Hongkong 1997 · 93 min. · FSK: ab 12 Regie: Kar-Wai Wong Drehbuch: Kar-Wai Wong Kamera: Christopher Doyle Darsteller: Leslie Cheung, Tony Leung Chiu Wai, Chang Chen u.a. |
Ein Liebesfilm.
Zwei chinesische Männer auf einer Reise in Argentinien. Ihre Streits sind ebenso heftig wie ihre Liebesnächte. Ihr Ziel: die Wasserfälle von Iguassu.
Doch dieses Ziel bleibt ebenso Traum wie Freiheit und Liebe. Lai Yiu-Fai (Tony Leung) und Ho Po-Wing (Leslie Cheung) trennen sich. Das Leben wird zum mühsamen Versuch, sich ein Flugticket in die Heimat zusammenzusparen.
Lai wird Türsteher einer Tangobar; Ho taucht, von Schlägern übel zugerichtet, wieder
auf. Lai nimmt ihn zu sich in die winzige Einzimmerwohnung.
Wie Verdammte klammern sie sich aneinander, wie Verdammte hassen und verletzen sie sich.
Lai wechselt den Job, arbeitet als Koch, verliebt sich in seinen Kollegen Chang. Die Eifersucht verstärkt den Haß. Die Eifersucht beweist, daß da noch Liebe ist.
Der Schmerz beweist, daß man noch lebt. Und mit einem auch immer noch die Träume.
Wie in seinen bisherigen Filmen erzählt Wong Kar-Wai auch in Happy Together elliptisch und, bei aller Intensität, emotional seltsam distanziert. Wieder wechselt der Film mehrmals zwischen Schwarz-Weiß und Farbe und enthält die Wong Kar-Wai-typischen Handkamera-Einstellungen, doch gegenüber Chungking Express und Fallen Angels ist der Stil-Mix deutlich reduziert. (Was Christopher Doyle keineswegs daran hindert, erneut zu beweisen, daß er derzeit zu den vielseitigsten und stilsichersten Kameraleuten gehört.)
Gegenüber seinen beiden Vorgängern ist Wongs neuer Film erheblich konzentrierter, und vielleicht auch reifer. Geblieben ist ihm die traumwandlerische Sicherheit in Sachen Rhythmus und Atmosphäre. Wong Kar-Wai greift kaum auf etablierte
Muster des Erzählkinos zurück; stattdessen zieht er das Publikum durch Bewegung, Rhythmus, Farbe, Klang in seinen Bann. Perfekt schafft er Stimmungen, läßt zu dem allgegenwärtigen »Tango Appasionado« von Astor Piazzolla eine leidenschaftliche Traurigkeit entstehen, vermittelt alles Wesentliche eher subkutan, gibt einem das Gefühl, mit offenen Augen zu träumen.
Die letzten beiden Filme Wong Kar-Wais, Chungking Express und Fallen Angels, hatten es dem Protektorat Quentin Tarantinos zu verdanken, daß sie auch im Westen einen regulären Verleih fanden. In Happy Together fehlen nun gänzlich die Elemente aus Gewaltfilm- und Gangstergenre, die wohl
einen guten Teil dazu beigetragen haben, daß diesen vorherigen Werken solch Aufmerksamkeit zuteil wurde. Somit steht zu befürchten, daß -trotz des wohlverdienten Regiepreises aus Cannes – Wong Kar-Wais neuer Film es schwerer haben wird, ein größeres Publikum zu finden.
Zugegebenermaßen muß jeder Versuch einer Inhaltszusammenfassung von Happy Together in den Ohren der meisten Kinogänger wenig vielversprechend klingen, und der Film ist auch
nicht dazu angetan, spektakuläre Momente zu bieten, die aus dem Kontext genommen viel Interesse wecken könnten. Aber es wäre äußerst schade, wenn diese Vermarktungshemmnisse allein über den Erfolg des Films entscheiden sollten. Denn Wong Kar-Wais schonungsloses Hohelied der Liebe bietet ein völlig stimmiges, aufregendes und anrührendes, schmerzvolles und hoffnungmachendes, rauschhaft intensives Kinoerlebnis, das viele begeisterte Zuschauer verdient hätte.