von Gut zu Vögeln sieht das Macher-Rezept für Leinwandrelevanz folgende Zutaten vor: 1. Junge schlagfertige Frauen mit
teilweise exotischen Vornamen 2. Junge, etwas tumbe Männer 3. Zeitgemäß anmutende Chat-Protokolle neben Wohlfühl-Großstadtszenerie 4. Eine WG, die mindestens von einem netten Schwulen mit Migrationshintergrund bewohnt wird 5. Was mit Journalismus 6. Eine Transe, Aussehen wie Olivia Jones nicht zwingend, Hauptsache, deren Klappen-Kaliber ist halbwegs erkennbar vorhanden.
Warum zündet der groß durchdachte Spaß nicht? Wenn dem Rezept schon die Würze einer guten Handlung fehlt, und die muss halt doch aus mehr bestehen als einer bemühten Aneinanderreihung von Witzeleien, gäbe es vielleicht noch die Möglichkeit, den Schritt in die Absurdität zu wagen. Doch auch die ist so gut wie nicht zu finden. So ist Gut zu Vögeln weder humorvoll-romantischer Ausdruck eines Generationen-Lebensgefühls noch Schenkelklopferklamauk,
sondern eine Komposition, die trotz aller Farben blass bleibt und weder gut noch schlecht, sondern schlicht nach nichts schmeckt.
Ansätze für eine veritable Komödie wären indes durchaus vorhanden: Gastauftritte von Sonja Kirchberger bis Oliver Kalkofe (was wäre dem eigentlich zu diesem Film eingefallen, hätte er seine einst beißend-kritischen Maßstäbe von »Kalkofes Mattscheibe« zur Bewertung angelegt?), Seitenhiebe auf die aktuelle Medienwelt, Klohumor-Versuche, von denen einer
gelingt, ein anderer in die unlustige Hose geht, und schmissige Songs. Doch Thiel vermied das Ausspielen ihrer Trümpfe und zog stattdessen das vermeintlich sichere, zaghafte Wort-Spiel vor. Eine beherzte Überarbeitung des Drehbuchs, das Potenzial gehabt hätte für eine raffinierte Screwball-Komödie oder eine unbeschwerte Musik-Revue à la Mamma Mia!, hätte gelingen können, zumal es beides
hierzulande kaum respektive gar nicht gibt.